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Zweite S-Bahn-Stammstrecke München: Kostenexplosion verhindert wichtigen ÖPNV-Ausbau in ganz Bayern

Die Kosten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München werden mittlerweile auf 14 Milliarden Euro geschätzt. Das Milliardengrab Stammstrecke führt dazu, dass die Elektrifizierung der Schiene und andere ÖPNV-Projekte in Bayern weiter hinausgezögert werden. Deshalb hat der BUND Naturschutz in allen Regierungsbezirken auf die Stammstrecken-Misere aufmerksam gemacht.

21.09.2023

Aktionen gab es in München (Oberbayern), Günzburg (Schwaben), Viechtach (Niederbayern), Klardorf (Oberpfalz), Dinkelsbühl (Mittelfranken), Bayreuth (Oberfranken) und Stetten (Unterfranken). Wegen der Kostenexplosion in München können wichtige Schienenprojekte in ganz Bayern nicht umgesetzt werden. "So kann eine Verkehrswende nicht funktionieren!“, bedauert der BN-Vorsitzende Richard Mergner. „Wir kritisieren, dass die Bayerische Staatsregierung trotz Skandalen, Kostenexplosionen in ungeheurem Ausmaß sowie einem gesprengten Zeitplan immer noch sklavisch an der zweiten S‑Bahn‑Stammstrecke festhält. Zum Wohle aller Menschen in ganz Bayern, muss jetzt die Notbremse gezogen und der kostensparende und schneller realisierbare Alternativvorschlag des BUND Naturschutz umgesetzt werden!“

Die Fotoaktionen im Einzelnen:

München – Für die Münchner*innen gibt es bessere und schnellere Alternativen als die zweite S-Bahn-Stammstrecke, ist sich die Geschäftsführerin der Kreisgruppe München, Katharina Horn, sicher: „Mit dem Geld kann der S‑Bahn-Südring ertüchtigt werden, so dass die S-Bahn zusätzlich zum Regional-, Güter- und Fernverkehr im 10-Minuten-Takt über den Südring fahren kann. Für die Münchner Bürger*innen wäre dies eine deutlich schnellere und zudem sehr effektive Entlastung. Die bisherigen Arbeiten für die zweite Stammstrecke wären dabei nicht komplett umsonst gewesen. Die bisher gebauten Anlagen können zum größten Teil mit geringen Umbaumaßnahmen für den Teilausbau des Südrings verwendet werden. Im Vergleich zu den Gesamtkosten wäre der verlorene Bauaufwand überschaubar.“

Günzburg – Die Bahn plant derzeit eine Schnellbahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg, ein Halt im dazwischen liegenden Landkreis Günzburg ist nicht geplant. Alexander Ohgke, Vorsitzender der Kreisgruppe Günzburg, erklärt dazu: „Von der Bayerischen Staatsregierung kommen leider keinerlei Impulse für einen Regionalhalt. Würde die Trasse entlang der Autobahn verlaufen, wie es der BN vorschlägt, bietet sich der Regionalhalt Günzburg-Süd an, der den mittleren und südlichen Landkreis Günzburg mit etwa 100.000 Einwohnern für den Fernverkehr erschließen kann. Aber die Staatsregierung sitzt in München, Günzburg ist weit weg und das Geld wird für die zweite Stammstrecke gebraucht. Die Landbevölkerung darf den schnellen Zügen zwischen Augsburg und Ulm bloß hinterherwinken.“

Viechtach – Im Jahr 2016 wurde auf der Bahnstrecke von Gotteszell nach Viechtach der Probebetrieb eingerichtet – zunächst für 2 Jahre. 2018 wurde der Probebetreib für weitere 3 Jahre verlängert. Heute hat sich an der Situation immer noch nicht viel geändert. Lukas Hinkofer, Leiter der Geschäftsstelle Regen, meint: „Mittlerweile werden Investitionen in die Strecke getätigt, was uns hoffungsvoll stimmt. Doch es ist nach dieser langen Zeit wirklich überfällig, dass aus der touristisch sehr attraktiven Strecke und auch für die Menschen vor Ort endlich ein Regelbetrieb wird, der auf Dauer Bestand hat. Die Staatsregierung sollte diesen letzten Schritt gehen und sich zu dieser wunderschönen Bahnstrecke in ‚Bayrisch Kanada‘ endgültig bekennen.“

