Atomdebatte lenkt von fossilem Programm der Stromlobby ab
Anstatt nachhaltige Maßnahmen zur Energieeffizienz und zum Klimaschutz zu beschließen, wurde die Zeit mit der unnützen Debatte um die Laufzeitverlängerung alter, maroder Atomkraftwerke vertan.
Die Stromwirtschaft hat ein immenses Ausbauprogramm für Kohle- und Gas-Großkraftwerke vorgelegt (fast 5mal so viel Kraftwerksleistung wie die zur Stilllegung anstehenden Atomkraftwerke), das auf die Forderungen zum Klimaschutz keine Rücksicht nimmt.
"Wenn die Bundesregierung diesen Ausbau nicht stoppt, wandern Milliardeninvestitionen für Jahrzehnte in die falsche Technologie", so der BN-Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger. Dann ist der Klimawandel nicht mehr zu stoppen. Dass die Bundeskanzlerin dieses Programm als "willkommene Investition begrüßt" hat, passt nicht zu den sonst gerne ausgesprochenen Klimaschutzforderungen.
Ein Comeback der Kohleverstromung und der fossilen Kraftwerke ohne Abwärmenutzung muss unbedingt vermieden werden. Die von den Stromkonzernen geplanten fossilen Kraftwerke haben einen Wirkungsgrad von 50% oder geringer. D.h. mehr als die Hälfte des eingesetzten Brennstoffs geht über Kühltürme verloren.
Der Bund Naturschutz fordert stattdessen eine Verdoppelung der Kraft-Wärme-Kopplung (derartige Kraftwerke erreichen Wirkungsgrade um 90%), die Beschleunigung der Gebäudesanierung, ein Markteinführungsprogramm für stromeffiziente Geräte und den Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht nur im Strombereich, sowie den Ausstieg aus der Atomkraft vor der nächsten Reaktorkatastrophe, also sofort.
Schon die Bundestagsenquete-Kommission 1980 (!) hat Empfehlungen zur Energie- (und CO2-) Einsparung gemacht, die von der Stromlobby ignoriert wurden. Wenn auch jetzt, ein Vierteljahrhundert später wieder Milliarden in die falsche Technologie fließen wird Deutschland bei der Effizienzfrage - die angeblich auch Thema in Berlin war - um Jahrzehnte zurückgeworfen.
"Der Bund Naturschutz fordert, dass Deutschland, wie dies bei Wind- und Solarkraft bereits der Fall ist, auch bei der Energieeffizienz Weltmeister wird", so Hubert Weiger. Nicht nur die Umwelt, auch die heimische Wirtschaft und die Handelbilanz würden davon profitieren.
Für Rückfragen: Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Energiereferent
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