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Wiesenmeisterschaft 2012: Jury kürt die schönsten Wiesen im Naturpark Frankenwald

19.06.2012

32 landwirtschaftliche Betriebe haben sich für die von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Bund Naturschutz (BN) gemeinsam ausgeschriebene Wiesenmeisterschaft im Naturpark Frankenwald angemeldet. Das mittlerweile zum vierten Mal umgesetzte Projekt, das jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns stattfindet, würdigt die Leistungen der Landwirte für die Pflege der Artenvielfalt, speziell durch die extensive Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden.

Für die Juryrundfahrt wurden die fünf besten Wiesen und Weiden zur Begutachtung durch eine 9-köpfige Fachjury ausgewählt, die die Preisverteilung dann festlegt.

Bekanntgegeben werden die glücklichen Gewinner dann bei einer öffentlichen  Festveranstaltung im Kronacher historischen Rathaus am Donnerstag, den 5. Juli, ab 10.00 Uhr. Hauptgewinne sind eine Motorsäge im Wert von 500 €, ein Gutschein für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 350 € sowie Menügutscheine im Wert von je 70€ für jeweils 2 Personen im Landgasthaus Detsch in Haig.

Ziel der Wiesenmeisterschaft ist es, die Leistungen der Landwirte zu würdigen, die bereit sind, Grünland extensiv zu bewirtschaften und z.B. noch Heu machen und damit den Wiesenkräutern Zeit zum Wachsen und Blühen geben, oder den Blütenreichtum mit extensiver Beweidung sichern. Auch die  Bewirtschaftung von Feuchtwiesen, schwer befahrbaren Steilhängen oder abgelegenen Flächen zählt zu den besonderen Leistungen der Landwirte. Die Erhaltung und extensive Nutzung arten- und blütenreicher Wiesen und Weiden stellt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft dar und erfüllt Vorgaben der europäischen Schutzstrategien für Arten- und Lebensräume sowie für den Klima- und Hochwasserschutz. Doch nicht nur Bienen und Feldvögel, sondern auch der Mensch ist auf eine abwechslungsreiche und blühende Landschaft angewiesen.

Artenreiche Wiesen und Weiden prägen das Erscheinungsbild der urwüchsigen Mittelgebirgslandschaft des Frankenwaldes in besonderer Weise. Doch die farbenprächtige Vielfalt ist in Gefahr. Der nach wie vor ungebremste Strukturwandel in der Landwirtschaft setzt die Bauern unter Druck. Ertragsschwache Standorte werden aufgegeben, andere dafür intensiviert. Allein im Naturpark Frankenwald gingen so zwischen 2006 und 2010 rund 445 ha Grünland verloren.

Um diese Entwicklung aufzuhalten, müssen naturverträgliche und gleichzeitig rentable Grünlandnutzungen neu etabliert werden. Vielversprechende Ansätze zeigen sich in der Haltung und Vermarktung von Weiderindern. Die Wiesenmeisterschaft 2012 richtet den Fokus auf kräuterreiche Heuwiesen zur Winterfuttergewinnung. Mahd und Beweidung – Hand in Hand - schaffen so die Voraussetzungen für die Offenhaltung der engen Täler und rauen Hochebenen und sichern die Attraktivität für den Frankenwaldtourismus.

Von den 32 Betrieben, die sich für die Wiesenmeisterschaft im Naturpark Frankenwald beworben haben, stammen 14 aus dem Landkreis Kronach, 10 aus dem Landkreis Kulmbach und 8 aus dem Landkreis Hof. 15 Haupterwerbsbetriebe stehen 17 Neben- oder Zuerwerbsbetriebe gegenüber. Die meisten Landwirte verfüttern den Aufwuchs im eigenen Betrieb, darunter 14 Mutterkuhhalter und
sieben Milchviehhalter. Vier Landwirte halten Schafe oder Ziegen, einer Färsen. Bei den restlichen Teilnehmern handelt es sich um viehlose Ackermisch- oder Grünlandbetriebe, die das Heu an andere Landwirte oder Pferdehalter verkaufen.

In die Schlusswertung haben es drei Betriebe aus dem Landkreis Kronach sowie jeweils ein Betrieb aus den Landkreisen Hof und Kulmbach geschafft.

Die gemeldeten Wiesen wurden in den letzten drei Wochen von einer Vorjury bewertet. Zu den Kriterien zählen Artenvielfalt und Futterwert, aber auch der
Beitrag für die Kulturlandschaft und die Zukunftsfähigkeit des Betriebes werden berücksichtigt (vgl. unten). 

In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz, Landwirtschaft und Gesellschaft mit: ClaudiaAlberts, Landwirtschaftsamt Coburg, Andrea Glaßer, Landwirtin aus Konradsreuth, Gisela Lang, Kreiskulturreferentin, Kronach, Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising, Wolfgang Degelmann, Projekt Weiderind Frankenwald, Hof, Stephan Neumann, Höhere Naturschutzbehörde, Bayreuth, Dr. Gisbert Kuhn und Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, sowie Marion Ruppaner, Bund Naturschutz Agrarreferentin, Nürnberg.

 

Für Rückfragen:
Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin
Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 Dr. Gisbert Kuhn, LfL, Institut für Agrarökologie,
Tel. 08161- 71-58 26, E-mail: gisbert.kuhn@lfl.bayern.de

 


Anlage 1:

Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs landwirtschaftlich verwerten. Als Bewertungskriterien dienten die Artenvielfalt an Blütenpflanzen auf dem betreffenden Wiesen- oder Weidestandort, die Ertragsfähigkeit, die zukunftsfähige Nutzung und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche.

