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Donauausbau ohne Staustufe – ein großer Erfolg der Naturschutzbewegung und der Menschen vor Ort

„Der heutige Spatenstich für den sanften Ausbau der Donau ist ein Freudentag für den BUND Naturschutz. Die von früheren  bayerischen Ministerpräsidenten und der CSU über Jahrzehnte beinhart verfolgte Staustufenplanung und Kanalisierung der frei fließenden Donau konnte durch den breiten Widerstand in der Region und die Solidarität der Naturschutzbewegung aus ganz Bayern gestoppt werden", erklären BN-Landesvorsitzender Richard Mergner und BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger.

16.07.2020

"Der BN dankt der ersten Rot-Grünen Bundesregierung für ihren Beschluss im Jahr 2002 und der bayerischen Staatsregierung, die im Jahr 2013 einen entsprechenden Beschluss für die freifließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen gefasst hat“, so Mergner und Weiger weiter.

Vor allem die Verbesserung des Hochwasserschutzes hatte der BUND Naturschutz jahrelang eingefordert. „Auch eine Flussregulierung ohne Staustufen bedeutet Eingriffe in das Ökosystem der Donau, der wir als Kompromiss zugestimmt haben. Wir fordern hier jedoch noch weitere Optimierungen“, so Andreas Molz, BN-Kreisvorsitzender von Straubing-Bogen.

„Nach so vielen Jahren, vielmehr Jahrzehnten, Einsatz des BUND Naturschutz und vieler Verbündeter für die lebendige Donau beginnt nun der erste Wasserstraßen-Ausbau an diesem Fluss ohne Staustufe“, erklärt Weiger, der sich über Jahrzehnte als BUND-Vorsitzender in Bayern und Deutschland für die frei fließende Donau eingesetzt hat.

„Wir hoffen, dass wir mit dieser Form des Donau-Ausbaus eine Trendwende weg von technischen Bauwerken in Flüssen einleiten. Wir müssen unsere Flüsse auch als Wasserreservoir, wichtigste Lebensräume, Zentren biologischer Vielfalt und nicht zuletzt Wanderachsen für Tiere und Pflanzen wertschätzen und erhalten“, so Weiger.

„Die niederbayerische Donau zeigt, dass in Zukunft in Deutschland wie in Europa nicht mehr die Flüsse an immer größere Schiffe angepasst werden, sondern sich die Schiffe an die Flüsse anpassen müssen“, ergänzt Mergner.

Der Einsatz für die frei fließende Donau ist ein wesentlicher Teil der Geschichte des Umweltverbandes. Er zog sich über Jahrzehnte. Verbündete waren unter anderem die Jugendorganisation BUND Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, der Landesfischereiverband, der Fischereiverband Niederbayern, der bayerische und deutsche Kanuverband, der Verkehrsclub Deutschland, die Naturfreunde und viele Gruppen vor Ort wie die Bürgeraktion „Rettet die Donau“ in Deggendorf, das Bürgerforum Umwelt in Vilshofen, die „Freundinnen der Donau“, Ökumenische Aktionskreise in Nieder- und Oberalteich sowie viele Einzelpersonen wie etwa der im Jahr 2018 verstorbene Altabt Emmanuel Jungclaussen in Niederalteich.

„Während einerseits die Verbesserung des Hochwasserschutzes völlig außer Diskussion steht, sind wir andererseits froh, dass mit dem Spatenstich der Verzicht auf weitere Staustufen in der Donau endgültig wird. Das ist nach wie vor ein riesiger Erfolg der Naturschutzbewegung und der Menschen vor Ort“, bewerten Weiger und Mergner das Ergebnis dieses Engagements.

Statt mit Staustufen den Wasserspiegel in der Strecke auf ein bestimmtes Niveau festzulegen, setze der jetzt geplante Ausbau auf Buhnen, Leitwerke und Baggerungen, d. h. auf Elemente, die bereits heute für die Aufrechterhaltung der Fahrrinne genutzt werden. Mit dieser sogenannten „Flussregulierung“ nach der „Ausbauvariante A“ bleibt der Fluss frei fließend, die Fahrwassertiefe für Schiffe kann in den kritischen Niedrigwasserphasen aber um 10 % auf 2,2 m verbessert werden. Dieses Ausbauziel schafft ähnliche Verhältnisse wie am Mittelrhein.

„Allerdings ist unstrittig, dass auch die Flussregulierungs-Variante A mit dem Ausbau von Buhnen und Leitwerken und verstärkten Baggerungen einen erheblichen Eingriff in den Fluss bedeutet. Wir stehen aber zu unserer Zusage aus der Zeit der Variantendiskussion vor 2013, dass wir die Variante A in ökologisch optimierter Form akzeptieren und nicht juristisch angreifen, auch zugunsten der raschen Verbesserung des Hochwasserschutzes“, betont Mergner.

In Bezug auf die ökologische Verbesserung der Variante A, die 2013 von der Bayerischen Staatsregierung zugesagt wurde, sieht der BUND Naturschutz anerkennenswerte Fortschritte, aber auch noch Luft nach oben. „Im Lauf des Genehmigungsverfahrens haben wir gemeinsam mit vielen weiteren Verbänden, Initiativen, Fachleuten und Fachbehörden noch einige Verbesserungen erreicht, etwa bei der Erhaltung der wichtigen Tiefstellen im Fluss und bei der konkreten Ausgestaltung der Flussbauwerke“, erklärt Georg Kestel, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf und selbst seit dem Jahr 2000 für den BUND Naturschutz im Donauschutz aktiv.

Andreas Molz, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Straubing-Bogen, bewertet die Planung aber nicht nur positiv: „In etlichen Bereichen bleibt die Planung hinter den gegebenen Möglichkeiten einer naturnahen Gestaltung zurück. Es gibt leider noch zu viele Abschnitte, wo die bestehenden Buhnen in der konventionellen Granit-Bauweise unverändert bleiben oder lediglich verlängert werden.”

Auch die Möglichkeiten, die Donauufer als ökologische Ausgleichsmaßnahme zu renaturieren oder unnötige Uferversteinungen zu entfernen, seien zu wenig genutzt worden. „Stattdessen wird der Bau von neuen ‚Aue-Seitengewässern‘ über das Vorland favorisiert. Die dafür notwendige Abgrabung und Bewegung von hunderttausenden von Kubikmetern Boden ist nicht unsere Idee und nicht unsere Maßnahme“, so Molz.

Der BUND Naturschutz unterstreicht mit seinem Erfolg für eine frei fließende Donau die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements und betrachtet diesen Schritt als einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der gesellschaftlichen Ziele der Wasserrahmenrichtlinie, Natura 2000 und in der anhaltenden Diskussion um die Biodiversität.
 

Für Rückfragen

Martin Geilhufe
Landesbeauftragter
Tel. 09 11 / 8 18 78 25
martin.geilhufe@bund-naturschutz.de 

Georg Kestel
Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf
Tel. 09 91 / 34 13 54
deggendorf@bund-naturschutz.de