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Schutz der Moore: Klima-, Hochwasser- und Artenschutz aus einem Guss

Bund Naturschutz (BN) stellt Moorschutzprojekte der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau vor

17.08.2010

Die Bewahrung und Renaturierung von Mooren ist für den Erhalt zahlreicher hoch spezialisierter Arten und der biologischen Vielfalt insgesamt genauso wichtig, wie für die Wasserrückhaltung und den Klimaschutz. Der Schutz der Moore ist deshalb schon seit langem ein landesweiter Schwerpunkt des Bund Naturschutz. „Gerade in Südbayern sind viele unserer Kreisgruppen in diesem Bereich besonders aktiv und haben durch Renaturierungsmaßnahmen zur Sicherung dieser bedrohten Ökosysteme schon vieles erreicht“, betonte Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN.

Auch die BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau engagiert sich seit langem für den Erhalt und die Verbesserung der Moorlebensräume im Landkreis, der für die hier vorkommenden Hoch- und Übergangsmoore bayernweit eine besondere Bedeutung und auch Verantwortung im Rahmen der bayerischen Biodiversitätsstrategie hat. „Neben der fünf Hektar umfassenden Hochmoorfläche „Roßdümpfel“ bei Hinterschmiding, die uns schon länger gehört, konnten wir in diesem Jahr drei weitere Moorgrundstücke im Gemeindebereich von Philippsreut erwerben“, erklärte Christiane Grapentin, die Vorsitzende der Kreisgruppe. „Zwei dieser Flächen befinden sich in einem überregional bedeutsamen Moorkomplex bei Hinterfirmiansreut, der sich durch eine sehr hohe Standortvielfalt auszeichnet und in dem noch viele seltene und gefährdete Arten, wie Kreuzotter, Hochmoorgelbling oder Korallenwurz vorkommen“, sagte Grapentin.

Ermöglicht wurde dies durch finanzielle Zuschüsse im Rahmen der Klimaprogramms „KLIP 2020“ des bayerischen Umweltministeriums, mit dem auch Maßnahmen zur Renaturierung von Hochmooren gefördert werden. „Gerade Moorschutz ist wegen der notwendigen Sicherung des Wasserhaushalts sowie der dauerhaften natürlichen Entwicklung, oft nur durch den Erwerb der Flächen möglich“, erklärte Karel Kleijn, der Ökologieexperte der Kreisgruppe. „Und wir werden alles tun um dieses Ziel zu erreichen und dieses Gebiet in direkter Nähe zum Grünen Band Europas zu erhalten und zu verbessern.“

Durch den Erwerb der Grundstücke konnte die BN-Kreisgruppe aber nicht nur einen weiteren wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt  im Hinteren Bayerischen Wald leisten. Es ist auch ein Signal um praktisch zu zeigen, dass Moore als unverzichtbare Kohlenstoffspeicher in verstärktem Maße dauerhaft zu erhalten sind um ihre enorme Bedeutung für den Klimaschutz zu sichern. „In Bayern, in Deutschland in Europa und weltweit dürfen diese Ökosysteme nicht weiter entwässert, umgebrochen und durch sonstige menschliche Aktivitäten zerstört werden“, forderte Mergner.

Moorschutz ist unverzichtbar beim Klimaschutz

In intakten Mooren wird abgestorbenes Pflanzenmaterial konserviert, weil der zur Zersetzung notwendige Sauerstoff im nassen Torf fehlt. Klimawirksames Kohlendioxid wir dadurch dauerhaft gebunden und kann nicht in die Atmosphäre entweichen. Pro Hektar speichern Moore im mittel etwa 700 Tonnen Kohlenstoff, sechsmal so viel wie Wald. Sie sind damit pro Flächeneinheit die größten Kohlenstoffspeicher. Moore bedecken nur 3 % der Landfläche der Erde, speichern aber 30 % des weltweiten Boden-Kohlenstoffs.

Werden Moore entwässert, zersetzt sich das Pflanzenmaterial weil es unter Sauerstoffeinfluss oxidiert und Kohlendioxid entweicht  Zusätzlich wird dabei Lachgas freigesetzt, das 310-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid ist. Nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Umweltschutz könnten durch gezielte Renaturierung bayerischer Moore jährlich bis zu 5 Mio Tonnen Kohlendioxidäquivalente eingespart werden, was über 6 % des jährlichen Ausstoßes in Bayern entspricht.

Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Bedeutung intakter Moore für uns alle. Hinzukommt die enorme Wasserspeicherkapazität dieser Ökosysteme und damit der Schutz vor Hochwasserereignissen, sowie die zentrale Bedeutung der Moore bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt. „Insgesamt stellen Investitionen in Moorrenaturierungsprojekte einen großen Gewinn für alle dar und auch kleinere Flächen, wie sie jetzt die BN- Kreisgruppe erworben hat, sind dabei ganz wichtige Bausteine“, betonte Kurt Schmid, BN-Regionalreferent für Niederbayern. „Gerade im Regierungsbezirk Niederbayern müssen die Anstrengungen noch deutlich verstärkt werden um beispielsweise auch bei der Renaturierung und der moorverträglichen Nutzung der großen Niedermoore im Isartal  weiter zu kommen und im Bayerischen Wald die noch bestehenden Moore zu sichern und deren Naturhaushalt zu verbessern“, so Schmid.

Umfassender Klimaschutz bedeutet auch Vorrang für den Schienenverkehr

Angesichts der weltweiten und zum Teil dramatischen Wetterereignisse in den letzten Monaten, hat vermutlich auch der letzte Zweifler begriffen, dass der vom Menschen gemachte Klimawandel in vollem Gange ist. Zur Verringerung der Ursachen müssen, neben vielen anderen Maßnahmen, auch Verkehrsverlagerungen von der Straße auf die Schiene vorrangig voran gebracht werden. „Bei der Umsteuerung in der Verkehrspolitik, weg von der nach wie vor bestehenden Straßenbaumanie, auch hier im Bayerischen Wald, hin zu umwelt- und klimaschonenden Verkehrsmitteln darf keine Zeit mehr verschwendet werden“, betonte Richard Mergner.

Der BN Landesverband und die BN Kreisgruppen vor Ort begrüßen daher ausdrücklich die geplante Reaktivierung der Ilztalbahn als positives Beispiel und „Zug-Nummer für die Region“, sowie als wichtiges Signal einer zukunfts- und ausbaufähigen Verkehrpolitik. „Wir freuen uns, dass der Betrieb nun anscheinend im September aufgenommen werden kann und endlich, nach langer Zeit, der erste Zug wieder von Passau nach Freyung fährt, nachdem es leider immer wieder zu Verzögerungen kam“, sagte Christiane Grapentin. Sie betonte auch, dass die Kreisgruppe die Idee der Reaktivierung der Ilztalbahn seit der Gründung des Fördervereins Ilztalbahn e.V. im Jahr 2005 unterstützt und Mitglieder der Kreisgruppe seit dieser Zeit aktiv im Verein mitarbeiten. Grapentin: „Neben der besseren Anbindung zu unseren tschechischen Nachbarn und den damit verbundenen menschlichen und kulturellen Aspekten, begrüßen wir vor allen Dingen die Bemühungen um eine alternative Mobilitätsform. Mit der Bahn steht sowohl Gästen als auch Einheimischen ein klimaschonendes Verkehrsmittel zur Verfügung. In Zeiten der Verknappung von Treibstoff, steigender Treibstoffpreise  sowie des fortschreitenden Klimawandels ist die Ilztalbahn einfach ein MUSS!“

Die Weichen sind nun gestellt damit zunächst ein planmäßiger Freizeit- und Tourismusverkehr an den Sommerwochenenden erfolgen kann, mit Shuttlebusverkehr zu den Zügen der tschechischen Bahn nach Nove Udoli und Vimperk.  Der BN wird die Ilztalbahn (ITB) und das Fernziel der Ilztalbahn GmbH für einen ganzjährigen öffentlichen Personennahverkehr auf der Strecke Passau – Waldkirchen – Freyung weiter unterstützen und dies auch auf politischer Ebene einfordern. Heike Dülfer, die Geschäftsstellenleiterin der Kreisgruppe, verbindet mit dem Start der ersten Züge auch die Hoffnung, dass dann die Streitigkeiten mit den Bahngegnern endlich aufhören und auch sie die Ilztalbahn als wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Autoverkehrs in der Region akzeptieren.

Für Rückfragen:
Kurt Schmid
BN Regionalreferent für Niederbayern
Tel.: 089/548298-88 oder -63
kurt.schmid@bund-naturschutz.de