Bayern-Studie: Über 340.000 Jobs durch mehr Klima- und Naturschutz
Nötig dafür sind deutlich ehrgeizigere politische Rahmenbedingungen und gezielte staatliche Investitionen, die private Investitionen in Milliardenhöhe auslösen. Gemeinsam mit der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) und der IG Metall appellieren die Umweltverbände daher heute in München an die Landesregierung und alle demokratischen Fraktionen des Landtags, Hemmnisse zu überwinden sowie das Tempo bei Energiewende und Klimaschutz zu erhöhen.
„Beim Klima- und Naturschutz rennt uns die Zeit davon. Bayern hat beste Voraussetzungen, um deutschlandweit zum Vorreiter zu werden, aber dieses Potenzial wird bei weitem nicht genutzt. Weitere politische Verzögerungen etwa beim Ausbau der Windkraft oder beim Naturschutz sind nicht nur ökologisch fatal, sondern verhindern auch die Schaffung hunderttausender neuer Jobs“, sagt der BN-Vorsitzende Richard Mergner.
„Der Ukraine-Krieg zeigt uns auf brutale Weise, dass wir so schnell es geht unabhängig von fossilen Energieträgern werden müssen. Bayern als wirtschaftsstarkes Bundesland trägt dafür auch nationale Verantwortung und darf sich nicht weiter quer stellen. Technologischer Klimaschutz ist aber zum Scheitern verurteilt, wenn wir nicht zugleich natürliche Kohlenstoff-Speicher wie Moore und Wälder massiv schützen. Diese Studie zeigt, wie Klimaschutz, Naturschutz und wirtschaftliche Vorreiterrolle Hand in Hand gehen können“, betont Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser.
„Wir begrüßen die heutige Initiative. Für wirksamen Klimaschutz müssen wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln. Vieles in der heute vorgestellten Studie teilen wir, vieles teilen wir nicht. Es ist richtig, dass der Staat wirksame Anreize für klimafreundliche Investitionen der Unternehmen schaffen soll. Auch die vbw fordert eine Beschleunigung der Energiewende, durch einen raschen Netzausbau und einen konsequenten Ausbau aller erneuerbaren Energien. Wir lehnen allerdings alles ab, was die freie wirtschaftliche Entwicklung übermäßig einschränkt wie zusätzliche Verbote und noch mehr Bürokratie. Eine erfolgreiche Transformation braucht eine starke Wirtschaft und ein innovationsfreundliches Umfeld. Technologieoffenheit und Diversifizierung sichern dabei die Resilienz des Standorts“, unterstreicht Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw.
„Die IG Metall erwartet von der Staatsregierung deutlich mehr Tatkraft, um den Wandel sozial und ökologisch zu gestalten und dabei Beschäftigung zu sichern. Der in der Studie vorgeschlagene Transformationsfonds speziell für kleine und mittlere Autozulieferer ist eine sehr gute Idee. So erreichen staatliche Fördermittel jene Unternehmen, die die Mittel auch wirklich brauchen. ‚Zukunftsfähiges Bayern‘ muss dabei auch heißen: Zukunft für Beschäftigte. Die Unternehmen müssen auch Gegenleistungen erbringen, wenn ihnen Forschungsförderung und Infrastruktur auf dem Silbertablett serviert werden. Sie müssen sich verpflichten, auch die Produktion in Bayern zu erhalten und zu modernisieren sowie in die Qualifizierung ihrer Beschäftigten zu investieren. Wir brauchen insgesamt stärkere Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte bei strategischen Unternehmensentscheidungen, damit der sozial-ökologische Wandel gelingt“, sagt Johann Horn, IG Metall Bezirksleiter Bayern.
Kira Hastenrath von der Greenpeace Jugend sagt: "Wir fordern, dass endlich der Ernst der Lage erkannt wird. Andauernd fragt man uns nach unseren Zukunftsplänen, aber gehandelt wird gegen uns. Gegen alle kommenden Generationen. Es braucht endlich ein Umdenken in der Politik. Es braucht endlich ein Bewusstsein dafür, dass jetzt, und zwar spätestens jetzt gehandelt werden muss. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Die Studie zeigt konkret auf, dass dies möglich ist. Zum Beispiel durch einen Ausbau der Windkraft, den Schutz von Wald und Moor und mithilfe von Gebäudesanierungen. All dies sind realistische Maßnahmen und Ziele, die sowohl ökologisch als auch sozial positive Wirkung haben."
Die Studie analysiert Maßnahmenpakete in den Sektoren Energie, Mobilität, Tourismus sowie Land- und Forstwirtschaft und Naturschutz. Die Maßnahmen mobilisieren über zehn Jahre öffentliche und private Investitionen sowie privaten Konsum in Höhe von insgesamt 88 Milliarden Euro, reduzieren Bayerns CO2-Ausstoß ab 2030 um rund 35 Millionen Tonnen CO₂ jährlich (knapp die Hälfte der Emissionen von 2020) und schaffen über 340.000 neue Beschäftigungsverhältnisse. Besonders positive Beschäftigungs- und Klimaeffekte ermittelten die Wissenschaftler*innen bei Investitionen in Wind- und Solarkraft, Gebäudesanierung und den Schutz naturnaher Wälder und Moore.