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Wiesenmeisterschaft: Jury kürt die schönsten Bauernwiesen des schwäbischen Hügellandes - Blühende Wiesen in Schwaben stark bedroht

38 landwirtschaftliche Betriebe haben sich für die von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Bund Naturschutz (BN) gemeinsam ausgeschriebene Wiesenmeisterschaft im Schwäbischen Hügelland zwischen Donau, Lech und Iller angemeldet. Damit liegt die Beteiligung ähnlich hoch wie bei den Wiesenmeisterschaften 2010 im oberfränkischen Jura und 2009 im südlichen bayerischen Wald. Für die Initiatoren ist die rege Beteiligung ein Zeichen für ein beginnendes Umdenken in Richtung Wiesenschutz. Denn im Regierungsbezirk Schwaben liegt der Grünlandverlust der letzten Jahre (2005 bis 2010) mit 3,9 % deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 2,8 %. In einzelnen Landkreisen des Wettbewerbsgebietes liegen die Werte sogar bei 9,6 % (Günzburg) oder 7,9 % (Memmingen/Unterallgäu). Zu den verlorengegangenen Flächen gehören z.B. auch Wiesen in Überschwemmungs- oder Vogelschutzgebieten.

14.06.2011

Diese Entwicklung muss durch eine Änderung der agrarpolitischen Rahmenbedingungen gestoppt werden. Landwirte, die sich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen, sollen künftig eine verbesserte Förderung erhalten, fordert der BN. Weitere BN Forderungen sind, dass ausreichend Gelder für den Vertragsnaturschutz und im Kulturlandschaftsprogramm bereit gestellt werden und in Schutzgebieten verstärkt auch ordnungsrechtliche Maßnahmen zur Anwendung kommen müssen. Doch auch die Verbraucher sind gefordert, neue Marktmodelle zu unterstützen, mit denen landwirtschaftliche Betriebe ihre Leistungen für den Naturschutz in Wert setzen können. Gute Beispiele sind die Bioregionalvermarktung, wie sie die Firma Feneberg mit der „von hier“ Marke aufgebaut hat oder die Marke “die faire Milch“ des BDM, bei der die Fütterung der Milchkühe mit viel Wiesenfutter, reduziertem Maisanteil und ohne gentechnisch verändertes Soja erfolgt.

Ziel der Wiesenmeisterschaft ist es, die Leistungen der Landwirte zu würdigen, die bereit sind, Grünland extensiv zu bewirtschaften und z.B. noch Heu machen und damit den Wiesenkräutern Zeit zum Wachsen und Blühen geben, oder den Blütenreichtum mit extensiver Beweidung sichern. Auch die  Bewirtschaftung von Feuchtwiesen, schwer befahrbaren Steilhängen oder abgelegenen Flächen zählt zu den besonderen Leistungen der Landwirte. Die Erhaltung und extensive Nutzung arten- und blütenreicher Wiesen und Weiden stellt einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft dar und erfüllt Vorgaben der europäischen Schutzstrategien für Arten- und Lebensräume sowie für den Klima - und Hochwasserschutz. Nicht nur Bienen und Feldvögel, sondern auch der Tourismus sind auf eine abwechslungsreiche und blühende Landschaft angewiesen.

Bedroht sind die „Grünlandstandorte“ vor allem durch drei Entwicklungen:

·         Umbruch in Ackerland: Wiese weicht dem Maisacker, die Schutzfunktion von Dauergrünland für vorbeugenden  Hochwasser- und Klimaschutz gehen verloren.

·         Immer frühere und häufigere Grünlandnutzung durch Änderung der arbeitswirtschaftlichen Verfahren: statt Heugewinnung wird siliert – Kräuter haben keine Zeit mehr zum Blühen und verschwinden aus dem Landschaftsbild.

·          Immer schnellere Nutzung, so dass innerhalb weniger Tage in großen Landstrichen alles gemäht ist und Rückzugsraum für Vögel und Wildtiere und Nahrung für Schmetterlinge, Bienen, Hummeln oder Heuschrecken auf einen Schlag verschwinden.

Von den 38 Betrieben, die sich aus sechs schwäbischen Landkreisen beworben haben, stammen 13 aus dem Unterallgäu, je 8 aus den Landkreisen  Augsburg und Günzburg, 4 aus Donauries, 3 aus Dillingen sowie 2 aus dem Landkreis Neu-Ulm. Die Verteilung auf Haupt- (20) und Nebenerwerbsbetriebe (18) hält sich die Waage. Erfreulich war, dass die meisten Betriebe den Aufwuchs im eigenen Betrieb an ihre Tiere verfüttern. Beteiligt waren 22 Milchviehbetriebe und 3 Mutterkuhhalter. Die übrigen verteilten sich auf Geflügel-, Schweine- und Schafhalter, sowie 3 Pferdehalter und 3 Ackerbaubetriebe, die das Heu verkaufen,

Die Wiesen wurden in den letzten drei Wochen in Hinblick auf Artenvielfalt, Futterertrag und ihren kulturlandschaftlichen Wert von einer Vorjury bewertet. Jetzt konkurrieren die sechs schönsten Wiesen und Weiden um die vordersten Plätze. In die Endauswertung haben es je zwei Betriebe aus Günzburg und dem Unterallgäu sowie je ein Betrieb aus dem Landkreis Donau-Ries und Dillingen geschafft.

Die Jury für die Endauswahl der 6 besten Preise ist gleichberechtigt mit Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft besetzt.

