Zehn Jahre Wiesenmeisterschaft in Bayern - Artenreiche, blühende Wiesen können gut in Fütterungskonzepte integriert werden – mehr Beratung erforderlich
Die Befragung zeigt, dass die Möglichkeit, den Wiesenaufwuchs wirtschaftlich für die Fütterung zu nutzen sowie gut ausgestattete und langfristig sichere staatliche Förderprogramme wesentlicher Anreiz für die Landwirte sind, extensive, und damit für den Artenschutz besonders wichtige Wiesen zu erhalten und auch weiterhin extensiv zu nutzen.
Die Befragung ergab, dass die derzeitigen Förderprogramme nachgebessert werden sollten, z.B. ein Festmistprogramm aufgelegt und die Artenanreicherung von Wiesen mittels Mähgutübertragung gefördert werden sollte. Zudem fehle z.B. ein Beratungsangebot für die bessere Wertschöpfung kleinerer Betriebe und Nebenerwerbsbetriebe, die artenreiche Wiesen bewirtschaften und auch zum Futterwert artenreicher Wiesen und Weiden. Die vollständige Auswertung der Befragungsergebnisse und Datenauswertung wird bei einem Fachsymposium am 22.Oktober 2019 in München vorgestellt werden.
Wer hat teilgenommen?
Insgesamt haben sich im 10 Jahres-Zeitraum von 2009 bis 2018 453 Landwirte an den Wiesenmeisterschaften beteiligt. (Karte siehe Anlage) Die einzelnen Wettbewerbe hatten dabei zwischen 25 und 120 Teilnehmer. Etwa ein Drittel der teilnehmenden Betriebe wirtschafteten im Haupterwerb. Ein knappes Drittel der Teilnehmer (29%) waren Ökobetriebe. Milchviehbetriebe stellten mit 31 % die meisten Anmeldungen. Danach folgen Mutterkuhhalter (17 %) und Schaf- und Ziegenhalter (10 %) (siehe Abbildung). Zusätzlich wurden die jeweils fünf Erstplatzierten der letzten zehn Jahre befragt (50 Betriebe). Deren Meisterwiesen sind noch fast vollständig existent, und artenreich, bei fünf Betrieben konnte die weitere Bewirtschaftung über die Hofnachfolge oder einen Landschaftspflegeverband gesichert werden.
Lebensraum Wiese
Extensiv genutzte Wiesen gehören zu den artenreichsten Biotoptypen. Über ein Drittel der in Deutschland heimischen Farne und Blüten haben ihr Hauptvorkommen auf Wiesen und Weiden. In Bayern sind es sogar 50%. Wiesenblumen bieten durch Nektar und Pollen auch einer Vielzahl von Insekten, wie z.B. Tagfaltern oder Wildbienen Nahrung. Es gibt Schmetterlinge, wie z.B. den Ameisenbläuling, die auf sehr spezielle Wirtspflanzen und die passende Ameisenart angewiesen sind, um überleben zu können. Klar von Wiesen zu unterscheiden sind auf Ackerstandorten angesäte sog. Blühmischungen oder Brachen. Diese können den Lebensraum der dauerhaft genutzten extensiven Wiesen mit ihrer ganz speziellen Pflanzenzusammensetzung nicht ersetzen. Klatschmohn und Kornblume beispielsweise sind keine Wiesenpflanzen.
Forderungen
"Die Wiesenmeisterschaft hat gezeigt, dass Landwirte nicht nur eine attraktive Förderung für die extensive Nutzung ihrer Wiesen und Weiden brauchen, sondern dass die Programme auch aktiv beraten werden müssen", so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin. Der BN fordert deshalb neben dem weiteren Ausbau der Förderung extensiver Wiesen und Weidebewirtschaftung, auch mehr Fachkräfte an den Unteren Naturschutzbehörden und aktive Programmberatung an den Ämtern für Landwirtschaft. "Bei vielen, oft kleineren Betrieben fehlt nach wie vor das Wissen um die angebotenen Fördermöglichkeiten, und Hilfestellungen, wie sie ihre Betriebe wirtschaftlich stabil weiterführen können, wenn sie ihren Betrieb nicht vergrößern wollen", so Ruppaner. Deswegen sei es auch sehr wichtig, dass die Wildlebensraumberater und die Fachberatung an den Ämtern für Landwirtschaft besser vernetzt und in Sachen Naturschutz fortgebildet werden.
Agrarumweltprogramme nützen der Artenvielfalt
"Das Grünlandmonitoring der LfL hat ergeben, dass die Artenzahlen auf Flächen mit Agrarumweltmaßnahmen eindeutig höher sind als auf Flächen ohne Maßnahmen und oft auch höher liegen als der bayerische Durchschnitt (20 Arten/25 m²). Neuaufnahme bzw. Beibehaltung von Agrarumweltmaßnahmen lassen die Artenzahlen nochmal steigen. Umgekehrt bedeutet der Ausstieg aus Agrarumweltmaßnahmen einen Artenverlust, v. a. bei ursprünglich artenreichen Standorten. Wenn öfter gemäht wird geht auch die Zahl der für Bestäuber attraktiven Blüten zurück", erläutert Dr. Sabine Heinz von der LfL.
