Pumpspeicherwerk Riedl erforderlich für Erneuerbare Energien JA oder NEIN
Das Speichern von Energieträgern hat in Bayern Tradition. Hinter jedem traditionellen Bauern- oder Landhaus steht ein Holzstoß – als Vorrat für die Wärme im Winter. In die Zukunft geblickt stellt sich die Frage , welche Form von innovativen Energie- und Stromspeicher die bayerische Energiepolitik benötigt, wenn sie endlich Ernst machen würde mit Energiesparen, Ausstieg aus der Atomenergie und Einstieg in den naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien? Klassische, althergebrachte Pumpspeicherwerke oder neue Konzepte der Stromspeicherung ?
Der Bund Naturnaturschutz in Bayern fordert und unterstützt den kräftigen Ausbau der Erneuerbaren Energie in Bayern und befürwortet notwendige Stromspeicher und Stromleitungssysteme, die diese Erneuerbaren Energien unterstützen. Aus den vorliegenden Planungsunterlagen zum Raumordnungsverfahren des geplanten Pumpspeicherwerkes Riedl bei Passau geht jedoch nicht klar hervor, ob dieser Speicher den Umstieg auf erneuerbaren Energien unterstützt oder ob hier als wirtschaftliches Ziel nicht doch die Gewinnoptimierung für Atomstrom im Vordergrund steht. Der Bund Naturschutz hält daher aus energiepolitischen wie naturschutzfachlichen Gründen das geplante Pumpspeicherkraftwerk für nicht genehmigungsfähig und fordert ein Aussetzen des Raumordnungsverfahrens.
„Vorrangige Aufgabe des Freistaates Bayern ist es durch klare Landes- und Raumentwicklungspläne den regionalen und lokalen Rahmen für geeignete und ausreichende Standorte der Erneuerbaren Energien festzulegen und damit auch offen zulegen, wo dann tatsächlich zusätzliche Stromleitungen und zusätzliche Stromspeichersysteme erforderlich sind“, fordert Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern. „Das Hauptproblem für neue Windkraftanlagen, welche die wichtigste Säule der Erneuerbaren Energien darstellen, ist die erschreckende Planlosigkeit der Bayerischen Staatsregierung“, so Mergner. „Wenn Dr. Albrecht Schleich von der Rhein-Main-Donau-Kanal AG in seinem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung verspricht, das geplante Pumpspeicherkraftwerk Riedl für die Erneuerbaren Energien zu nutzen, ist dies eine löbliche private Aussage – aber leider fehlt im vorliegenden Raumordnungsverfahren eine klare Festlegung des Pumpspeicherwerkes Riedl auf Strom aus Erneuerbaren Energie.
Das geplante Pumpspeicherwerk Riedl wird eine Investitionssumme von knapp einer halben Milliarde Euro verschlingen. Eine so hohe Investitionssumme benötigt eine klare und fundierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, um das Vorhaben in einem akzeptablen Zeitraum zu amortisieren. In den vorliegenden Unterlagen zum Raumordnungsverfahren Riedl fehlt eine überzeugende Darstellung, wie dieses Bauvorhaben mit den fluktuierenden Stromproduktionen aus Sonne und Wind und umgeht und mit diesen wirtschaftlich arbeitet. Wir befürchten daher, dass Riedl vor allem den billigen Nachtstrom aus Grundlastenkraftwerken wie Kohle- und Atomkraftwerken einkaufen wird, um diesen dann zu Tagesspitzenpreisen verstromt und verkauft. Einer Gewinnmaximierung von Atomstrom via Riedl wird der Bund Naturschutz nie zustimmen“, so Helmut Steininger, Vorstandsmitglied und Schatzmeister des Bund Naturschutz in Bayern.
„Das Pumpspeicherwerk Riedl der Donau Kraftwerk Jochenstein AG soll im Bereich einer der ökologisch wertvollsten Naturraumräume Bayerns gebaut werden, den Donauhangleiten bei Jochenstein in der Nähe von Passau – Naturschutzgebiete und Fauna-Flora-Habitat-Gebiete – warum ausgerechnet hier, in diesen ökologisch so verletzlichen Hängen? Bei Pumpbetrieb sollen direkt aus der Donau ca. 80 Kubikmeter pro Sekunde Wasser hochgepumpt werden in den Speicher – das ist auch für einen großen Fluss viel. Was geschieht mit den Fischen und Wassertieren, die in die Pumpen und Turbinen gelangen? Warum ist hier kein Auslaufbacken geplant?“ beklagt Karl Haberzettl, Vorsitzender der Kreisgruppe Passau des Bund Naturschutz in Bayern.
„Wir wohnen und leben hier und lassen uns nicht so einfach vertreiben. Über 100 Hektar Land sind direkt von diesem gigantischen Bauvorhaben betroffen. Über 20 Hektar werden eine tote Wasserfläche sein, denn eine Auf- und Ab der Wasserfläche von über 20 Metern überlebt kein Süßwassersystem. Solange nicht klar wird, für wen dieses Vorhaben wirklich arbeitet, ist unsere Entscheidung klar – wir werden dagegen kämpfen, “so Christian Schmied, Vertreter der lokalen Interessengemeinschaft RIGOJO.
Erneuerbare Energien zur Versorgung unserer Industriegesellschaft mit Strom sind eine technologische Herausforderung – die wir in Bayern bewältigen müssen und können. Während konventionelle Energieträger wie Erdöl oder Gas gut speicherbar sind, gibt es für Strom heute noch keine umfassende und wirtschaftliche Lösung. Die fluktuierende Produktion von Strom aus Erneuerbaren Energien erfordert breite innovative Lösungen, von Stromspeichern im Sekunden und Minutenbereich bis hin zur Speicherung über Tage, Wochen und Monate. Tags scheint bekanntermaßen die Sonne, nachts nicht – zugleich aber sind Menschen vor allem tags aktiv, die meisten schlafen nachts. Die Stromproduktion der Fotovoltaikanlagen passt also recht gut zum Stromverbrauch von uns Menschen. „Hauptsäule der Erneuerbaren Energien ist vor allem die Windenergie. Während kurzzeitige Schwankungen von Flauten und Böen durch einen überregionalen Verbund ausgeglichen werden können, stellen längere Stürme oder Windstillen Anforderungen für die Stromversorgung mit Windenergie dar. Das Pumpspeicherwerk Riedl mit 4,24 Millionen Kubikmeter Wasserspeicher und einem Auslauf von 100 Kubikmeter pro Sekunde liefert maximal 12 Stunden Speicherstrom – wobei die gespeicherte Strommenge kleiner als 0,1 Prozent des deutschen Strombedarfs ist. Riedl scheint daher kaum eine gute Lösung für den Speicherbedarf der Erneuerbaren Energien zu bieten“, stellt Dr. Herbert Barthel fest, Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz in Bayern. „Effektiver und bei weitem flexibler wäre die Stromspeicherung in chemischen Energieträgern, wie Methan oder Erdgas – hier existiert bereits eine umfassende Infrastruktur für Verteilung, Speicherung und flexibler Verstromung, “ so Barthel. Hier sind innovative Vorgaben gefragt und nicht über 50 Jahre alte Technologien, wie Pumpspeicherwerke.
Für Rückfragen: Dr. Herbert Barthel
herbert.barthel@bund-naturschutz.de, Tel. 0911 81878-17