Für die landwirtschaftliche Seite wirken mit:  Rainer Mendle, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Krumbach, Johannes Enzler, Leiter der staatlichen Kontrollbehörde für ökologischen Landbau und  Dr. Gisbert Kuhn, Institut für Agrarökologie der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Für die Naturschutzseite sind beteiligt: Dr. Andreas Zehm, Höhere Naturschutzbehörde, Regierung von Schwaben, Inge Steidl, BN Arbeitskreis Landwirtschaft und Marion Ruppaner, Agrarreferentin des Bundes Naturschutz.

Teilnahme- und Bewertungskriterien:

Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs landwirtschaftlich verwerten. Als Region wurde der Naturraum Schwäbisches Hügelland im Flüssedreieck von Donau, Lech und Iller ausgewählt. Als Bewertungskriterien dienten die Artenvielfalt an Blütenpflanzen auf dem betreffenden Wiesen- oder Weidestandort, die Ertragsfähigkeit, die zukunftsfähige Nutzung und der kulturlandschaftliche Wert der Fläche.

Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) wurde negativ, das von sogenannten „Rote Liste Arten“, also seltenen Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, positiv bewertet.

Bei der „Zukunftsfähigkeit“ der bewerteten Standorte ging es um Konzepte, wie Wiesenlandschaften für die Erholung und den Naturschutz dauerhaft erhalten werden können. Die Lösungen müssen in jedem Fall auch wirtschaftlich tragfähig sein. Wegweisend dafür ist, das artenreiche Grünland in den Betriebsablauf und die Wertschöpfungskette zu integrieren. Im Idealfall wird das anfallende Schnittgut als gesundheitsförderndes Raufutter für den eigenen Viehbestand genutzt, also Fleisch und Milch aus Gras produziert.

Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. So z.B. Feuchtwiesen in den großräumigen Auebereichen im Donau- und Lechtal aufwendig zu bewirtschaftende Wiesenstreifen zwischen steilen Hangterrassen, aber auch gepflegte oder erneuerte Streuobst- oder Heckenanlagen. Belohnt wurde auch der Erhalt oder die Wiedereinführung alter, lokaltypischer Haustierrassen, wie das Original Allgäuer Braunvieh und die Weidehaltung, die einen wichtigen Beitrag für das Landschaftsbild leistet.

Juryrundgang und Preisverleihung

Nach Abschluss des Juryrundganges wird die Jury sich abends zur Beratung zusammensetzen und in geheimer Abstimmung die Reihenfolge der  Preisträger endgültig festgelegen.

Bekanntgegeben werden die Siegerbetriebe jedoch erst am 08.07.2011 bei einer öffentlichen Fest- und Vortragsveranstaltung von 9.30 bis 12.30 Uhr im Rokokosaal der Regierung von Schwaben in Augsburg.

Die Preise werden  in Anwesenheit des Präsidenten der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Herrn Jakob Opperer, des Regierungspräsidenten von Schwaben, Herrn Karl Michael Scheufele, demMinisterialdirigenten Herrn Friedrich Mayer aus dem Bayerischen Landwirtschaftsministerium sowie dem BN-Vorsitzenden, Herrn Prof. Dr. Hubert Weiger, überreicht.

Hauptgewinne sind 2 Wohlfühlwochenenden im Bio-Hotel im Wert von 500 bzw. 300 €. Außerdem gibt es Menügutscheine für jeweils 2 Personen in einem Restaurant mit guter regionaler und biologischer Küche in Augsburg sowie attraktive Buchpreise. Alle Teilnehmer erhalten eine Urkunde und eine Liste der auf ihrer Wiese oder Weide gefundenen Pflanzenarten.

Es ist geplant, den Wettbewerb in den nächsten Jahren in weiteren Naturräumen Bayerns auszuschreiben.

 

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin

Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

 

Dr. Gisbert Kuhn, LfL, Institut für Agrarökologie,

Tel. 08161- 71-58 26, E-mail: gisbert.kuhn@lfl.bayern.de

 

Anlage:

 

Daten zum Grünlandrückgang in Schwaben:

Quelle: Auswertung der Antwort der Landtagspräsidentin vom 28.3.2011 auf die

schriftliche Anfrage des Abgeordneten Adi Sprinkart vom 14.12.2010;

Grünlandumbruch in Bayern 2

 

Landkreis/Stadt

Dauergrün-landfläche in ha 2005

Dauergrün-landfläche in ha 2010

Verände-rungen zu 2005 in %

Augsburg

892,15

864,65

-3,08

Kaufbeuren

1168,6

1155,8

-1,10

Kempten

3164,82

3321,78

4,96

Memmingen

2053,62

1850,87

-9,87

Aichach-Friedberg

8350,05

7879,18

-5,64

Augsburg

16889,22

15554,41

-7,90

Dillingen

8304,41

7760,41

-6,55

Günzburg

14027,62

12684,39

-9,58

Neu-Ulm

7013,96

6638,5

-5,35

Lindau

16797,24

16383,91

-2,46

Ostallgäu

68451,02

66692,15

-2,57

Unterallgäu

50406,15

46474,27

-7,80

Donau-Ries

16257,55

15395,97

-5,30

Oberallgäu

69198,74

69425,61

0,33

Summe Schwaben

282975,15

272081,9

-3,85

 

 

 

 

 

 

 

 

Dillingen

8304,41

7760,41

-6,55

 

 

 

 

Günzburg

14027,62

12684,39

-9,58

 

 

 

 

Memmingen/Unterallgäu

52459,77

48325,14

-7,88

 

 

 

 

Donau-Ries

16257,55

15395,97

-5,30