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BUND Naturschutz fordert ein nachhaltiges Wasser- und Bodenmanagement für Bayerns Landwirtschaft

Angesichts der fortschreitenden Klimakrise und ihrer gravierenden Auswirkung auf die Landwirtschaft fordert der BUND Naturschutz ein nachhaltiges Wasser- und Bodenmanagement für die Agrarlandschaft Niederbayerns. Am Beispiel des Landkreises Dingolfing-Landau stellten die Vertreter des BUND Naturschutz ihre Vorschläge zu Klimaschutzmaßnahmen, Humusaufbau und Wasserrückhaltung in der Fläche vor.

15.04.2021

„Hier kommen gewaltige Herausforderungen auf die bayerische Landwirtschaft zu. Wir brauchen einen engagierten Kampf für mehr Klimaschutz – und neue und innovative Konzepte für unsere Landwirtschaft, um auch zukünftig unsere Ernährung mit heimischen Produkten sichern zu können. Aber genauso müssen wir unsere natürlichen Ressourcen für zukünftige Generationen erhalten“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz Bayern bei seinem Besuch auf dem Hof von Kreisrat und BN-Kreisvorsitzenden Alois Aigner.

Auch die Bauern in Dingolfing-Landau kämpfen mit trockenen Frühjahren, Hitzewellen in den heißen Sommern, Hagel, Sturm, Borkenkäfer und Bodenerosion. 2018 und 2019 waren mit nur 605 bzw. 625 l/qm Jahresniederschlag (Wetterstation Loiching) so trocken wie noch nie. Die Prognosen für die nächsten Jahre sind nicht besser. Es wird trocken bleiben, zu trocken. Die Grundwasserstände und Pegelstände sinken zusehends. Die Wachstumsbedingungen werden bei harten Böden immer unberechenbarer.

„Wir brauchen sinnvolle Konzepte für die Ressource Wasser und für einen systematischen Humusaufbau – kombiniert mit natürlichem Klimaschutz in Form von Moorschutz“, so Mergner weiter.

In Zukunft wird eine sichere Wasserversorgung wichtiger denn je

„Wir leben hier in Niederbayern noch günstig, weil es im Vergleich zu so manch anderer Gegend in Deutschland überhaupt noch regelmäßig regnet. Aber die Wahrheit ist auch bei den Bauern in Dingolfing und Landau längst angekommen: Unsere Böden sind viel zu trocken, die Wasserspeicher sind leer“, so Alois Aigner, BN-Kreisvorsitzender Dingolfing-Landau, Kreisrat und Biobauer.

„Das wird auch hier in unserer Gegend noch existenziell. Auch auf unseren guten Böden werden wir über kurz oder lang weniger und in schlechterer Qualität ernten. Neue Bewirtschaftungskonzepte wie Agroforst und Agrophotovoltaikanlagen auf kleinteiligen struktureichen Flächen werden die Landwirtschaft der Zukunft prägen“, so Aigner weiter.

Die Gegend bietet durch seine fruchtbaren und gut zu bearbeitenden Böden an sich optimale Voraussetzungen für den Ackerbau, und nicht zuletzt für den Anbau von Gemüse. In den letzten Jahren aber ist die Zahl der Beregnungsanlagen und Brunnen für die Bewässerung stark angestiegen. Für die Bauern wird die Bewässerung zunehmend zu einem echten Kostenfaktor mit Investitionen in Bewässerungssysteme und für den Brunnenbau, mit Personalkosten für Aufbau, Kontrolle und Wartung. Diese Kosten müssen sich über kurz oder lang auf die Preise niederschlagen.

Der BUND Naturschutz fordert ein nachhaltiges Wassermanagement für die Region. Hier sind jetzt praxisorientierte Ansätze gefragt, die sich den Bedingungen vor Ort anpassen, um das Wasser möglichst effizient zur richtigen Zeit an die richtige Stelle zu bringen. 

Die Menge an Wasser, die die Landwirtschaft für die Bewässerung braucht, um eine gute Produktion aufrecht zu erhalten, wird sich stark erhöhen. Gerade in Trockenperioden wird es zu starken Konkurrenzsituationen mit der Trinkwasserversorgung kommen. Der BN fordert klare Regelungen und Kontrollen für die entnommenen Wassermengen, aber auch Unterstützung der Landwirte bei der Umsetzung der Vorgaben und eine enge Kooperation mit diesen. Auch die privaten Haushalte und die Industrie müssen ihren Beitrag zum Wassersparen leisten.

Natürlicher Klimaschutz im Königsauer Moos

„Alle Bemühungen werden aber nur erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, mehr Wasser in der Landschaft zu halten und den lokalen Wasserabfluss abzubremsen“, so Richard Mergner.

Ausdrücklich begrüßt der BUND Naturschutz die Bemühungen des Freistaats, das Königsauer Moos als eines der ökologisch wertvollsten Gebiete im Landkreis wiederzuvernässen, um es auf mehreren hundert Hektar in ein ausgedehntes Niedermoor zu renaturieren. Diese wiedervernässte Fläche könnte große Mengen Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen.

Humusaufbau

„Wir müssen jetzt engagiert umsteuern, es wird mehrere Jahrzehnte dauern, bis ausreichend Humus in den Böden aufgebaut wird. Böden können gewaltige Mengen an Kohlenstoff speichern. Wenn man sie lässt“, so Alois Aigner.

Mit einer klimafreundlicheren landwirtschaftlichen Praxis können die Emissionen aus den landwirtschaftlichen Böden nicht nur gestoppt werden. Mit einem höheren Humusanteil werden die Böden zu einer bedeutenden Senke, in der Kohlenstoff langfristig fixiert wird. Der Humusaufbau muss deswegen noch stärker in den Fokus der Bewirtschaftung.

Ökologische Landwirtschaft liefert das Gesamtpaket

„Mit dem Ausbau des Ökolandbaus können viele der aktuellen Umweltprobleme in der Landwirtschaft durch einen ganzheitlichen Ansatz gelöst werden“, erläutert Richard Mergner, BN-Vorsitzender.

Durch den Verzicht auf mit hohem Energieeinsatz produzierte mineralische Düngemittel, eine flächengebundene Tierhaltung und die Speicherung von Kohlenstoff im Boden durch Humusaufbau, leistet er einen positiven Beitrag zum Schutz vor der Erderwärmung.

„Um das jetzt im bayerischen Naturschutzgesetz verankerte Ausbauziel von 30 % für den Ökolandbau bis 2030 zu erreichen, müssen die Anstrengungen der bayerischen Staatsregierung jedoch noch weiter erhöht werden“, so Mergner.

„Regional alleine reicht nicht aus. Unsere klare Kaufempfehlung: Am besten regionale, einheimische Bio-Produkte kaufen – das ist für den Verbraucher aber auch den Klimaschutz das Beste. Nur ein möglichst hoher Anteil an biologischer Landwirtschaft garantiert auf lange Sicht echte Ernährungssicherheit“, so Alois Aigner.

Hintergrund

Der aktuelle Klima-Report Bayern 2021 prognostiziert eine Zunahme der mittleren Temperatur um bis zu 4,8 °C bis 2100. Die vergangenen 20 Jahre waren die heißesten und trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Auch für dieses Jahr prognostiziert der Deutsche Wetterdienst überdurchschnittlich hohe Temperaturen und Trockenheit.

Wie das Monitoring des Umweltbundesamtes von 2019 zeigt, haben die Bodenwasservorräte in den letzten 50 Jahren während der Vegetationsperiode mit signifikantem Trend abgenommen.