Wolf in Südbayern
Der Bund Naturschutz (BN) fordert angesichts des erst jetzt bekannt gewordenen Wolfes in Südbayern für rückkehrende Tierarten endlich ein staatlich getragenes Beratersystem als Mittler zwischen Mensch und Wildtier für Arten wie Wolf, Bär, Luchs, Biber und Fischotter. Überfällig ist ein staatlicher „Wildtierfonds“ mit finanziellem Ausgleich besonderer Einzelschäden und Mittel für Informations- und Präventionsmaßnahmen.
Der überfahrene Wolf im Landkreis Starnberg war keineswegs der erste Wolf in Bayern. Vor allem seit dem Jahr 2000 gibt es jedes Jahr Hinweise auf 1-2 durchwandernde Wölfe im Bereich des Nationalparkes Bayerischer Wald und im Grenzbereich zu Tschechien und Österreich. Erst 2004 wurde ein Wolf im Bayerischen Wald illegal erschossen. Ca. 18.000 Wölfe leben derzeit in Europa.
Der neue Fund eines Einzeltieres in Oberbayern zeigt nun erstmals, dass Wölfe nicht nur aus Osteuropa, sondern auch aus den italienischen Alpen nach Bayern einwandern können – wie übrigens auch der Bär Bruno. Lebensraum würden sie in Bayern in den weiträumigen Landschaften des Bayerischen Waldes und der Alpen finden.
Der einwandernde Wolf zeigt nach Bär „Bruno“ erneut, dass Bayern besser auf die Rückkehr von Großtieren vorbereitet sein muß. Der BN fordert seit Jahren vom Umweltministerium ein eigenes „Wildbiologisches Kompetenzzentrum Bayern“ nach dem Vorbild anderer Länder. Ein festes Beratungsteam von fünf Wildbiologen soll sich gezielt um früher ausgerottete und nun wiederkehrende Tierarten (wie Wolf, Bär, Luchs, Biber, Fischotter), die Aufklärungsarbeit der breiten Öffentlichkeit – auch um unbegründete Ängste zu nehmen - und mögliche Konfliktfälle kümmern. Zwingender Bestandteil eines modernen Wildtiermanagements ist ein „Wildtierfonds“, der mögliche Einzelschäden bei Landnutzern und Nutztierhaltern finanziell ausgleicht.
Überfällig ist zudem ein landesweiter naturschutzfachlicher Aktions- und Managementplan für diese Wildtiere mit der Analyse von Wanderkorridoren oder Ausbreitungsbarrieren und Vorgaben für abgestufte Aktionsformen bei Konfliktsituationen.
Hubert Weiger, Vorsitzender des BN: „Die Wildtiere Europas haben ihre Entscheidung getroffen und kommen auf leisen Pfoten allmählich zurück. Ob Bayern auch für große Wildtiere ein gastliches Land wird, hängt vom Handeln des Freistaates ab. Statt Lippenbekenntnissen sind nun Mittelentscheidungen für Fachpersonal und einen Wildtierfonds nötig. Bayerns ökologische Gastfreundschaft muss jetzt unter Beweis gestellt werden.“
Für Rückfragen:
Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent, BN Landesfachgeschäftsstelle,
Bauernfeindstraße 23, 90471 Nürnberg, Tel. 0911-81878-19
Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin, BN Fachabteilung,
Pettenkoferstraße 10a/I, 80336 München, Tel. 089-54829889