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Persilschein für den Elch?

Bund Naturschutz kritisiert Planungen für das Würzburger IKEA-Projekt, sieht aber Teilerfolg

22.06.2007

Einen Dämpfer musste die Stadt Würzburg in Hinblick auf ihre Planungen im Würzburger Nordosten hinnehmen. Diese hatte bei der Regierung von Unterfranken die Genehmigung von Eingriffen in alle in der 77. Änderung des Flächennutzungsplanes enthaltenen Lebensraum-Flächen des Feldhamsters beantragt.  Die Regierung von Unterfranken hat diese Befreiung jedoch nur für das IKEA-Vorhaben und den Anschlussknoten an die B 19 in Aussicht gestellt (sowie für die Vorhaben auf Lengfelder Seite). Nicht in Aussicht gestellt hat sie diese für die geplanten Gewerbegebiete auf Versbacher Seite, und für die zweite, hintere Erschließung für Ikea und Gewerbegebiete. Dies wird mit der Sorge um den Erhalt der Feldhamsterpopulation begründet und mit der Tatsache, dass der Stadt genug andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, Gewerbegebiete in feldhamsterschonender Weise zu errichten.  Karin Miethaner-Vent, 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Würzburg, sieht darin einen „wichtigen Teilerfolg für unsere Arbeit“.

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Dennoch kündigt die Stadt Würzburg in den vorliegenden Planunterlagen nicht nur an,  diese Vorhaben zu einem späteren Zeitpunkt erneut anzugehen, sie bekräftigt die von der Regierung verworfenen Ziele und Argumente auch noch mehrfach..  Dies ist nicht nur offene „Salamitaktik“, - nach Ansicht des Bundes Naturschutz stellt sie damit auch die Zulässigkeit der jetzigen Planung in Frage.

 

Kritik übt der Bund Naturschutz aber auch an der von der Regierung von Unterfranken erlassenen positiven landesplanerischen Beurteilung für das IKEA-Vorhaben mit B19-Knoten und Anbindung an Lengfeld.

„Hier soll auf landwirtschaftlich besten Böden, inmitten des Lebensraumes, des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters, eines der größten IKEA-Einrichtungshäuser für ganz Deutschland entstehen – und nur deshalb an diesem Standort, damit IKEA für seine Kunden schon aus der Ferne sichtbar und über die Autobahnen A71 und A3 leicht erreichbar ist“, so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V..

Dass mit diesem „Quasi-Persilschein“ eine weitere Verkehrsbelastung mit allen negativen Folgen verbunden sein wird, wird von der Stadt Würzburg und der Regierung von Unterfranken einfach ignoriert. „Damit zeigt sich die Inkonsequenz der Stadt Würzburg, zum Beispiel bei dem erklärten Ziel einer Verkehrsreduzierung auf dem Mittleren Ring“, erläutert Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg. Den Preis zahlen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Würzburg und umliegender Gemeinden wie Höchberg oder Rimpar sowie Natur und Landschaft.

 

Unverständlich ist auch die Konsequenz, welche die Stadt Würzburg aus den demografischen Veränderungen zieht:  Man  müsse expandieren, um keine Abwanderungen hinnehmen zu müssen.

So konstruiert man „zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses“ an den Planungen, welche nötig sind, um in den Hamsterlebensraum eingreifen zu können. Diese sind jedoch umso weniger stichhaltig, als sich gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung die Gemeinden hüten müssen, neue Infrastruktur nach außen zu verlagern, sondern ganz im Gegenteil gefordert sind, ihre innere Entwicklung zu stärken.

Zudem ist kurz – bzw. mittelfristig zu erwarten, dass riesige Konversionsflächen in Würzburg leer stehen werden, während zugleich die Bevölkerung schrumpft und altert. Ein weiteres „Expandieren“ nach außen ist schon deshalb ein völlig verfehlter Ansatz und dient auch nicht ansatzweise dem öffentlichen Interesse!

 

Nach Auffassung des Bundes Naturschutz ist auch die notwendige  Alternativenprüfung völlig unzureichend, da nur die  Bewertungsmaßstäbe des Investors unreflektiert zur Anwendung kamen.

Dies gilt umso mehr, als nach geltender Rechtsprechung dem Investor nicht unerhebliche Abstriche am Planungsideal zugemutet werden können, wenn ein Alternativstandort oder eine Ausführungsalternative mit erheblichen Gewinnen für den Schutz der Natur (hier: Hamster) verbunden ist.

 

Damit wird klar, dass das Vorhaben IKEA den Vorgaben der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie klar widerspricht.

 

 

Für Rückfragen:

Karin Miethaner-Vent, 1. Vorsitzende der KG Würzburg, Tel. 0931-69367

Helmut Schultheiß, Regionalreferent für Unterfranken,  Tel. 0911-81878-13