31. Reichswaldfest - Reichswaldbilanz 2003
Am Samstag, 05. Juli, und Sonntag, 06. Juli 2003 findet zum 31. Mal das Reichswaldfest des Bundes Naturschutz mit dem Forstamt Nürn-berg und befreundeten Verbänden am Schmausenbuck, östlich des Nürnberger Tiergartens, statt.
Der Bund Naturschutz in Bayern ist am 26. Juni 1913 gegründet wor-den. Die Motive von damals sind auch heute noch entscheidend für seine aktuell 167.000 engagierten Mitglieder und Förderer: Sie bewah-ren Natur und Schönheit in ihrer Heimat und übernehmen ebenso Ver-antwortung für einen schonenden Umgang mit den Ressourcen in einer global vernetzten Welt. Aus einer kleinen Gruppe von Naturliebhabern hat sich der Bund Naturschutz zu einem schlagkräftigen und innovati-ven Natur- und Umweltschutzverband entwickelt. Mit 770 Kreis und Ortsgruppen ist der Bund Naturschutz in allen Landkreisen und kreis-freien Städten sowie in jeder dritten bayerischen Gemeinde präsent.
Neben dem Nationalpark Berchtesgaden, der Weltenburger Enge oder dem Hafenlohrtal steht der Reichswald um Nürnberg für große Erfolge des Bundes Naturschutz beim Ringen um den Schutz ganzer Land-schaften.
Mit dem ersten Reichswaldfest vor 31 Jahren begann das Ringen um den Erhalt der Waldes: "Rettet den Reichswald" war die Kampfansage aller waldschützenden Bürgerinnen und Bürger an die Zerstörer des Reichswaldes. Davor war der Reichswald eines der am stärksten ge-fährdeten Waldgebiete Deutschlands. Anfang der 70er Jahre wurden jedes Jahr ca. 400 Hektar - eine Größe von über 570 Fußballfeldern - für Straßen, Gewerbegebiete und Wohnbebauung gerodet. Der Wald galt als billige Flächenreserve.
In der Folgezeit gelang es, die entscheidende Bedeutung des Reichs-waldes zur Erhaltung der Lebensgrundlagen im Verdichtungsraum be-wusst zu machen. Heute betragen die Waldverluste es im Lorenzer und Sebalder Reichswald noch ca. 10 Hektar pro Jahr. "Auch wenn dies
10 Hektar Waldverlust pro Jahr zuviel sind, befinden wir uns insgesamt auf einem guten Weg", freut sich Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN.
Bereits 1972 veröffentliche der Bund Naturschutz sein Reichswaldpro-gramm, das von zahlreichen Bürgerinitiativen unterstützt wurde. Seither wurde der Reichswald Stück für Stück durch die Forstbehörden erfolg-reich ökologisch umgebaut und monotone Kiefernforste in standortge-rechte und ökologisch stabile Mischwälder umgestaltet. Der "Stecker-leswald" ist inzwischen zu stattlichen Baumbeständen herangereift, unter deren Schutz der laubbaumreiche Mischwald für morgen heran-wächst. "Dies sind sehr wichtige Investitionen in die Zukunft unserer Wälder. Deshalb muss das Erfolgsmodell "Reichswaldprogramm" aber dringend auf andere Gebiete Bayerns ausgedehnt werden, in denen immer noch verbreitet Nadelholz-Monokulturen vorherrschen", so Ralf Straußberger, Waldreferent des BN.
Insgesamt zieht der Bund Naturschutz also eine positive Bilanz. Trotz-dem drohen nach wie vor waldgefährdende Projekte:
die geplante Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth,
die geplante Nordspange zum Flughafen oder
Rodungen für die Rastanlage Feucht-Ost.
Neben dem Ringen um bessere Lösungen z.B. wie Verkehrsbereich führt der BN im Reichswald aktuell auch Schutzprojekte durch, darunter
das Projekt SandAchse Franken zum Erhalt und Förderung typi-scher Sandlebensräume wie Flechtenkiefernwälder aber auch zur Schaffung z.B. eines Radwanderweges durch Sandgebiete,
eine Erfassung der Käferfauna alter Reichswald-Eichen wie Hirsch-käfer oder Eremit
die Förderung der rotkernigen Rotbuchen-Vermarktung zum Schutz alter Buchenbestände,
eine Vielzahl von Exkursionen, Abendspaziergängen, vogelkundli-chen Wanderungen und Schulklassenführungen (z.B. im Rahmen des umweltpädagogischen Programms und der SandAchse).
Das Reichswaldfest stellt alljährlich einen Höhepunkt für die Wald-schützerinnen und Waldschützer der Region dar. Es wird Bilanz gezo-gen und gefeiert. Und dies mitten im Wald, auf einer der schönsten Lichtungen zwischen mächtigen Eichen am Fuß des Schmausenbuck-turmes. Ein großes Kinderprogramm, Informationsangebote und kulina-rische Köstlichkeiten aus ökologischem Anbau der Region machen das Reichswaldfest zum Familienereignis. Führungen in den Wald ermögli-chen einen Einblick in die heute vielfältigen Wäldervielfalt vor den Toren der Großstadt. Mit einem herrlichen Rundblick über den Reichswald und die Stadt werden alle Turmbezwinger belohnt. Den Festvortrag unter dem Titel "Naturschutz im bayerischen Staatswald" hält der Präsi-dent der Bay. Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, Olaf Schmidt, die Festansprache "90 Jahre Bund Naturschutz - Der Reichswald, eine gerettete Landschaft" wird der BN-Landesvorsitzende, Prof. Dr. Hubert Weiger halten.
Hauptforderungen des BN zum 31. Reichswaldfest an Politik und Ver-waltung sind deshalb:
Eine Ausweitung des Reichswaldprogramms auf andere Waldge-biete Bayerns - beim erfolgreichem Waldumbau nicht auf halbem Weg stehen bleiben.
Keine Waldvernichtung für die Nordspange zum besterreichbaren Regionalflughafen Deutschlands.
Bau der Stadt-Umland-Bahn Nürnberg-Erlangen und Erlangen-Gräfenberg statt Bau der Südumfahrung durch den Reichswald.
Parkhaus statt Waldrodungen an der Rastanlage Feucht-Ost.
Bayerns Schönheit bewahren - dies wird auch für die nächsten Jahr-zehnte oberstes Ziel einer der ältesten und größten Bürgerbewegungen Bayerns, des BN sein.