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BUND Naturschutz und Greenpeace räumen mit Märchen über Atomenergie auf

Selbst wenige Tage vor dem Abschalten der letzten AKWs in Deutschland werden weiterhin Unwahrheiten über die Atomkraft verbreitet. Die Umweltverbände machen einen Faktencheck: Ohne Atomkraft droht kein Blackout, Atomkraft ist nicht billig, nicht klimafreundlich und weltweit nicht auf dem Vormarsch.

 

12.04.2023

Am 15. April gehen die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz, darunter Isar 2 bei Landshut. Für den BUND Naturschutz in Bayern und Greenpeace Bayern ein Grund zur Freude und Anlass, endgültig mit den gängigsten Atommärchen aufzuräumen. „Ich appelliere an die Parteivorsitzenden von CSU, Freie Wähler und FDP in Bayern das Aus des Atomzeitalters in Deutschland auch zu akzeptieren und keine Verrenkungen mehr zu machen, um diese hochgefährliche und viel zu teure Technik wiederzubeleben. Wir brauchen keine Atomkraft in Bayern und Deutschland! Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien kann und wird Deutschland sauberen, unendlich verfügbaren und dazu billigen Strom produzieren, völlig unabhängig von autokratischen Regimen wie Russland oder Kasachstan“, erklärt der BN-Vorsitzende Richard Mergner. 

Stefan Krug, Leiter Greenpeace Landesbüro Bayern, betont: „Die bayerische Staatsregierung verbreitet bewusst Falschinformationen über Atomkraft. Die Erneuerbaren Energien sind der Atomenergie von der Sicherheit über die Kosten bis hin zur Verträglichkeit für Mensch und Umwelt weit überlegen. Wer wie Ministerpräsident Söder meint, er könne im Wahlkampf mit Pro-Atom-Parolen darüber hinwegtäuschen, dass er den Ausbau der Stromleitungsnetze und der Windenergie sträflich vernachlässigt hat, unterschätzt die Menschen in Bayern.  Die wissen sehr genau, dass die Energiewende nur ohne Atomkraft und fossile Energien gelingen kann.“

In Deutschland ist die Stromversorgung ohne Atomkraftwerke gesichert, das habe die Bundesnetzagentur bestätigt, unterstreicht Energieexpertin Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin): „Der Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung ist mit unter fünf Prozent verschwindend gering. Darauf können wir verzichten. Der letzte Winter hat gezeigt, dass die Gefahr eines Blackouts nie bestand. Der Blick nach Frankreich zeigt zudem: Atomkraft ist keine zuverlässige Energiequelle. Mehr als die Hälfte der AKWs dort war wegen verschiedener Probleme zeitweise nicht am Netz. Deshalb musste Deutschland Frankreich mit Strom aushelfen - nicht umgekehrt.“ Die Energieökonomin verweist zudem auf die hohen Kosten der Atomenergie: „Atomstrom ist extrem teuer, würde man externe Kosten wie Neubau und Endlagerung einrechnen. Atomenergie macht nur Verluste und muss staatlich subventioniert werden. Erneuerbare Energien und Windstrom sind deutlich billiger.“ 

Das Ende der Atomkraft ist außerdem ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende, so Heinz Smital, Atomexperte von Greenpeace: „Atomenergie bindet finanzielle Mittel, die für die Erneuerbaren fehlen. Zudem nehmen Atomkraftwerke keine Rücksicht auf die Stromsituation im Netz. Im Zweifel werden Windkraftanlagen abgeregelt. Das behindert mittelfristig auch den Ausbau erneuerbarer Energien und schadet so dem Klimaschutz.“

Eine sichere Energiequelle sei Atomkraft auch mit Blick auf die Klimakrise nicht, so Smital: „Wegen ihres enormen Wasserbedarfs sind Atomkraftwerke nicht gut für die Klimakrise gerüstet. Drohende Trockenheit im kommenden Sommer und wenig Schneefall im vergangenen Winter werden absehbar zu Ausfällen bei französischen AKWs führen.“

Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, dass Atomstrom weltweit auf dem Vormarsch ist und in naher Zukunft reihenweise neue Meiler ans Netzt gehen. Das Gegenteil ist der Fall - der Anteil der Atomkraft an der weltweiten Stromerzeugung sinkt immer weiter und ist inzwischen auf unter 10 Prozent gefallen. Die Erneuerbaren Energien nahmen dagegen im Jahr 2021 83 Prozent der neu installierten Leistungen ein – Tendenz weiter steigend.

Gleichzeitig verzögert sich weltweit die Inbetriebnahme von im Bau befindlichen Atomkraftwerken. Das AKW Flamanville in Frankreich befindet sich beispielsweise seit 2007 im Bau und sollte eigentlich 2012 ans Netz gehen, frühestens zu schaffen ist das wohl erst 2024, dabei haben sich die Kosten schon jetzt mindestens vervierfacht, auf knapp 13 Milliarden Euro. Eine ähnliche Kostenexplosion war bei dem finnischen Projekt in Olkiluoto zu verzeichnen. Der Reaktor kostete statt 3,2 Milliarden Euro am Ende neun Milliarden. Er ging im vergangenen Monat in Betrieb, nach einer Bauzeitüberschreitung von über zwölf Jahren. 

Abschaltfest am 15. April:
In Deutschland ist das Atomzeitalter glücklicherweise bald vorbei, BN und Greenpeace veranstalten deshalb ein großes Abschaltfest am 15. April auf dem Münchner Odeonsplatz und feiern gemeinsam mit einem breite Bündnis und engagierten Menschen aus der Anti-AKW-Bewegung. Das Programm gibt es hier: https://www.bund-naturschutz.de/termine/atomabschaltfest-endlich-mal-abschalten-raus-aus-atom-rein-in-erneuerbare