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Bund Naturschutz fordert die sofortige Stilllegung alter Atomkraftwerke wie Isar 1

Verharmlosung des jüngsten Unfalls im AKW Krümmel nicht hinnehmbar

08.07.2009

„Die Verharmlosung des jüngsten Unfalls im Atomkraftwerk Krümmel durch die Bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsiden Horst Seehofer ist nicht hinnehmbar“, kritisiert der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Der Bund Naturschutz fordert aus Sicherheitsgründen die sofortige Stilllegung der Atomkraftwerke in Deutschland und Bayern. Insbesondere Isar 1 als mit über 30 Jahren eines der ältesten Atomkraftwerke Bayerns ist als Siedewasserreaktor nicht gegen Terrorangriffe geschützt. Der Siedewasserreaktor Isar 1 liege in der Einflugschneise des Flughafens München II. Er halte einem Flugzeugabsturz nicht Stand.

 

Wie schlecht es um die Sicherheitslage auch in bayerischen Atommeilern bestellt sei, untermauerte der Bundesverband BUND in einem Recherchebericht mit dem Titel „Atomstrom 2009: Sauber, sicher, alles im Griff?“ des unabhängigen Atomexperten Helmut Hirsch. Technische Mängel und Schlampereien würden von den zuständigen Länderbehörden und deren Sachverständigen jahrelang übersehen und oft nur durch Zufall erkannt. Massiv unterschätzt werde das Risiko von Erdbeben in Biblis und von Überflutungen in Unterweser. Fehlerhafte Dübel in Biblis und Nachlässigkeiten beim Notkühlsystem in Philippsburg 2 seien weitere Beispiele für mangelhaftes Sicherheitsmanagement.

 

Die angeblich niedrige Wahrscheinlichkeit schwerer Zwischenfälle müsse regelmäßig zur Beschwichtigung der Öffentlichkeit herhalten. So geschehen im Falle der störungsanfälligen Sicherheitsbehälter bei den Siedewasserreaktoren Brunsbüttel, Isar-1, Philippsburg-1 und Krümmel. Eine besondere Schwachstelle - auch gegenüber potentiellen Terrorattacken - hätten die Siedewasserreaktoren der sogenannten „Baulinie 69“, zu denen Krümmel, Brunsbüttel, Philippsburg 1 und Isar 1 gehörten. Das Brennelemente-Lagerbecken befinde sich dort im oberen Teil des Reaktorgebäudes über dem Containment. Es enthalte erheblich mehr langlebige radioaktive Stoffe als der Reaktor selbst.

 

Der Bund Naturschutz fordert daher die sofortige Stilllegung der alten Atomkraftwerke, schneller als es der „Atomausstieg“ vorsieht. Die Unionsparteien und die FDP sollen ihre Forderung nach Verlängerung der Laufzeiten ad acta legen und sich stattdessen mit voller Kraft für den Ausbau von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien einsetzen.

 

 

Atomkraftwerke trotz höchstem Risiko nicht versichert

 

Der Landesbeauftragte des BN, Richard Mergner, wies auf den Skandal hin, dass Betreiber von Atomkraftwerken „Gesellschaften mit extrem beschränkter Haftung“ sind. Sie haben ihre Anlagen technisch nicht im Griff, Störfälle werden vertuscht. Sie sind gesetzlich von einer Haftpflichtdeckung befreit, Eine Reaktorkatastrophe würde laut Bundeswirtschaftsministerium über 5000 Mrd. Euro kosten (BMWi) und die langfristige Evakuierung einer Fläche von mehr als 10.000 km2 (das entspricht Niederbayern) zur Folge haben.

 

 

Deutsche Atomtechnik veraltet

 

Deutsche Atomkraftwerke sind längst nicht mehr auf dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik. Das „jüngste“ AKW ist seit 21 Jahren in Betrieb, Isar 1 über 30 Jahre. Der Energiereferent des BN, Dr. Ludwig Trautmann-Popp, rief in Erinnerung, dass das Kernkraftwerk Gundremmingen A im Januar 1977 durch einen Krümmel-ähnlichen Störfall zerstört wurde: Die Hochspannungsleitungen zerrissen unter der Eis- und Schneelast, die Energie konnte – wie nach einem Trafobrand - nicht abgeführt werden, die Schnellabschaltung funktionierte nicht vorschriftsmäßig.

 

Damals stand das Wasser im Reaktorgebäude etwa drei Meter hoch. Im Inneren traten so viele Risse auf, dass der Reaktor nie wieder in Betrieb ging. Gundremmingen A war wie Krümmel ein „Siedewasserreaktor“, dessen Radioaktivität viel engeren Kontakt zu Außenwelt hat als ein „Druckwasserreaktor“

 

Die BUND-Studie von Helmut Hirsch „Atomstrom 2009: Sauber, sicher, alles im Griff?“ finden Sie im Internet unter: http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/atomkraft/20090708_atomkraft_atomstudie.pdf

 

Für Rückfragen:

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter 

Tel.: 0911-8187825 u. 0171-6394370

Dr. Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent

Tel.: 0951-5190609