Nachruf auf Ulrich Wotschikowsky
Er war bis zuletzt unzufrieden ob des mangelnden Tempos und der fachlichen Widersprüche im bayerischen Wildtiermanagement und scheute sich nicht, gegenüber den verantwortlichen Behörden und Politiker*innen die Missstände und Versäumnisse klar und deutlich anzusprechen. Noch vom Krankenbett aus hat er in Sachen Wolf und Luchs E-Mails geschrieben und sich in Presse und Öffentlichkeit zu aktuellen Ereignissen geäußert.
Wotsch nahm gegenüber „Freund und Feind“ nie ein Blatt vor den Mund. Er war ein Mann der klaren, direkten Worte – immer von Fairness und Respekt gezeichnet und auch in Streitgesprächen auf das Finden von inhaltlichen Gemeinsamkeiten und gemeinsamen Lösungen ausgerichtet.
Wenn er am Gegensatz zwischen dem fachlich Gebotenen und dem aus politischen Gründen tatsächlich Umgesetzten verzweifelt ist, dann immer nur für kurze Zeit. Schnell war er wieder zur Stelle und ein nimmermüder Verfechter eines pragmatischen und fachlich fundierten Managements.
Mit der internationalen Luchsgruppe und der 1978 erfolgten Veröffentlichung des Buches „Der Luchs. Erhaltung und Wiedereinbürgerung in Europa“ war er seiner Zeit weit voraus. Das von ihm 2016 ausgearbeitete Memorandum „Der Luchs soll wiederkommen“ weist den Weg zur Umsetzung des im bayerischen Managementplan Luchs definierten Ziels einer „vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt“.
Als passionierter Jäger war er auch eine der wenigen Personen, die mit Positionen und Argumenten auch bei Jägern, Jagdgenossenschaften und Waldbauern gehört und respektiert wird. Mit seinem Leitbild für das Rotwild hat er einen wichtigen Akzent gesetzt und sich u.a. als Gründungsmitglied des ökologischen Jagdverbands immer für eine moderne Jagd eingesetzt.
Als ehrenamtliches Mitglied der Große-Beutegreifer-Initiative-für-Europa der Weltnaturschutzunion (IUCN Species Survival Commission - Large Carnivore Initiative for Europe) stand er jahrzehntelang in engem fachlichen Austausch mit Wolfs-, Luchs- und Bär-Expert*innen aus ganz Europa und konnte so deren Erfahrungen in die bayerische Diskussion um Wolf und Luchs einbringen.
Es war uns immer eine große Freude, mit ihm an konstruktiven Lösungen im Wildtiermanagement zu arbeiten. Wir sind dankbar für die Jahrzehnte der Zusammenarbeit, in denen sein fachlicher Rat und seine klaren Analysen unsere Arbeit für die Rückkehr der großen Beutegreifer entscheidend mit geprägt haben.
Bayern verliert einen der besten Kenner von Schalenwild, Luchs und Wolf und einen großen Naturschützer.
Der Bitte seines Sohnes Sebastian in dessen Nachruf auf seinen Vater (http://woelfeindeutschland.de/liebe-leser), uns weiterhin offen den Fragen rund um die Koexistenz von Mensch und Wildtier zu stellen, werden wir nachkommen.