Für Rückfragen:
Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin Tel. 0911/81 87 8-20, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html
Dr. Sabine Heinz, LfL, Institut für Agrarökologie, Tel. 08161- 71-58 26/5, am veranstaltungstag mobil unter: 0174 1824996
sabine.heinz@lfl.bayern.de www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft
Anlagen:
Ziele der Wiesenmeisterschaften
Die Konzeption der Wiesenmeisterschaft beinhaltete, dass nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch die landwirtschaftliche Nutzung im Betrieb und die kulturlandschaftlichen Besonderheiten bewertet wurden. Mit der Wiesenmeisterschaft sollen die Leistungen der Landwirte für die Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden, und gleichzeitig ein Impuls gegeben werden, sich intensiver mit der Artenvielfalt der von Ihnen bewirtschafteten Wiesen und Weiden zu beschäftigen.
Verteilung der Wiesenmeisterschafts-Teilnehmer auf Betriebstypen
Anlage 2
Aus der Pressemitteilung des BN von Juli 2010:
...................Jakob Opperer, Präsident der LfL zeigte sich sehr erfreut, dass sich insgesamt 40 Landwirte aus dem Naturraum Oberfränkischer Jura/ Fränkische Schweiz mit insgesamt 70 Wiesen für den Wettbewerb angemeldet haben, und wies auf die gute Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz hin. Er dankte auch den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den örtlichen Naturschutzbehörden und dem Verein für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) für Ihre Unterstützung...........
................Der 2. Preis ging an Günther Braun aus Pegnitz-Körbeldorf im Landkreis Bayreuth.
Besonders preiswürdig war der Jury das Konzept einer "abgestuften Nutzung", das der Vollerwerbslandwirt mit Milchviehhaltung sowohl in seinem Gesamtbetrieb wie auch auf der prämierten Fläche vorbildlich umsetzt. Das heißt, der wüchsigere Unterhang der 1,6 ha großen Wiese wird zweimal im Jahr gemäht und dient vorrangig als Futterfläche für das Fleckvieh. Am Oberhang hat sich ein landschaftstypischer Halbtrockenrasen (über 40 Kräuter und Leguminosen) entwickelt, der nur einmal im Jahr gemäht wird und durch mehr als acht Rote-Liste-Arten besticht. Zu Beginn der Vegetationsperiode setzt der blaue Frühlings-Enzian einen unübersehbaren Akzent, im Frühsommer können seltene heimische Orchideen wie Fliegen-Ragwurz und Hohlzunge bestaunt werden.
Bei der Konzeption des offenen Freilaufstalles verbindet der ausgebildete Agraringenieur artgerechte Tierhaltung mit Wirtschaftlichkeit und Arbeitskomfort. Beim Fleckvieh setzt der Naturland-Demonstrationsbetrieb bewusst auf nicht enthornte Tiere.
Das hofeigene Fleisch aus Ochsen- und Färsenmast wird teilweise direkt vermarktet, Abnehmer für die Milch ist eine Biomilch verarbeitende Käserei. Außerdem wird die Produktpalette an regionale und überregionale Abnehmer vermarktet. Auf den Zweitplatzierten wartet eine wertvolle Digitalkamera.
Anlage 3
Naturland Hof Braun
www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/bio-erleben/unterwegs/demonstrationsbetriebe/demobetriebe-im-portraet/bayern/naturland-hof-braun/
Agraringenieur Günter Braun übernahm 1993 den elterlichen Nebenerwerbs-Bauernhof im Pegnitzer Ortsteil Körbeldorf und stellte ihn auf ökologischen Landbau nach den Richtlinien von Naturland um. Mittlerweile ist daraus ein Vollerwerbsbetrieb mit 140 Hektar Nutzfläche geworden.
Der rundum erneuerte, geräumige Außenklimalaufstall am Ortstrand bietet 80 Milchkühen und 75 Rindern viel Platz, Auslauf und jede Menge Tierkomfort. In der Fütterung wird ausschließlich hofeigenes Futter eingesetzt.
"Die Entscheidung, auf Ökolandbau umzustellen, war diejenige, die meinen Betrieb in den letzten 20 Jahren am weitesten vorangebracht hat", so Günter Braun.
Betriebsspiegel
Gemischtbetrieb,140 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche, davon 45 ha Ackerland und 95 ha Grünland
Fruchtfolge: Zwei Jahre Kleegras, Winterweizen/Wintergerste, Triticale/Sommergerste, Erbsen, Triticale, Ganzpflanzensilage mit Kleegrasuntersaat
Tierhaltung: 75 Milchkühe, fünf Ammenkühe, 50 Jungrinder, 25 Mastrinder (Fleckvieh)
Aufstallung: Mehrhäusiger Außenklima-Liegeboxenlaufstall mit integriertem Auslauf, Jung- und Mastrinder auf Zweiraum-Tiefstreustall, planbefestigte Laufgänge mit vollautomatischer Schieberentmistung
Anbauverband: Naturland
Günter Braun
Laurentiusstr. 11
91257 Pegnitz- Körbeldorf
Telefon: 09241 / 36 85