NÄCHTLICHER SKITOURISMUS SCHADET DER BERGNATUR
Die zurzeit großangelegte Werbung für geführte Nachtskitouren am Hirschberg beim Tegernsee hat auch beim BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) für große Besorgnis gesorgt. Derartige kommerzielle nächtliche Unternehmungen im freien Berggebiet – überwiegend im Bergwald – führen nach Ansicht des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) unweigerlich zu Störungen der Tierwelt in ihrer Ruhephase. Der BN weist auf die Situation besonders des Schalenwildes und der Raufußhühner im Winter hin.
Alle Beunruhigungen in diesem Zeitraum wirken sich besonders negativ auf das Wild aus. „Notzeit hat das Wild hier nicht durch die hohe Schneelage oder die Kälte, sondern die Notzeit entsteht durch die Störungen. Deshalb sollte man so unnötige Störungen wie nächtliche Skiunternehmungen im Bergwald unbedingt unterlassen.“ Kritisiert Axel Doering, Sprecher des BN AK Alpen den nächtlichen Skitourismus.
„Auch wenn man es nicht sieht, hält sich gerade in diesen Wäldern das Wild zum Überwintern auf. Da gibt es Rotwild, Rehwild, Gamswild und Birkwild.“ stellt Manfred Burger für den BN Miesbach für den Hirschberg fest.
Alle diese Wildarten benötigen im Winter, wenn es nicht mehr um den Aufbau von Reserven, sondern um das Überleben geht, deutlich weniger an Nahrung als im Sommer. Sie schränken ihre Aktivitäten und damit ihren Energieverbrauch drastisch ein. Das gesamte Leben der Wildtiere ist auf Energieeinsparung ausgerichtet. Artspezifische Unterschiede der Aktivitäten sind wohl genetisch fixiert und unabhängig von den aktuellen Winterbedingungen. Um weniger Wärme nach außen abzugeben, wird einerseits durch ein dichtes Winterfell die Isolierung verbessert und, noch wichtiger, andererseits die Körpertemperatur reduziert. Rotwild etwa bewegt sich in Winternächten kaum und die Unterhauttemperatur, gemessen in Höhe des Brustbeins, also noch relativ nahe am Körperkern, sinkt auf 15 °C ab. Noch weiter vom Körperkern entfernt werden sogar Temperaturen im einstelligen Bereich erreicht.. Da mit der Temperaturabsenkung die Fluchtfähigkeit des Wildes reduziert ist, muss sich das Wild störungsfrei und sicher fühlen. Da geht es nicht um kurzfristiges Davonlaufen vor einem Skifahrer, sondern ein Kaltstart erfordert unglaublich viel Energie und setzt die natürlichen Erhaltungsregeln außer Kraft. Zusätzlich muss das Wild dann intensiv nach Nahrung suchen, die es dann überwiegend an den Nadeln und Knospen der Waldbäume findet und es entstehen die gefürchteten Verbiss-Schäden.
Da im Winter nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität des Winterfutters, mit höherem Faser- und geringerem Eiweißgehalt, abnimmt, passt sich auch hier das Wild an. Die Darmpassage-Zeit ist im Winter länger und der Nahrungsbrei wird intensiver aufgeschlossen. Da weniger Nahrung verdaut werden muss, wird nach Untersuchungen sogar der Verdauungstrakt um 20 - 30 Prozent reduziert.
Für das Beispiel Hirschberg gilt: „Des einen Vergnügen des anderen Not“. Unter dieses Motto kann man die neuen Aktivitäten des Skibergsteigens stellen, zudem extra ein Bus aus München Gäste ins Tegernseer Tal bringt. Deshalb appelliert der BUND Naturschutz in Bayern an die für die Aktivitäten am Hirschberg Verantwortlichen, seien es die Skischulen, die Busunternehmen, aber ganz besonders auch an die Skisportler, das nächtliche Skibergsteigen im Bergwald einzustellen. Sollte es zu keiner naturverträglichen Lösung kommen, sieht der BN jedoch die verantwortlichen Behörden für Forst und Naturschutz sowie die Waldbesitzer in der Verantwortung, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen z.B. Aussprechen von Betretungsverboten und Einrichtung von Schutzzonen.
Für Rückfragen:
Dr. Christine Margraf, Fachabteilung München, Tel.: 089- 54829863