Achtung: Hochphase der Amphibienwanderungen!
2008 verließen wegen des ausgefallenen Winters bereits im Januar die ersten Frösche ihr Winterquartier – so früh wie noch nie. Die Regenfälle führen jetzt dazu, dass in den nächsten zwei Wochen die Hochphase der Amphibienwanderungen in Bayern stattfinden wird.
Vor allem in feuchtwarmen Abend- und Nachtstunden, vorzugsweise bei Regen und einer Temperatur von über 5 °C - überqueren Erdkröten und Grasfrösche scharenweise die Straßen, um in Teichen und Feuchtgebieten abzulaichen. Wo ihre traditionellen Wanderwege Straßen queren müssen, helfen ehrenamtliche AmphibienschützerInnen des BN. An den nun überall aufgestellten Krötenzäunen werden die Tiere mit Falleimern eingesammelt und über die Straße gebracht, damit sie ihr Laichgewässer erreichen.
In Bayern gibt es 1333 Amphibienwanderwege, die Straßen kreuzen. An den größten sind im Frühjahr über 20.000 Tiere unterwegs, an den kleineren unter 100. Ein neues gemeinsames Forschungsprojekt von Oberster Baubehörde und BN ergab, dass es in Bayern nur noch 16 Wanderwege gibt, an denen mehr als 5.000 Tiere wandern. Nur etwa ein Drittel der Wanderwege sind mit Amphibientunneln und fest installierten Leitsystemen ausgestattet, an denen die Amphibien selbst die Straße kreuzen können. So bleibt vielerorts derzeit nur das mühsame Absammeln per Hand übrig: 701.491 Tiere, davon 70% Erdkröten, wurden so 2007 von Amphibienschützern in Bayern gerettet!
Der Bund Naturschutz appelliert an die AutofahrerInnen, bei nächtlichen Fahrten auf die aktiven Tiere zu achten. Insbesondere während der Dämmerung und in den ersten zwei Dunkelheitsstunden ist mit wandernden Tieren zu rechnen. Schwerpunkte der Wanderung sind Talräume, in denen der Wald an Tümpel oder Weiher grenzt. „Ohne Rücksicht und Hilfe haben viele Amphibien kaum eine Chance, zahlreiche Populationen sind bereits ausgerottet worden. Achten Sie nun auf wandernde Amphibien, damit der Laichzug der Lurche nicht zum Leichenzug wird!“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BN.
Wenn die Amphibien die Straßen kreuzen müssen, droht ihnen massenhafter Tod durch Überfahren. Kröten bewegen sich nicht nur langsam fort sondern verharren zusätzlich im Scheinwerferkegel in einer Schreckstellung. Wenn sie Glück haben und nicht direkt von einem Auto getötet werden, werden sie häufig ab ca. 40 km/h vom Luftwirbel der Autos erfasst, hochgewirbelt und getötet.
Der BN bittet die Autofahrer bei nächtlichen Fahrten jetzt um besondere Vorsicht:
- Achten Sie vor allem entlang von Wäldern und in der Nähe von Gewässern auf Warnschilder und befolgen Sie die aktuellen Geschwindigkeitsbegrenzungen (Tempo 30) an den Wanderbereichen– auch im eigenen Interesse, denn zerquetschte Amphibien wirken auf Asphalt wie Schmierseife.
- An den Stellen, an denen ehrenamtliche Mitarbeiter Krötenzäune errichtet haben, sollten Sie auf Helfer (Warnweste) achten, die abends und morgens am Straßenrand die Tiere einsammeln.
- Denken Sie daran, dass vor allem warme, regnerische Abende die fortpflanzungsbereiten Amphibien massenweise zur Laichwanderung locken und fahren Sie dann besonders achtsam.
- Wenn Sie viele tote Tiere auf der Straße finden und hier kein Amphibienzaun steht, dann melden Sie dies bitte unter www.amphibien.bund-naturschutz.de, damit Schutzmaßnahmen ergriffen werden können!
Diese Rücksicht ist dringend notwendig: Die Amphibienbestände Bayerns sind anhaltend rückläufig, immer mehr Arten müssen in die Rote Liste gefährdeter Tiere aufgenommen werden. 13 der 19 heimischen Amphibienarten sind gefährdet. Besonders hohe Rückgänge gab es in den letzten Jahren bei Gelbbauchunke, Kreuzkröte und in großen Landschaftsteilen beim Laubfrosch.
Der BN hat eine Broschüre zum Amphibienschutz erstellt. Sie bietet auf 20 Seiten einfache Bestimmungshilfen, Wissenswertes zu den Arten in Bayern und konkrete Tipps zum Amphibienschutz. Sie ist bei den Kreisgruppen des BN kostenlos erhältlich und im Internet unter www.amphibien.bund-naturschutz.de verfügbar.