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Tiere und Pflanzen

Artenschutz: Amphibienrettung – Situation immer dramatischer!

Die rückläufigen Zahlen an Amphibien, die der BUND Naturschutz in Bayern bei seinen Amphibienrettungen jährlich feststellt, sind ein alarmierendes Zeichen. Bei einem Ortstermin im Landkreis Bamberg zwischen Hirschaid und Amlingstadt hat der BN die akuten Probleme aufgezeigt.

24.03.2023

Auf ihren Wanderungen müssen Amphibien zahlreiche Hürden und Gefahrenstellen überwinden. Bereits seit Anfang März sind deshalb bayernweit wieder viele ehrenamtliche Helfer*innen unterwegs, um den Kröten, Fröschen und Molchen über die Straßen zu helfen. “Die steigenden Temperaturen locken die Tiere aus ihren Winterquartieren und sie machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern”, erklärt Johannes Otto Först von der BN-Kreisgruppe Bamberg.

“Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels und des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen jedes Jahr an den absoluten Zahlen bei den Amphibiensammlungen. Da der BN seit Jahrzehnten flächendeckend in ganz Bayern Amphibien rettet, können wir das gut anhand unserer eigenen Daten belegen”, erläutert Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender. „Der BN unternimmt, was in seinen Möglichkeiten steht, um den Tieren weiterzuhelfen. Ändern muss sich aber das Große und Ganze. Der unstillbare Durst nach Fläche führt zu einem irreversiblen Verlust von Lebensräumen. Wenn wir die Schönheit unserer Landschaft und deren Bewohner erhalten wollen, braucht es nicht weniger als einen Paradigmenwechsel”, so Mergner weiter.

Das sehr dichte Straßennetz in Deutschland und der weiter fortschreitende Straßenbau auch in Bayern ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Durch die Straßen werden Lebensräume komplett zerschnitten, ein Austausch zwischen den Räumen kann nicht immer stattfinden. Dies kann zu einer genetischen Verarmung der einzelnen Populationen führen. Hinzu kommt die akute Gefahr, die durch den Verkehr auf den Straßen entsteht sowie deren Unüberwindbarkeit für viele Tierarten. Zuletzt trägt der hohe Straßenverkehr auch zu einem beschleunigten Klimawandel bei. “Neben den negativen Effekten des Klimawandels und Straßenverkehrs, ist auch der Strukturverlust in unserer Landschaft problematisch. Monokulturell geprägte Landwirtschaft oder monotone Fichtenwälder bieten immer weniger Lebensräume für unsere heimischen Arten”, erklärt Jonas Kaufmann, BN-Regionalreferent.

Bereits seit 30 Jahren organisiert die Ortsgruppe Hirschaid jedes Jahr Krötensammlungen. Zu Beginn der Amphibiensammlungen an dem Weiher zwischen Hirschaid und Amlingstadt handelte es sich noch um ein natürliches, kleines Gewässer. Es diente damals schon als Auffangbecken der A 73 und wurde von der Autobahndirektion Nordbayern betrieben. 2019 wurde der Weiher leider ausgebaggert und durch eine Betonanlage ersetzt. “Bis 2019 haben wir am Übergang noch deutlich über 1.000 Amphibien jährlich sicher über die Straße gebracht, seitdem gehen die Zahlen stetig nach unten. Letztes Jahr waren es nur noch knapp 500. Ob der Schwund dabei alleine an den nun rauen Bedingungen des Beckens liegt, ist unklar, aber förderlich ist die Situation sicherlich nicht”, so Doris König von der Ortsgruppe Hirschaid.

Auch wenn der Weiher mittlerweile mit Zäunen und Absperrungen umgeben ist, klappt es dank einer Kooperation mit der Autobahnmeisterei Hirschaid immerhin, dass die Zugänge im Zeitraum der Amphibienwanderung geöffnet werden. Standortnah gäbe es eine Weiherbrache, die sich eventuell als Alternativstandort eignen würde. Über eine Renaturierung wird aktuell mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Autobahndirektion, der Gemeinde Strullendorf sowie den Eigentümern verhandelt. “Die Gründe für den Rückgang der Amphibienzahlen sind leider sehr komplex. Aber hier in Hirschaid werden sie wie unter dem Brennglas deutlich” so Johannes Otto Först abschließend.