Bündnis bewertet Hotelprojekt an der Seelände am Königssee als überdimensioniert
„Der touristische Hotspot Königsee würde mit 550 zusätzlichen Hotelbetten verteilt auf zwei Hotelbetriebe in diesem kleinräumigen Areal direkt am Königssee weiter angeheizt“, warnt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz in Bayern.
„Durch die deutliche Erhöhung der Bettenkapazität im Rahmen des Bauvorhabens ist ein vermehrtes Verkehrsaufkommen zu erwarten, welches vor allem Anrainer und Bewohner der Zufahrtstraßen belastet. Sie sind in erhöhtem Maße zusätzlichem Verkehrslärm und Luftverschmutzung ausgesetzt. Die Zunahme des Individualverkehrs wird neben der erheblichen Erweiterung der Bettenkapazität vor allem auch durch die nicht fußläufige Entfernung des Hotelkomplexes zur Infrastruktur nächstgelegener Ortsbereiche (Schönau, Königssee, Berchtesgaden) und den unzureichend entwickelten ÖPNV verstärkt“, äußert sich Toni Wegscheider, 1. Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe im Berchtesgadener Land weiter dazu.
„Neben der Frage nach der Verkehrserschließung sehen wir auch die geplante Tiefgarage als kritisch, aber auch die Unterbringung der künftigen Beschäftigten ist aus unserer Sicht noch nicht geklärt“, äußert sich Sabine Kruis, Gemeinderätin der Grünen in Schönau.
Vor allem die Größe des Haupthauses mit 19,9 Meter Höhe erscheint dem Bündnis als überdimensioniert. Mit dieser Höhe kommt das Gebäude fast an die Definition eines Hochhauses, die 22 m entspricht.
„Vor allem das Hauptgebäude fügt sich in dieser sensiblen Lage nicht in die Umgebung um die Baudenkmale „Ensemble Schiffslände Königssee“, „Alter Bahnhof“ sowie den „Dienstgebäuden der staatlichen Verwaltung Königssee“ ein. Der denkmalgeschützte Alte Bahnhof ist dadurch auch vom Teilabriss bedroht. Zudem fehlt ein angemessener Abstand zu den historischen Gebäuden“, äußert Manfred Angerer, Mitglied des Heimatkundevereins und Eisenbahnexperte seine Bedenken.
„Ich möchte mir gerne selbst ein Bild machen, inwieweit das denkmalgeschützte Ensemble der Schiffslände durch das Projekt gefährdet ist. Schließlich wird ja auch jedes PV-Modul in Ortszentren hinsichtlich seiner Wirkung auf denkmalgeschützte Gebäude geprüft“, erklärt Sabine Weigand.
Im geplanten Hotelareal befindet sich das Naturdenkmal „Löwenstein“, ein im Bayerischen Geotop-Kataster eingetragener Eiszeitfindling. Durch die geplante weiterhin eng angrenzende Bebauung bleibt die Wirkung des Geotops beeinträchtigt.
„Als ungeklärt, sehen wir immer noch die Lage und die Dimension des Geschieberückhaltebeckens am Pletzgraben, sowie dessen weitere Verrohrung und in Folge den Ausbau des oberen Grabenverlaufs“, kommentiert Rita Poser, 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe im Berchtesgadener Land die vom Wasserwirtschaftsamt geforderten Planungen zum Hochwasserschutz. „Unnötig ist auch die weitere Verbauung des Seestraße mit neuen Verkaufseinrichtungen auf Grünflächen“, so Poser weiter.
Für Rückfragen:
Annemarie Räder, BN-Regionalreferentin Oberbayern
Tel. 089/54 83 0114
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