Artenvielfalt

Neben der Gesamtzahl an krautigen Pflanzen  wurde auch das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, den sogenannten „Rote Liste Arten“ positiv bewertet. Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) wurde negativ bewertet.

Bei der „Zukunftsfähigkeit“ der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten werden können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.

Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. So z.B. Feucht- und Nasswiesen in den schmalen Frankenwaldtälchen, Arnika- und Bärwurzwiesen auf den rauen Hochflächen, aber auch aufwendig zu bewirtschaftende Wiesenstreifen zwischen steilen Hangterrassen oder gut gepflegte Streuobstanlagen. Auch die Weidehaltung mit typischen und landschaftsangepassten Rassen, die gerade im Frankenwald einen unverzichtbaren Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft leistet, waren uns Extrapunkte wert.

Preisverleihung

Bekanntgegeben werden die Siegerbetriebe am 05.07.2012 bei einer öffentlichen Fest- und Vortragsveranstaltung von 10.00 bis 13.00 Uhr im historischen Rathaussaal Kronach.

Die Preise werden  in Anwesenheit des Präsidenten der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Herrn Jakob Opperer, der Regierungsvizepräsidentin Oberfranken, Frau Petra Platzgummer-Martin sowie dem BN-Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. Hubert Weiger, überreicht.

 

 

Anlage 2:  Kurze Charakterisierung der Betriebe:

 

Betrieb Manfred Haas, Grafengehaig, Zegast 2, Landkreis Kulmbach.

Acker-Grünland-Gemischtbetrieb (125 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN), davon 25 ha Grünland), Marktfruchtbau im Haupterwerb (HE) sowie Milchvieh (30 Fleckvieh-Kühe).

Zweischürige Feuchtwiese im Vertragsnaturschutzprogramm (VNP 1.7.) in typischem Frankenwald-Engtälchen (Steinachtal). Heu/Silage vollständig in Fütterung integriert, Lohnmahd für Kommunen im Frankenwald als zusätzliches Standbein.

mit Wald-Storchschnabel, Großer Wiesenknopf, Schlangenknöterich (>50 Arten, >7 RL-Arten).

 

Betrieb Hilmar Degel, Bad Steben, Schleeknock 3, Landkreis Hof

Demeter-Betrieb (HE), Acker-Grünland-Gemischtbetrieb (100 ha LN, davon 40 ha Grünland). Mutterkühe (Laufstall).

Ein- bis zweischürige Heuwiese „Krötensee“ (ca. 3 ha) im Kulturlandschafts-Programm (KULAP) ohne Düngung/ Pflanzenschutzmittel (PSM). Feuchtwiese (Bachaue) mit Übergängen zu Kleinseggenried. Aufwuchs wird vollständig verfüttert.

Mit Wald-Storchschnabel, Schlangenknöterich, Knabenkraut, Kreuzblümchen, Großer Wiesenknopf, Knöllchen-Steinbrech, Kuckucks-Lichtnelke (>46 Arten, >7 RL-Arten).

 

Betrieb Jürgen Schülein, Teuschnitz, Obere Trat 18, Landkreis Kronach

Mutterkuh- und Mutterschafhalter im HE (220 ha LN, davon 200 ha  Grünland). Fleischrassen Angus/Limousin. Fast der ganze Betrieb in KULAP ohne Düngung/ PSM. Etwa ¼ des Grünlands sind Dauerweiden, meist extensive Stand- und Umtriebsweiden.

Einschürige Feuchtwiese „Froschwiese“ (2,3 ha) in den Teuschnitzauen mit VNP 1.7. (frankenwaldtypische Storchschnabelwiese), Aufwuchs als Winterfutter. Teilnehmer Weideweltprojekt Frankenwald.

Mit Bärwurz, Perücken-Flockenblume, Schlangenknöterich, Verschiedenblättrige Kratzdistel, Wald-Storchschnabel (>46 Arten, >7 RL-Arten).

 

Betrieb Manfred Eidelloth, Stockheim, Dorfäcker 5, Landkreis Kronach

Mutterkuh-Betrieb (EU-Bio seit 2010) im  Nebenerwerb (NE), auschließlich Grünland (30 ha). Angus/Fleckvieh.

Ein- bis zweischürige, wechselfeuchte Waldwiese „Fichtelberg“ (1 ha) mit KULAP ohne Düngung/PSM, extensiviert (früher als Silage bewirtschaftet).

Heu als Winterfutter, Teilnehmer Weideweltprojekt Frankenwald.

Mit Kreuzblümchen, Knöllchen-Steinbrech, Knabenkraut, Margerite (>46 Arten, >7 RL-Arten)

 

Betrieb Heinrich Bauersachs, Mitwitz, Landkreis Kronach
Mutterkuh-Betrieb (EU-Bio seit 2000) im NE (53 ha LN, davon 34 ha Grünland). Angus-Zuchtbetrieb, seit 20 Jahren Direktvermarkter. Mutterkühe von April bis November auf der Weide.

Zwei- bis dreischürige Feuchtwiese „Angerwiese“ (2,4 ha) im Steinachtal (Überschwemmungsaue) mit KULAP ohne Düngung/PSM (seit 15 Jahre ohne Düngung). 1. Schnitt ab Ende Mai (kein Schnittzeitpunkt). Teilnehmer Weideweltprojekt Frankenwald. mit Großem Wiesenknopf, Kuckucks-Lichtnelke, Schlangenknöterich, Margerite (>46 Arten, >7 RL-Arten)