ICE-Werk im Raum Nürnberg - Trinkwasserschutz ernst nehmen!
„Mit der bereits eingetretenen Klimakrise wird gerade Nordbayern besonders stark unter Dürre leiden. Klimaschutz ist das Gebot der Stunde, nicht Waldrodung. Die Trockenheit wird auch die Grundwasservorräte verringern. Ich habe deshalb starke Bedenken, dass sich künftig die Menge und die Qualität des Wassers aus dem Gebiet bei Harrlach und damit auch die Qualität des Trinkwassers in Fürth deutlich verschlechtern werden. Daher lehne ich ein ICE-Werk am Standort Harrlach und ein Amazon-Logistikzentrum bei Allerberg ab. Unser Trinkwasser darf nicht gefährdet werden“, so Barbara Fuchs, Mitglied der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
„Für das ICE Werk sollen 46 Hektar Reichswald abgeholzt werden. Zusammen mit den geplanten Gewerbegebieten Allersberg West I und II und der bereits existierenden Sandgrube würde hier somit eine rund 90 Hektar große Industriefläche entstehen - mit unabsehbaren Auswirkungen auf die Grundwasserneubildung. Dabei ist der Grundwasserspiegel in den letzten Dürrejahren schon um anderthalb Meter gefallen“, so Verena Masopust, Sprecherin der Bürgerinitiative Harrlach.
Waltraud Galaske, Stellvertretende Vorsitzende der BN Kreisgruppe Fürth-Stadt: „Der Wasserversorger INFRA Fürth bezieht etwa 44 Prozent des Trinkwassers aus dem Gebiet bei Harrlach. Bei Hochwasser, wenn das Trinkwasserschutzgebiet der Stadt Fürth im Rednitzgrund überflutet ist, bezieht die INFRA sogar 100 Prozent des Wassers aus dieser Region. Der Stadtrat von Fürth hat klar Stellung bezogen und sich einstimmig gegen diesen Standort ausgesprochen, da die Trinkwasserversorgung gefährdet sein könnte. Das Fürther Wasserbündnis hat sich unserem Protest angeschlossen.“
Norbert Schöll von der BN-Ortsgruppe Allersberg erklärt dazu: „Die Trinkwasserschutzgebiete sind enorm wichtig für die Region. Unser Wasserversorger, die Brunnbachgruppe kann den zusätzlichen Bedarf von 83.000 Kubikmeter für das ICE-Ausbesserungswerk nicht stemmen. Vorrang hat die Gewährleistung der Versorgungssicherheit, auch für die Zukunft. Andernfalls ist zu befürchten, dass die Neubildung des Grundwassers künftig unter den Entnahmemengen liegen würde und es auf Dauer zu Engpässen in der Wasserversorgung käme.“
Das Wasser aus dem Gebiet um Harrlach ist besonders nitratarm und hat Mineralwasserqualität, da es in der Umgebung der Brunnen keine Landwirtschaft gibt und der Waldboden das Regenwasser perfekt filtert.
Der hohe Wasserbedarf des ICE Werks zum Reinigen der Züge und zum Auffüllen der Frischwassertanks entspricht dem Wasserbedarf mehrerer tausend Menschen und würde die Kapazität der Brunnen deutlich belasten. Zudem soll Regenwasser zur Reinigung der Züge eingesetzt werden und stünde dann nicht mehr für die Grundwasserneubildung zur Verfügung.
Hinzu kommt die Verwendung von Waschtensiden, Ölen und Fetten sowie von Glyphosat für die Freihaltung der Gleise. Zwar plant die Bahn, künftig den Schienenverkehr glyphosatfrei zu betreiben. Der Zeitpunkt des Ausstiegs wurde aber gerade von 2022 auf 2023 verschoben, und im Geschäftsbericht 2021 der Bahn steht: „Wir arbeiten seit einigen Jahren an der Entwicklung von alternativen Verfahren, Produktion und Anwendungsstrategien für die Vegetationskontrolle. … Nach aktuellem Stand werden bis 2023 innovative Verfahren noch nicht oder nur zu einem geringen Anteil zur Verfügung stehen.“
Die Nationale Akademie der Wissenschaften, die Leopoldina, appelliert aktuell an die G7-Gipfelkonferenz, jetzt sofort mit konkreten Klimaschutzmaßnahmen zu beginnen. Eine wichtige Forderung ist der Stopp der Entwaldung. Lokal steht das in großem Widerspruch zum Vorhaben des Bundesunternehmens Bahn, im heißen Nürnberger Becken ein ICE-Werk zu errichten, für das 46 Hektar Bannwald gerodet werden sollen.
Mit Unterschriftslisten und Online werden seit einigen Wochen Sammeleinwendungen im Raumordnungsverfahren „ICE Werk im Großraum Nürnberg“ gegen die drei Reichswaldstandorte gesammelt, explizit wird darin auch auf die Gefährdung des Trinkwassereinzugsgebietes bei Allersberg/Pyrbaum/Roth-Harrlach verwiesen.
Für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
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