Prof. Dr. Karl Ganser verstorben - BN trauert um einen Visionär und Vordenker der Umweltbewegung
Der BUND Naturschutz (BN) Landesverband und die BN-Kreisgruppe Günzburg trauern um Prof. Dr. Karl Ganser. 2007 hat der BN die herausragende Lebensleistung von Prof. Dr. Karl Ganser in Anerkennung seines jahrzehntelangen, glaubwürdigen Einsatzes für den Natur- und Umweltschutz mit dem Bayerischen Naturschutzpreis, der höchsten Auszeichnung des Verbandes, gewürdigt.
„Prof. Ganser hat den Natur- und Umweltschutz in Deutschland entscheidend innovativ fortentwickelt und damit geprägt. Gerade die Vernetzung und die Zusammenschau verschiedener Disziplinen - vom Denkmalschutz und der Baukultur über eine ganzheitliche Stadt- und Regionalplanung bis hin zur Umwelt-, Landwirtschafts- und Energiepolitik - haben seine Arbeit ausgezeichnet“, so Hubert Weiger, BN-Ehrenvorsitzender.
Prof. Ganser hat Meilensteine für eine bürgernahe und die Grenzen des Wachstums beachtende Raumplanung und Stadtentwicklung gesetzt. Er hat als einer der ersten erkannt, dass für eine „bessere Stadt“ die bestehenden Baubestände transformiert werden müssen, während die Diskussionen darüber immer noch Neubau-fixiert waren. Seine Analysen und Visionen sind für den Naturschutz noch heute in der Auseinandersetzung um eine Begrenzung des Flächenverbrauchs wichtig.
Von 1989 bis 1999 war Prof. Dr. Ganser Leiter der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park, einer der landschaftlich geschundenen und wirtschaftlich durch den Niedergang der Kohle- und Eisenindustrie geschwächten Regionen Deutschlands. Er hat sich dort herausragende und bleibende Verdienste erworben, weil er durch eine Kreislaufwirtschaft im Flächen- und Energieverbrauch, im Gebäudebestand und in der Wasserwirtschaft eine ökologische und ökonomische Erneuerung nach dem Prinzip „Wandel ohne Wachstum“ durchsetzte.
Seine Mitarbeit bei der agrarsozialen Gesellschaft in den 70er Jahren hatte schon damals die Stärkung des ländlichen Raums und einer bäuerlichen Landwirtschaft zum Ziel. Ein Thema, das gerade angesichts der Folgen der agrarindustriellen Tierhaltung mehr denn je aktuell ist.
Schon 1977 formulierte Karl Ganser in seiner Veröffentlichung „Probleme der Energieversorgung“, zentrale energiepolitische Positionen, die Ihrer Zeit weit voraus waren. In einer Zeit, in der bis auf wenige Außenseiter alle davon überzeugt waren, dass der Energie- und Stromverbrauch in Deutschland nur durch die Atomkraft gedeckt werden könne, erkannte er, dass die Atomkraft den Ausbau Erneuerbarer Energien behinderte. Er warb für das Energiesparen und für den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. Diese Aussagen vor 50 Jahren zeigen, wie weit er seiner Zeit voraus war - besonders, wenn man sie mit aktuellen Zitaten so mancher „verantwortlicher“ Politiker vergleicht.
Mit dem BUND Naturschutz, dessen Ehrenmitglied Prof. Dr. Karl Ganser seit 2007 durch die Verleihung des Bayerischen Naturschutzpreises war, verband ihn der gemeinsame Kampf für „Bayerns Schönheit“, der Kampf gegen die Agrogentechnik, gegen den Flächenfraß und gegen die Ansiedelung von Einzelhandelsgroßprojekten und Gewerbegebieten im Außenbereich. In seiner Grundsatzrede von 2007 „Wildnis in der Stadt“ beschreibt er, dass Wildnis in die Städte zurückkehren wird und zurückkehren muss und dass diese Entwicklung Teil künftiger Stadtentwicklungskonzepte werden muss. In diesem Sinne war er auch ehrenamtlich in Naturschutzprojekten der heimatlichen BUND Naturschutz Kreisgruppe Günzburg tätig, der er immer verbunden blieb.
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