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Die Alpen-Smaragdlibelle ist Libelle des Jahres 2023

Der BN-Bundesverband BUND und die Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen haben die Alpen-Smaragdlibelle zur Libelle des Jahres 2023 gekürt.

15.12.2022

Die Alpen-Smaragdlibelle (Somatochlora alpestris) ist eine in ganz Deutschland seltene Großlibelle. „Sie zählt zu den Verliererinnen des Klimawandels und ist vom Aussterben bedroht. In Bayern geht es ihr etwas besser, hier ist sie stark gefährdet – das kann sich aber schnell ändern. Dabei ist sie nicht einfach zu bestimmen und wird aufgrund ihrer Seltenheit und der Unzugänglichkeit ihrer Lebensräume auch nicht häufig beobachtet“, erklärt die BN-Artenschutzexpertin Dr. Christine Margraf. Anhand der Kopfzeichnung, Merkmalen im Flügelgeäder und der Form der Hinterleibsanhänge beim Männchen und des Legeapparates beim Weibchen kann die Alpen-Smaragdlibelle von ähnlichen verwandten Arten wie z. B. der Arktischen Smaragdlibelle unterschieden werden.

Die Alpen-Smaragdlibelle hat ein über den Polarkreis nach Norden reichendes Verbreitungsgebiet, das von Norwegen über Sibirien bis in den Norden Japans im Osten reicht. In Deutschland kommt diese „kälteliebende“ Art daher nur in Lagen über 750 Metern vor, also im Bayerischen Wald, in den bayerischen Alpen, im Harz, im Thüringer Wald, im Erzgebirge und im Fichtelgebirge.

In den Mittelgebirgen kommt die Art nahezu ausschließlich in Zwischen- und Hochmooren vor. Wesentliche Larvalgewässer sind dort primäre Kleinstgewässer wie Schlenken und Rüllen, aber auch Sekundärgewässer wie angestaute Gräben. Wichtig ist, dass diese Gewässer nicht oder allenfalls kurzzeitig austrocknen. In den höheren Lagen der Alpen werden auch größere Gewässer wie Weiher und Kleinseen besiedelt. Der Lebenszyklus der Art ist mehrjährig. Die kurze Schlupfperiode beginnt in Deutschland im Mai und nur in hohen Lagen erst im Juni, die Flugzeit dauert außer in den Hochlagen meist nur bis in den August an.

„Die Gefährdungsursachen sind neben der Seltenheit der spezifischen Lebensräume die starken Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensräume der Larven, vor allem deren Austrocknung und eine für die Larven schädliche Temperaturerhöhung. Erschwerend ist die starke Isolation der Vorkommen. Diese Wirkungen bedingen und verstärken sich gegenseitig und in Kombination mit der ohnehin schon gegebenen Seltenheit besteht daher in den Mittelgebirgen, wie dem Bayerischen Wald, eine sehr große Aussterbewahrscheinlichkeit“, so Margraf.

Für den Schutz und Erhalt dieser seltenen Libellenart müssen ihre Lebensräume intensiver geschützt und verbessert werden. Dazu verpflichtet auch der Schutz der Moore in Gesetzen und der europäischen FFH-Richtlinie. Konkret heißt das Schutz vor zu starker Beweidung empfindlicher Moorgewässer, die Reduzierung von Nährstoffeinträgen und die Renaturierung von hydrologisch geschädigten Moore. Aber all das braucht zusätzlich ambitionierten Klimaschutz, denn die Wiederherstellung natürlicher Wasserstände im Moor wird durch zunehmende Trockenheit konterkariert. So steht die Alpen-Smaragdlibelle stellvertretend für all die Arten, die mehr Natur- und Klimaschutz brauchen.