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Naturnahe Forstwirtschaft ist unverzichtbar

Zukunftsbaum Tanne im Zeichen des Klimawandels

04.09.2007

Passau. Der Bund Naturschutz in Bayern hat die bayerische Forstwirtschaft aufgefordert, sich umgehend auf den Klimawandel einstellen, wenn der Wald in Bayern eine Zukunft haben soll. Anlässlich einer Waldbegehung in Neureichenau und Kößlarn forderte der Vorsitzende des Verbandes, Prof. Dr. Hubert Weiger, die Staatsregierung auf, die notwendigen Mittel bereitzustellen, damit Mischwälder aus heimischen Baumarten wie Tanne und Buche die naturfernen und anfälligen Nadelbaumreinbestände so schnell als möglich ersetzen können.

 

„Die naturnahe Forstwirtschaft ist das am besten geeignete Instrument, um unsere Wälder für den Klimawandel fit zu machen“, sagte Weiger. „Wir dürfen keine Zeit verlieren, denn Stürme und Borkenkäfer haben bereits große Lücken in die Fichtenwälder gerissen. Die großen Kahlflächen müssen mit heimischen Laubbaumarten und mit der Tanne aufgeforstet werden. Die Bayerischen Staatsforsten dürfen sich nicht darauf beschränken, Kapital aus den gestiegenen Holzpreisen zu schlagen, sondern sie müssen schneller auf die Sturmwürfe und Borkenkäferbefall reagieren.“

 

Der Klimawandel hat mittlerweile bayernweit dramatische Ausmaße angenommen. Orkane wie Kyrill lassen erahnen, welche Bedrohungen in den nächsten Jahrzehnten auf unsere Wälder zukommen. Zur Zeit wird dort zu sehr auf schnellen Profit, Großmaschineneinsatz und Personalabbau gesetzt. Erst vor kurzem hat die Bayerische Staatsforsten angekündigt, 40 neue Großmaschinen einzukaufen, um die Holzernte weiter zu mechanisieren. Doch schon jetzt hat der Staatswald nicht mehr genügend Personal, um das Sturmholz schnell genug aufzuarbeiten und den Borkenkäferbefall einzudämmen. In vom Sturm vergleichbar betroffenen Privatwäldern sind die Schäden durch den Käfer deutlich geringer, weil Überwachung und Entdeckung durch die Eigentümer wesentlich früher erfolgen.

 

Der BN fordert, mehr erfahrene und gut ausgebildete Forstfachleute einzustellen, damit diese auf überschaubaren Flächen die Aufräum- und Pflanzarbeiten organisieren können. Elmar Thumbach, Kirchenwaldbetreuer vom Stiftungswald Kößlarn: „Der massive Stellenabbau der letzten Jahre hat dazu geführt, dass im Wald nicht mehr genügend Fachpersonal für die notwendigen Arbeiten zur Verfügung steht. Ein Förster ist heute für ein durchschnittlich 2000 Hektar großes Revier zuständig. “ Förster Thumbach rechnet damit, dass der zunehmende Großmaschineneinsatz und eine zentralistische, bürokratische Führung zwangsläufig zum Verlust der auch im Interesse der Zukunftsfähigkeit des Waldes aller Bürger gebotenen Naturnähe führen. „Das Ziel, stabile und artenreiche Mischwälder zu begründen, die mit dem Klimawandel am besten zurechtkommen, kann nur mit hohem fachlichen Wissen, handwerklichem Können und genauer Kenntnis der kleinflächig wechselnden Standortsbedingungen weiter aufgebaut und entwickelt werden,“ so Thumbach weiter. „Durch die Personalwechsel kommt es sogar zu Doppelerschließungen, wobei zwei Wegenetze für die Holzernte in den gleichen Wald geschlagen werden. Dabei werden schon mal 30-40 Prozent des Bestandes in Rückegassen, Wege und Holzlagerplätze umgewandelt. Danach ist es für Stürme ein Leichtes, die instabilen Waldbestände umzuwerfen.“

 

Der Bund Naturschutz fordert von der Staatsregierung, die Gewinne aus dem Holzverkauf wieder in den Wald zu investieren, anstatt jährlich Millionenbeträge an den bayerischen Finanzminister abzuführen. Nur so können die Staatswälder die vorbildliche Bewirtschaftung des Waldes der Bürger sicherstellen.

 

Dass es auch anders geht, beweisen einige Forstbetriebe, in denen seit Jahren auf die Naturverjüngung von Mischwäldern gesetzt wird. Doch dies funktioniert nur, wenn die Wildbestände auf eine waldverträgliches Maß reduziert werden. Nur wenn sie nicht Jahr für Jahr von Rehen und Hirschen gefressen werden, können standortheimische Baumarten wie die Tanne, Ahorn, Buche und Esche möglichst schnell zu stattlichen Bäumen heranwachsen. Baumarten wie die Tanne widerstehen mit ihren tief hinabreichenden Wurzeln Stürmen und finden auch in Trockenzeiten noch genügend Wasser um gesund zu bleiben und Insektenbefall zu widerstehen.

 

Für Rückfragen:

László Maráz
Waldreferat Bund Naturschutz in Bayern

Tel:       0911-81 87 8-22
Fax:     0911-86 95 68
Mobil:   0178-17 444 09
E-mail:  maraz-laszlo@gmx.net