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Tiere und Pflanzen

Der Fischotter: Lebensraum und Lebensweise

Der Fischotter braucht saubere und fischreiche Gewässer. Ein guter Gewässerschutz, aber auch eine andere „Willkommenskultur“ sind nötig, damit sich das possierliche Tier in Bayern wieder ausbreiten kann.

Der Eurasische Fischotter (Lutra lutra) stellt hohe Ansprüche an seinen Lebensraum. Deshalb gilt er auch als sogenannte Leitart: Wo Fischotter leben, gilt die Natur als ökologisch intakt und bietet damit auch für andere seltene Tier- und Pflanzenarten ideale Bedingungen. Der schwimmende Jäger gehört zu den heimischen Marderarten.


Fischotter-Bau, Reviergröße und Fischotter-Nahrung

Voraussetzungen für den Lebensraum des Fischotters sind:

  • saubere, fischreiche Gewässer wie Flüsse, Bäche, Seen, Sümpfe, Flussmündungen und Meeresufer
  • strukturreiche Ufer mit überhängenden, umgestürzten Bäumen, Schilfgürtel, unterspülten Felsen zum Verstecken
  • bewaldete, busch- oder schilfbestandene flache Ufer, in die er seine Höhlen baut
  • territorial (d.h. mit festem Revier) und als Einzelgänger
  • Männchen werden nach zwei Jahren, Weibchen im dritten Jahr geschlechtsreif
  • ein bis drei Jungtiere pro Wurf nach einer Tragzeit von 58 bis 62 Tagen
  • Nachwuchs wird zwei bis drei Monate gesäugt, leben aber über ein Jahr bei ihrer Mutter
  • Nahrungsopportunist, d.h. er frisst das, was er am leichtesten erbeuten kann
  • Fische, Amphibien, Reptilien, Krebse, Vögel (auch Eier), Kleinsäuger und Insekten
  • jeder Fischotter benötigt rund ein Kilogramm Nahrung pro Tag
  • Körperform vorne „spitz“, nach hinten dicker werdend, bietet im Wasser wenig Widerstand
  • Schwimmhäute zwischen den Zehen der Vorder- und Hinterbeine
  • Tasthaare an der Schnauze zur Orientierung und Nahrungssuche in trübem Wasser
  • Nase, Augen und Ohren in einer Linie angeordnet: muss Kopf nur wenig aus dem Wasser heben, um Gefahren zu erkennen
  • keine dicke Fettschicht zur Wärmeisolation, dafür etwa 50.000 Haare pro Quadratzentimeter: das dichteste Fell all unserer heimischen Säugetiere (Biber ca. 23.000/cm², Mensch ca. 120/cm²)
  • braunes Fell, am Bauch hellbraun und im Bereich von Kehle und Kinn weißgrau

Weitere Merkmale des Fischotters finden Sie im Steckbrief 

Naturnahes Gewässer mit vielen Verstecken gesucht!

Der Fischotter kann überall dort leben, wo er saubere, fischreiche Gewässer mit strukturreichen Ufern vorfindet, im Prinzip in allen vom Wasser beeinflussten Lebensräumen. Dazu gehören stehende und fließende Gewässer, wie Flüsse, Bäche, Seen, Sümpfe, Flussmündungen und Meeresufer. Aber auch durch den Menschen entstandene Wasserlebensräume werden gerne angenommen. Voraussetzungen: sauberes Wasser, ein gutes Nahrungsangebot sowie strukturreiche Gewässer- und Uferbereiche. Überhängende Bäume, Sträucher, Schilfgürtel, unterspülte Bäume oder Felsblöcke dienen ihm zur Deckung, als Ruhe- und gute Jagdplätze. Doch der Fischotter braucht auch das Land. In bewaldete, busch- oder schilfbestandene flache Ufer baut er seine Höhle, deren Eingang wie beim Biber immer unter Wasser liegen muss. Die Wohnkammer befindet sich über der Hochwassergrenze und bleibt so immer trocken. Ein Luftschacht verbindet sie mit der Außenwelt. Hier sucht der Fischotter Schutz, zieht seine Jungen auf und ruht sich aus. Auch die teils ausgedehnten Wanderungen des Otters (maximal 35 bis 40 Kilometer pro Nacht) erfolgen über große Strecken hinweg über Land.

Ein Leben zu Wasser und zu Lande

Schwimmen und Tauchen? Für den Fischotter kein Problem. Seine Körperform (vorne „spitz“, nach hinten dicker werdend) bietet wenig Widerstand und Schwimmhäute zwischen den Zehen der Vorder- und Hinterbeine wirken fast wie Flossen. Die langen Tasthaare an der Schnauze des Otters helfen ihm bei der Orientierung und bei der Suche nach Nahrung im trüben Wasser. Seine Körperform (vorne „spitz“, nach hinten dicker werdend) bietet wenig Widerstand und Schwimmhäute zwischen den Zehen der Vorder- und Hinterbeine wirken fast wie Flossen. Der Fischotter kann maximal sieben bis acht Minuten lang unter Wasser bleiben, dabei einige hundert Meter zurücklegen und 18 Meter tief tauchen. Dass er Ohren und Nasenöffnungen verschließen kann, ist dabei sehr hilfreich. Außerdem sind Nase, Augen und Ohren beim Fischotter in einer Linie angeordnet. So muss er beim Auftauchen seinen Kopf nur ein kleines Stückchen aus dem Wasser heben, um zu sehen, hören und riechen, ob von irgendwoher Gefahr droht. 

