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Nie wieder Tschernobyl - e.on raus aus der Atomkraft

Bund Naturschutz und BUND
protestieren vor den Toren der Stromkonzerne

24.04.2006

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bund Natur-schutz in Bayern (BN) und die Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) haben heute vor der Zentrale von e.on für eine Energieversorgung ohne Atomkraft demonstriert. Unter dem Motto "Nie wieder Tschernobyl - e.on raus aus der Atomkraft!" stellten Aktivisten ein drei Meter hohes Atomkraftwerk auf und versperrten damit den Eingang des Konzerns. e.on ist an den 5 bayerischen Atomkraftwerken in Ohu bei Landshut, Grafenrheinfeld und Gundremmingen beteiligt und fordert gemeinsam mit anderen großen Energieversorgern längere Laufzeiten für seine Atomkraftwerke. Auch vor den Zentralen von RWE in Essen, von EnBW in Karlsruhe und von Vattenfall in Berlin fanden BUND-Proteste statt. Anlass für die bundesweiten Aktionen ist der bevorstehende 20. Jahrestag seit Beginn der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

BUND, BN und JBN forderten die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung auf, sich gegen die Interessen der Stromkonzerne durchzusetzen und Rahmenbedingungen für den sofortigen Atomausstieg zu schaffen. Alles andere sei nicht verantwortbar.

Reaktorkatastrophe auch in Deutschland wahrscheinlich

Deutsche Atomkraftwerke sind alles andere als sicher, wie schon 1989 die von der damaligen Bundesregierung präsentierte deutsche Risikostudie bestätigte. Prof. Birkhofer, ausgewiesener Atombefürworter, präsentierte erschreckende Wahrscheinlichkeitsangaben für das technische Versagen deutscher Reaktoren. Bezogen auf die Betriebszeit der 200 europäischen Reaktoren ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 6, so groß wie die Chance, beim Würfeln spontan eine Sechs zu erzielen. Die Katastrophe fordert, so die Risikostudie, bis zu 14000 Soforttote und Hunderttausende sog. "Folgetoten". Weite Landstriche würden für Jahrhunderte nicht bewohnbar.

Der Wunsch der Stromkonzerne, Atomkraftwerke noch über ihre Laufzeit hinaus zu betreiben, erhöht dieses Unfallrisiko immens.
Wie unsicher die Atomkraftwerke sind, wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass kein Versicherungsunternehmen bereit ist, Atomkraftwerken eine angemessene Haftpflichtversicherung auszustellen, wie es bei anderen Kraftwerken oder beim PKW nötig ist. Dieser Ausnahmezustand wird vom "Atomgesetz" sanktioniert.

Angesichts dieses Risikos fordern BUND, BN und JBN am 20. Jahrestag von Tschernobyl erneut den weltweiten Ausstieg vor der nächsten Reaktorkatastrophe. Da ihr Zeitpunkt nicht vorhersehbar ist, ist diese Forderung gleichbedeutend wie die nach dem sofortigen Atomausstieg.

Int. Atomenergieorganisation IAEO verhöhnt Retter und Opfer

Unmittelbar nach Beginn des Reaktorbrandes versuchten 800.000 Helfer (sog. Liquidatoren) den Brand einzudämmen, indem sie Beton und Stahl in den Reaktorschlund warfen. In minütlich wechselnden Schichten setzten sie Ihr Leben aufs Spiel, um Europa vor einem noch größeren Katastrophenausmaß zu bewahren. Weit über 50.000 dieser Liquidatoren haben dies bisher mit ihrem Leben bezahlt, viele andere mit lebenslanger Invalidität. Viele Opfer gab es nach den Angaben der weißrussischen, ukrainischen und russischen Behörden auch unter der Bevölkerung. Noch heute werden missgebildete Kinder geboren, andere leiden unter der hohen Strahlenlast.

Der BN ist entsetzt über die Behauptungen der IAEO, die bisherige Opferzahl liege bei "nur" 58, alles andere liege an der schlechten medizinischen Versorgung in den betroffenen Ländern.

Die IAEO, die als ihre Aufgabe die Förderung und Verbreitung der Atomkraft sieht, zeigt nach Ansicht von BUND und BN hier ein besonders unmenschliches Gesicht.

