Skizirkus ohne Ende?
Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) hat sich zum Zuschlag Garmisch-Partenkirchens für Ski-WM 2011 kritisch geäußert: „Es darf nicht sein, dass mit der ausbrechenden Goldgräberstimmung nun weitere Eingriffe in den Bergwald ohne Rücksicht auf die Natur und ohne Gesamtkonzept durchgeführt werden“ so Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender. „Garmisch-Partenkirchen hat sich mit der konsequenten Orientierung in Richtung Wintersport und der Ausrichtung der Ski-WM in einer Zeit der Klimaerwärmung auf einen ökologisch und ökonomisch äußerst riskanten Weg begeben.“ ergänzt Axel Doering, Kreisvorsitzender vor Ort.
Der BN hatte bereits die Genehmigungsbescheide für den Ausbau und die technische Beschneiung der Kandaharabfahrt und der Hornabfahrt stark kritisiert, weil die Summe der Planungen für den Raum und die Natur einen „Generalangriff auf den Berg“ darstellt. Es handelt sich hier nicht nur um die Bergwaldrodungen zur Durchführung der Ski-Weltmeisterschaft, sondern auch um massive Erweiterungen der Hornabfahrt und der Anlage eines Beschneiungssees mit den dazugehörigen Deponieflächen für den Aushub im schützenden Bergwald. Die Eingriffe in die Natur der Garmischer Berge für den Skisport haben bereits eine lange Geschichte, die schon in den letzten Jahren in typischer negativer Salamitaktik zu einer Ausweitung und Aufrüstung des Skigebietes geführt hat. Ein Gesamtkonzept für das Classic-Skigebiet mit umfassender Prüfung der Umweltverträglichkeit fehlt bis heute. Die Natur ist hier längst stark belastet. Daher fordert der BN bereits seit Jahren „ökologische Belastungsgrenzen“, um ein offensichtlich grenzenloses quantitatives Wachstum in den bayerischen Skigebieten zu verhindern. „Zumal angesichts der Klimaerwärmung viele der Investitionen in den Skisport in Höhenlagen unter 1500 m auch ökonomisch nicht sinnvoll sind.“ Daher verlangt der BN in Übereinstimmung mit vielen Klimaforschern ein Ende des internationalen Konkurrenzdenkens um die weitere quantitative Aufrüstung und stattdessen ökologisch verträgliche Gesamtkonzepte für den Wintertourismus in den bayerischen Alpen.
In den bisherigen Verfahren hat zwar die Überprüfung auf Vereinbarkeit der Planungen mit den Bestimmungen der Alpenkonvention zu einer Vielzahl von Veränderungen der ursprünglichen Planungen geführt, insbesondere zu einer Reduzierung der Eingriffe in rutschungsgefährdete Hänge. Doch dies ändert nichts an den nach wie vor verbleibenden massiven Eingriffen in den Bergwald (fast 10 ha Rodungen für Pistenerweiterung an der Kandahar, ca. 2 ha Rodungen an der Hornabfahrt) oder in den Wasserhaushalt (Beschneiungsanlagen mit beschneiter Fläche an der Kandahar von insgesamt 27 ha, weitere Beschneiungsteiche mit 65000 cbm Fassungsvermögen und Deponieflächen). Gerade die Beschneiungsanlagen sind außerdem sehr energieaufwändig. Die Rodung von Bergwald erhöht das Hochwasserrisiko, weil intakter Bergwald Niederschläge wie ein Schwamm zwischenspeichert.
Auch wenn es sich beim Classic-Skigebiet in Garmisch-Partenkirchen um eines der profiliertesten Skigebiete Bayerns handelt, liegt der Talort der Abfahrten auf 700 m Meereshöhe. Der laufende Klimawandel hat diesen Abfahrten bereits ihre Schneesicherheit genommen. Diese Entwicklung wird auch durch den flächendeckenden Einsatz von Schneekanonen nicht verhindert.
Zudem sind die Folgewirkungen, wie eine Zunahme des Verkehrs und eine weitere Belastung des Talkessels um Garmisch-Partenkirchen und damit der Bau weiterer Straßen, schon absehbar.