Wasserkraft: Bayerns Flüsse und Bäche in Gefahr! – Jetzt BN-Appell zur Salzach unterschreiben
Die Freien Wähler fordern in ihrem Wahlprogramm an mehreren Stellen den Ausbau der kleinen Wasserkraft. Dabei werden schon jetzt ca. 4.000 Kleinwasserkraftwerke in Bayern betrieben die jedoch nur 1,5 % der bayerischen Stromerzeugung ausmachen (1). Selbst der Neubau vieler Kleinkraftwerke könnte also keinen wesentlichen Beitrag zur Energiewende liefern. Der von der CSU geplante massive Ausbau der Wasserkraft hätte indes verheerende Folgen für die Gewässerökosysteme im Freistaat. Der Beitrag aller bayerischen Wasserkraftwerke zur gesamten Stromerzeugung schwankt seit Jahrzehnten zwischen 13 und 16 Prozent (2), laut Wahlprogramm soll er auf 25 Prozent erhöht werden. Dieses Vorhaben wäre aber selbst beim Komplettausbau aller bayerischen Fließgewässer nicht realisierbar. So würde zum Beispiel der geforderte Bau eines Wasserkraftwerkes an der Salzach gerade einmal eine Steigerung von ca. 0,02 Prozent des Wasserkraft-Anteils bewirken (3). Zwei bis drei Windräder würden die gleiche Menge Strom liefern.
Dabei ist die Salzach der letzte auf weiter Strecke ungestaute Fluss in Bayern. Das Wasserkraftwerk würde bestehende Lebensräume degradieren und die vorkommenden Arten unter Druck setzen: Lockere Kiesbänke gehen aufgrund des Rückstaus für die Reproduktion von Fischen und Wasserinsekten verloren, an den Turbinen werden Fische getötet und die dynamische Versorgung der Auen mit Flusswasser wird beeinträchtigt.
Beate Rutkowski, stellvertretende Vorsitzende des BUND Naturschutz und Vorsitzende der Kreisgruppe Traunstein: „Flüsse und ihre Auen zählen zu den artenreichsten Ökosystemen in unseren Breiten. Gleichzeitig gehören ihre Bewohner zu den gefährdetsten Arten in Bayern: Bei den Fischen stehen hier 53 Prozent auf der roten Liste, bei aquatischen Insekten wie den Köcherfliegenlarven und Steinfliegenlarven sind es 42 beziehungsweise 47 Prozent. Gerade der Rückgang aquatischer Insekten schwächt Ökosystemfunktionen wie die Selbstreinigung von Flüssen und die Versorgung von Vögeln, Fledermäusen und Amphibien mit Nahrung. Wir haben das nötige Wissen und erprobte Methoden für die Renaturierung unserer Ökosysteme. Wir brauchen ein ambitioniertes und langfristig angelegtes Regierungsprogramm von Freien Wählern und CSU mit Blick auf unsere Gewässer und den Naturschutz allgemein.“
Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz erklärt: „Der Ausbau der Wasserkraft, der zusammen von Freien Wählern und CSU forciert wird, brachte und bringt die Energiewende nicht voran, unsere Gewässer werden aber nachhaltig geschädigt. Dies wiegt besonders schwer da konkrete Lösungen für die Renaturierung von Gewässern und anderen Ökosystemen in der Agenda von Freien Wählern und CSU fehlen. So wäre für die im CSU- Wahlprogramm angekündigten Renaturierungen und Maßnahmen zum naturnahen Hochwasserschutz eine bessere Ausstattung der Wasserwirtschaftsämter notwendig. Die Finanzierungen werden aber in beiden Wahlprogrammen mit keinem Wort erwähnt.“
Der BUND Naturschutz hat einen Appell an den Ministerpräsidenten gestartet mit dem Ziel die Salzach frei von Wasserkraftwerken zu halten und so den Weg zu ebnen für die Renaturierung ihrer Ufer und Auen. Die bisherige Resonanz kann sich sehen lassen, bis zum jetzigen Zeitpunkt haben rund 11.000 Menschen für den Erhalt der freifließenden Salzach unterschrieben (online + per Post).
Hier geht’s zum Appell:
https://www.bund-naturschutz.de/aktionen/deine-salzach
(1) Als Kleinwasserkraftwerke werden gemeinhin Kraftwerke mit einer Leistung unter 1 MW angesehen; Daten: www.lfu.bayern.de/wasser/wasserkraft/ueberblick/index.htm
(2) www.energieatlas.bayern.de/thema_wasser/daten
(3) Laut Informationen von Uniper würde die Jahresstromerzeugung maximal 35 GWh betragen. Da die Hälfte des Stroms an dem Grenzfluss Salzach nach Österreich geht würden in Bayern jährlich ca. 17 GWh verbleiben.