50.000

Haare pro Quadratzentimeter

Rekord: damit hat der Fischotter das dichteste Fell all unserer heimischen Säugetiere

Da der Fischotter im Gegensatz zu anderen aquatisch (ausschließlich im Wasser) oder semiaquatisch (zeitweise im Wasser) lebenden Tieren keine dicke Fettschicht zur Wärmeisolation ausgebildet hat, ist er auf die schützende Funktion seines Pelzes angewiesen. Sein Fell hat mehr Haare als das von Biber (ca. 23.000/cm²) oder uns Menschen (ca. 120/cm²). Zwischen den Haaren bilden sich Luftkammern. Sie verhindern, dass Wasser an die Haut des Fischotters gelangt und schützen seinen Körper gleichzeitig vor Kälte. Das Otterfell ist überwiegend braun, am Bauch hellbraun und im Bereich von Kehle und Kinn weißgrau. Die Otter lassen ihm sorgfältige Pflege zukommen: Sie investieren hierfür etwa zehn Prozent der Zeit, in der sie wach sind.


Lebensweise des Fischotters: Am liebsten allein

Der Fischotter lebt territorial und ist ein ausgesprochener Einzelgänger. Wie groß sein Lebensraum ist, hängt vom Fischreichtum und der Jahreszeit ab. Männchen besetzen bis zu 40 Kilometer Wasserlauf. Die Reviere der Weibchen sind mit 18 bis 20 Kilometern deutlich kleiner. Oft liegen auch mehrere davon innerhalb des Reviers eines Männchens. Alle etwa 1.000 Meter braucht der Otter einen Unterschlupf, um dort zu schlafen oder sich zu verstecken. Der ursprünglich tag- und dämmerungsaktive Fischotter ist durch die jahrhundertelange Verfolgung zu einem dämmerungs- und nachtaktiven Tier geworden. In der Dunkelheit legt er seine teilweise weiten Wanderungen zurück. Die ausgetretenen „Ottersteige“, die er dabei hinterlässt, verraten oft seine Anwesenheit. Die gut im Unterholz getarnten Ausstiege an seinen Wohngewässern sind hingegen kaum zu erkennen. 

Männliche Fischotter werden im Alter von zwei Jahren geschlechtsreif, Weibchen erst in ihrem dritten Jahr. Die Hauptpaarungszeit (Ranz) des Fischotters liegt zwischen Februar und März. Die Tragzeit beträgt zwischen 58 und 62 Tage, sodass die Weibchen zwischen April und Juni ein bis drei Junge zur Welt bringen. Der Nachwuchs ist bei der Geburt blind und öffnet erst im Alter von ungefähr 31 bis 35 Tagen die Augen. Ab der sechsten Lebenswoche verlassen die kleinen Otter erstmals den Bau und unternehmen die ersten Schwimmversuche. Sie werden zwischen acht und vierzehn Wochen von der Mutter gesäugt. Mit neun Monaten sind sie selbstständig, bleiben aber bis zum Alter von vierzehn Monaten bei ihrer Mutter, um die Jagd zu erlernen. Dann müssen sie sich ein eigenes Revier suchen.

Nahrung des Fischotters: Gefressen wird, was da ist

Das Nahrungsspektrum des Fischotters ist recht vielseitig. Er frisst das, was er am leichtesten erbeuten kann (Nahrungsopportunist). Dazu gehören oft vor allem Fische, aber auch Amphibien, Reptilien, Krebse, Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Da er beim Fischfang vor allem schwache und langsame Exemplare erbeutet, sorgt er für die Gesunderhaltung der Fischbestände. Kleinere Beutetiere vertilgt er direkt im Wasser, größere bringt er an Land und verspeist sie dort. Der Fischotter benötigt täglich etwa zehn bis15 Prozent seines Körpergewichtes als Nahrung. Er muss also etwa 0,4 bis 1,2 Kilogramm Beute pro Tag erjagen.


Fischmarder mit fünf Buchstaben?

Kreuzworträtsel können alte Vorurteile entlarven, wie der Begriff „Fischmarder“ zeigt. Zum Aberglaube gehörte in früheren Zeiten, dass Fischotter Lämmer töten würden oder Hunde ertränkten. Im 19. Jahrhundert wurde der Fischotter dann nicht nur wegen seines begehrten Fells verfolgt. Man fürchtete auch seinen Appetit als Konkurrent im Fischfang: Tatsächlich ist Lutra lutra ein vergleichsweise schlechter Verwerter, jedes Tier benötigt rund ein Kilogramm Nahrung pro Tag. Doch dabei muss es sich nicht um Fisch handeln, vielmehr verspeist der kleine Beutegreifer das nächstliegende, etwa Amphibien, Schnecken, Muscheln, Insekten bis hin zum Bisam. Bei Fischen zählen häufig ältere oder kranke Tiere zu seiner Beute, da er sie leichter fangen kann. Dass Fischotter in einen regelrechten „Blutrausch“ verfallen und mehr Tiere töten, als sie verzehren können, ist für Fachleute ein Mythos: Außer in Fischteichen mit zu hohem Besatz oder in einem Gewässer, das kurz vor dem Trockenfallen steht und in dem die Fische nicht rechtzeitig flüchten konnten, kommt dies nicht vor – und dabei handelt es sich um absolute Ausnahmefälle.