Artenschutz: Amphibienrettung im Landkreis Regensburg – Lurche kämpfen mit Klimaerwärmung
„Steigende Temperaturen und leichter Regen locken die Tiere aus ihren Winterquartieren. Durch die milden Temperaturen im Februar sind die Amphibien heuer so früh unterwegs wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten. Sie machen sich sofort auf den Weg zu dem Gewässer, in dem sie sich selbst von der Kaulquappe zum Frosch, zum Molch oder zur Kröte verwandelt haben“, erklärt Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin des BUND Naturschutz. „Auf dieser Wanderung wird es für sie besonders gefährlich, wenn sie eine Straße überqueren müssen, auf der sie leicht überfahren werden können. Daher sind bereits seit Ende Februar bayernweit wieder viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterwegs, um den Tieren über die Straßen zu helfen.
„Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels und des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen jedes Jahr an den absoluten Zahlen bei den Amphibiensammlungen. Da der BN seit Jahrzehnten flächendeckend in ganz Bayern Amphibien rettet, können wir das gut anhand unserer eigenen Daten belegen”, erläutert Margraf. „Der BN unternimmt, was in seinen Möglichkeiten steht, um den Tieren weiterzuhelfen. Ändern müssen sich aber die Landschaften und Rahmenbedingungen: Wenn wir Grasfrosch und Co erhalten wollen, brauchen wir mehr intakte Feuchtgebiete, Flussauen und Gewässervielfalt in der Landschaft, sowie weniger Entwässerung, weniger Flächenverbrauch und weniger Straßenbau. Davon profitieren wir alle.”
Das sehr dichte Straßennetz in Deutschland und der in Bayern weiter fortschreitende Straßenbau sind aus verschiedenen Gründen problematisch. Durch die Straßen werden natürliche Lebensräume für viele Tierarten komplett zerschnitten, ein gefahrloses Überqueren kann kaum noch stattfinden. Dies führt zur genetischen Verarmung der voneinander getrennten Populationen. Hinzu kommt die akute Gefahr, durch den Verkehr auf den Straßen zu Tode zu kommen. Außerdem trägt der Straßenverkehr mit großteils fossilen Energiequellen auch zu einem beschleunigten Klimawandel bei.
„Daneben ist auch der Strukturverlust in unserer Landschaft problematisch. Intensiv betriebene Landwirtschaft mit Pestizideinsatz und mit nur wenigen Hecken und Altgrasstreifen oder monotone Fichtenwälder bieten keine ausreichenden Lebensräume für unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten”, erklärt Reinhard Scheuerlein, BN-Regionalreferent für die Oberpfalz.
Im Landkreis Regensburg organisiert der BUND Naturschutz schon seit den 1980-er Jahren Amphibienschutzzäune. „Landkreisweit gibt es derzeit über 10 betreute Querungsstellen“, berichtet Hans Lengdobler, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Regensburg. „Auch wenn die Anzahl der Tiere an den einzelnen Zäunen oft schwankt, war sie in den letzten vier Jahren über den gesamten Landkreis hinweg relativ stabil. Im Jahr 2023 konnten so über 7.000 Kröten, Frösche und Molche sicher zu ihrem Laichgewässer gelangen. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vorkommen an einigen Übergängen stark zurückgegangen oder gar erloschen sind.“
„In der BN-Ortsgruppe Wenzenbach werden schon seit 35 Jahren Erdkröten und andere Amphibien vor dem Verkehrstod gerettet“, so Christian Rauscher, stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe. „Am Übergang beim Abbachhof wird seit 2013 ein Amphibienzaun aufgebaut, wobei hier im letzten Jahr fast 1.400 der im gesamten Gemeindegebiet gut 1.600 Tiere aufgetreten sind. Wir danken für diese wichtige Tätigkeit nicht nur den Ehrenamtlichen, die den ca. 200 Meter langen Zaun jeden Morgen und Abend betreuen, sondern auch der Gemeinde, die das Material angeschafft hat und mit ihrem Bauhof beim Auf- und Abbau mithilft.“