Atomkraft riskant, aber energiewirtschaftlich unbedeutend

So riskant der Betrieb von Atomkraftwerken und so groß die Probleme der Atommüllentsorgung sind, so klein ist die energiewirtschaftliche Bedeutung der Atomkraft.

Nicht einmal 3 Dutzend Länder weltweit nutzen die Atomkraft. In Deutschland hat der Atomstrom einen Anteil von 5% an der Energieversorgung, weltweit von 2,7%, weniger als die Wasserkraft, wenn man dem Weltenergiereport der RWE folgt. Die Uranreserven werden schneller als Öl oder Gas zu Ende gehen. Allerhöchste Zeit also, schnell aus dieser Technologie auszusteigen. Das erhöht auch den Druck auf die Staaten, die Atomkraft militärisch nutzen wollen.

Alternativen endlich einsetzen

Wärmedämmung, Energiesanierung, Energieeinspartechnik und Erneuerbare Energien hatten Jahrzehnte das Nachsehen, weil in vielen Industrieländern die staatlichen Subventionen vorrangig in die Atomkraft flossen, z.T. noch fließen.

Erst die Preissprünge bei Öl, Gas und Uran haben das Augenmerk wieder auf die heimischen Energien gelenkt. Das Energieeinsparpotential liegt in Deutschland bei mehr als 60%, in andern Ländern noch höher. Die Kosten für diese Techniken sind auf vielen Gebieten niedriger als das Weiterbezahlen einer hohen Ölrechnung. Den Restbedarf können Solarenergie, Wind, Was-ser, Biomasse und Geothermie leicht abdecken.

Nur Energieeinspartechnik und Erneuerbare Energien können das Klimaproblem schnell und effektiv lösen, Atomkraft nicht.

Der Bund Naturschutz fordert die Bayer. Staatsregierung auf, die Energieeinsparungstechnik (auch bei den staatlichen Gebäuden) finanziell zu fördern, statt an der Förderung von Atomprojekten festzuhalten.

So führt die Bayerische Landesbank ein Konsortium an, das das finnische Atomkraftwerk Olkiluoto mit Milliardenkrediten zum sagenhaften Zinssatz von 2,6% p.a. subventioniert. Die bayerischen Kreditinstitute HypoVereinsbank und Bayerische Landesbank bieten Kredite zur Vollendung des bulgarischen Atomreaktors Belene an. E.ON will sich als Investor beteiligen. (Belene liegt mitten in einer Erdbebenregion, die Lagerung des Atommülls ist ungeklärt; an den 14 Jahre alten Resten einer Reaktorbauruine soll weitergebaut werden.)

Großkundgebung am Samstag, 29.4. in München

Am 29. April 1986 überschritt die erste radioaktive Wolke aus Tschernobyl die bayerischen Landesgrenzen.

Der Bund Naturschutz ruft zusammen mit vielen Bürgerinitiativen und Umweltgruppen Bayerns Bevölkerung dazu auf, am Samstag, den 29.April 2006 ab 11 Uhr am Odeonsplatz in München gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zu protestieren.

Redner aus Frankreich, Tschechien und Bayern werden den weltweiten Ausstieg aus der Atomtechnik fordern.

Neben dem Landesvorsitzenden des Bund Naturschutz, Prof. Hubert Weiger, werden Mycle Schneider aus Paris (Träger des Alternativen Nobelpreises), Dana Kuchtova aus Budweis (Südböhmische Mütter gegen Temelin), Gina Gillig (Mütter gegen Atomkraft) und Raimund Kamm (FORUM gegen Zwischenlager Augsburg) sprechen. Die zweite Bürgermeisterin, Christine Strobl, spricht das Grußwort der Landeshauptstadt München.


gez. Prof. Dr. Hubert Weiger,
Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Richard Mergner, Landesbeauftragter Bund Naturschutz
Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Energiereferent Bund Naturschutz
Thorben Becker, Energiereferent des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Bernd Orendt, Geschäftsführer Jugendorganisation Bund Naturschutz

Für Rückfragen:
Energiereferat BN: Tel. 0951/519 06-09 Fax 0951/519 06-10
Landesbeauftragter BN: Tel. 0171/6394370, 0951 - 81878-25