Klardorf – Im Rahmen des Ausbaus der Bahnstrecke Schwandorf–Regensburg zur sogenannten Regio-S-Bahn bietet sich als wichtiger zusätzlicher Haltepunkt Klardorf an, der auf halber Strecke zwischen Schwandorf und Maxhütte-Haidhof liegen würde. Peter Pracht, 2. Vorsitzender der Kreisgruppe Schwandorf, dazu: „Die enorme Sogwirkung des Regensburger Speckgürtels führt dazu, dass in Richtung Regensburg der Pkw-Verkehr aus dem Norden kurz vor dem Kollaps steht. Der Ausbau des ÖPNV ist deshalb enorm wichtig. Zusätzliche Haltestellen für die Regio-S-Bahn in Klardorf und auch Ponholz südlich von Maxhütte wären ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Wann dieser wirklich kommt, steht im Moment noch in den Sternen, ebenso wie die Reaktivierung der Bahnstrecke Maxhütte-Haidhof–Burglengenfeld.“


Dinkelsbühl – In den 80er-Jahren wurde sowohl die Strecke von Dombühl über Dinkelsbühl bis nach Wilburgstetten, als auch die Verlängerung über Wilburgstetten hinaus bis nach Nördlingen stillgelegt. Seitdem setzt sich der BN für eine Reaktivierung ein. Paul Beitzer, Vorsitzender der Kreisgruppe Ansbach, erklärt: „Schätzungen gehen von etwa 22 Millionen Euro für die Streckeninstandsetzung aus. Die Planungen hierfür laufen zwar bereits, die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert. Insbesondere die bayerische Staatsregierung muss wohl weitere Mittel locker machen und auch der Bund muss eventuell noch mal aufstocken. Dass die zweite Stammstrecke so viel Geld verschlingt, ist diesbezüglich sicherlich nicht förderlich. Durch die Bahn im Stundentakt würde der gesamte westmittelfränkische Raum profitieren. Die Fahrt nach Nürnberg wäre in etwa einer Stunde möglich und wenn die Verbindung nach Nördlingen käme, wären auch Augsburg und München schnell und bequem erreichbar.“

Bayreuth – Die Kreisgruppe fordert die Elektrifizierung und den zweispurigen Ausbau der Bahnverbindungen Nürnberg–Bayreuth–Hof. Der Geschäftsstellenleiter der Kreisgruppe Bayreuth, Dr. Johannes Lüers, sagt dazu: „Eine moderne und klimaneutrale Bahn soll die Region Bayreuth in den Deutschland-Takt einbinden und für einen attraktiven Öffentlichen Verkehr sorgen. Geld darf nicht nur für die teure zweite S-Bahn-Stammstrecke in München fließen, sondern es sollte in allen Landesteilen von Bayern investiert werden. Nicht nur die Festspiel-, Weltkulturerbe- und Universitätsstadt Bayreuth, sondern die ganze Region entlang der Bahnstrecke durch Oberfranken profitiert durch den Ausbau dieser Zugverbindung und trägt zu einer profitablen Anbindung Oberfrankens zu seinen Nachbarregionen bei.“

Stetten – Die Werntalbahn ist eine eingleisige elektrifizierte Strecke, die hauptsächlich dem Güterverkehr dient. Sie ist knapp 40 Kilometer lang und verbindet Gemünden am Main durch das Werntal mit Waigolshausen bei Schweinfurt. Momentan nutzen zwei Züge des RE55 Main-Spessart-Express („Freizeit-Express-Frankenland“) die direkte Verbindung zwischen Gemünden und Schweinfurt, allerdings nur an Wochenenden und ohne jeglichen Zwischenhalt – auch nicht in Stetten. „Der BN fordert seit geraumer Zeit die Reaktivierung der Strecke im Personenverkehr sowie die Wiederinbetriebnahme der vorhandenen Haltepunkte, verbunden mit einer optimierten Verknüpfung von Bahn und Bus“, so der Vorsitzende der Kreisgruppe Main-Spessart, Erwin Scheiner.