Neue Bestandszahlen: Luchse brauchen aktive Hilfe
Mit nur 88 erwachsenen Luchsen, die vor allem auf drei größere, aber voneinander isolierte Bestände verteilt sind, ist der deutsche Luchsbestand weiterhin hochgradig gefährdet. Die drei bedeutenden Vorkommen im Bayerischen Wald, im Harz und im Pfälzer Wald sind alle durch Wiederansiedlungsprojekte etabliert worden. Wie erfolgreich diese sind, zeigt das aktuelle Beispiel des Pfälzerwaldes, das dazu beigetragen hat, die Gesamtzahl der Weibchen mit Nachwuchs in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 28 zu erhöhen.
In Bayern gab es elf reproduzierende Weibchen, die Gesamtzahl der Luchse beträgt 49, gegenüber 47 im Vorjahr. Zusätzlich wurden noch 39 Tiere in Bayern nachgewiesen, die ihren Aufenthaltsschwerpunkt aber in Tschechien oder Österreich haben. In Bayern gibt es viele geeignete Luchslebensräume: Spessart, Rhön, Frankenwald, Oberpfälzer Wald mit Steinwald, Fichtelgebirge, Bayerisch-Böhmisches Grenzgebirge sowie die bayerischen Alpen mit Anbindungsmöglichkeiten an Luchsvorkommen in den West- und Ostalpen. Doch viele geeignete Lebensräume blieben weiterhin unbesiedelt.
Jungluchse wandern meist nur 50 Kilometer weit ab und viele werden bei ihren Wanderungen überfahren. Deswegen ist eine Etablierung von Luchsbeständen in diesen Lebensräumen durch abwandernde Tiere sehr unwahrscheinlich. Hinzu kommen illegale Tötungen und Krankheiten. Wegen der geringen Zahl von Tieren muss in allen Populationen mit genetischen Problemen gerechnet werden.
Richard Mergner fordert deswegen die Freisetzung von Luchsen in geeigneten Lebensräumen in den bayerischen Mittelgebirgen und den Alpen. Nur so könne das 2008 von der Bayerischen Staatsregierung im "Managementplan Luchs" definierte Ziel einer "vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt" erreicht werden.