BN ehrt Alfons Leitenbacher
Im Rahmen einer Festveranstaltung in Grabenstätt im Landkreis Traunstein hat der BUND Naturschutz in Bayern (BN) Alfons Leitenbacher mit der Karl Gayer-Medaille ausgezeichnet. „Wir ehren heute Alfons Leitenbacher, weil er sich sehr erfolgreich für eine gemischte Waldverjüngung in allen Waldbesitzarten eingesetzt hat“, so der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner bei der Preisverleihung. „Leitenbachers Einsatz für zukunftsfähige Wälder und für eine waldgerechte Jagd soll als Vorbild für alle Forstleute dienen“.
„Eine gemischte Waldverjüngung mit Tanne, Buche und Bergahorn, die flächig ohne Zaunschutz hochwächst, ist der beste Hochwasserrückhalt, der beste Boden-, Lawinen- und Erosionsschutz“, so Mergner. „Das ist die Lebensversicherung für den Alpenraum, für die Mittelgebirge und darüber hinaus. Eine Lebensversicherung, dass der Berg nicht ins Tal kommt, dass Dörfer, Städte und Infrastruktur nicht im Hochwasser untergehen.“ Angesichts durch die Klimakrise stark geschädigter Wälder ist es unerlässlich, dass eine gemischte Waldverjüngung auf großen Flächen aufwachsen kann – ohne besondere Schutzmaßnahmen. Obwohl dieses Ziel als Gesetzesauftrag klar formuliert ist, wird es seit vielen Jahren in halb Bayern verfehlt. Vielerorts ist das Verhältnis Wald zu Wild nicht im Gleichgewicht, weil zu viele Rehe, Hirsche und im Gebirge Gemsen die kleinen, nachwachsenden Bäumchen auffressen.
Alfons Leitenbacher erhält diese Auszeichnung, weil er als Beamter diesen Gesetzesauftrag ernst genommen und ihn konsequent, zielstrebig, transparent und erfolgreich umgesetzt hat. Leitenbacher hat früh erkannt, dass man auf der Ebene der Jagdreviere ansetzen muss, wenn man die Situation der Waldverjüngung verbessern will. So werden im Amtsbezirk des AELF Traunstein für alle 270 Jagdreviere seit 2006 flächendeckend revierweise Aussagen zum Vegetations- und Verbisszustand erstellt und veröffentlicht. Zuletzt hat Leitenbacher zusammen mit seinem Kollegen Tassilo Heller ein Instrument entwickelt, das es allen Revierleitern in Bayern ermöglicht, das ganze Jahr über Informationen zur Waldverjüngung mit einer App z.B. auf dem Smartphone zu sammeln und zu dokumentieren. So entsteht eine sehr gute Grundlage, um die revierweisen Aussagen zu untermauern.
Unter der Leitung von Leitenbacher wurde der Amtsbereich des AELF Traunstein mit den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden zu „Waldverjüngungs-Spitzenreitern“. 2021 wiesen fast 80 Prozent der Jagdreviere günstige bis tragbare Verbiss-Situationen auf. „Ein maßgeblicher Erfolgsfaktor dafür ist, dass Alfons Leitenbacher es sehr gut verstanden hat, die Beteiligten einzubinden und sie mitzunehmen - für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der Waldbesitzer, Jäger und Förster an einem Strang ziehen“, so Beate Rutkowski, stellvertretende Landesvorsitzende und Vorsitzende der Kreisgruppe Traunstein im BN.
„Wir vom BN danken den beteiligten Waldbesitzern, Jägern und Förstern, die zu dem bayernweiten Spitzenergebnis beigetragen und es im Wald realisiert haben“, so Hans Kornprobst, Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Wald, der als Leiter des früheren Forstamtes Schliersee Alfons Leitenbacher mit ausgebildet hat. Der Waldbegang im Rahmen der Festveranstaltung in die Wälder des Gemeinschaftsjagdreviers Grabenstätt-Nord hat gezeigt, welch wunderbare Waldverjüngung sich so erreichen lässt.
Leitenbacher war an verschiedenen Stellen in der Forstverwaltung tätig. So war er am Forstministerium u.a. persönlicher Referent der Forstminister Hans Maurer und Reinhold Bocklet und Leiter des Referats für Privat- und Körperschaftswald. Er leitete die Forstämter Siegsdorf und Ruhpolding und zuletzt bis zu seiner Pensionierung das AELF Traunstein. Alfons Leitenbacher begleitete - teilweise bis heute - zahlreiche Ämter und Ehrenämter, so auch als Mitglied im BN-Landesarbeitskreis Wald.
Hintergrund: Waldbauprofessor Karl Gayer als Vorbild
Die Karl Gayer-Medaille wurde vom BN zur Erinnerung an den im ausgehenden 19. Jahrhundert wirkenden Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer geschaffen, der ein Vordenker und Vorkämpfer für den naturgemäßen Waldbau in Europa war. Sie wird seit 1977 vom BN in unregelmäßigen Abständen an Forstleute oder Waldbesitzer verliehen, die sich vorbildhaft für den naturgemäßen Waldbau eingesetzt haben. Alfons Leitenbacher ist der 37. Preisträger. Bereits im 19. Jahrhundert hat Karl Gayer als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform herausgestellt. Gayer wollte die Standortskräfte erhalten und stabile, ungleichaltrige Mischwälder sicherer gegenüber Risiken machen. In Zeiten der Klimakrise sind Gayers Ideen aktueller denn je.