Geplantes Amazon-Logistikzentrum Allersberg: Trinkwasser- und Grundwasserschutz ernst nehmen!
Der geplante Amazon-Standort liegt bei Allersberg und südlich von Roth-Harrlach in unmittelbarer Nähe zum Trinkwasserschutzgebiet. Rund 200.000 Menschen in der Region werden von hier versorgt, die Stadt Fürth bezieht von dort einen wesentlichen Anteil des Trinkwassers. Es ist zu befürchten, dass durch die weitgehende Versiegelung der derzeit landwirtschaftlichen Flächen fast kein Niederschlag mehr zur Speisung des Grundwassers versickert und damit die Grundwasserneubildung weitgehend eingeschränkt wird. Bei Umsetzung der beabsichtigten Planungen wird der Brunnbach zu einem potentiellen Überschwemmungsgebiet. Nicht absehbar ist, wenn es beispielsweise durch ein Starkregenereignis zu einer Überschwemmung mit Verfrachtung von Gefahrstoffen ins Trinkwasserschutzgebiet kommt.
Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V.: „Das Wasserschutzgebiet versorgt hunderttausende Menschen mit gutem Trinkwasser, das keineswegs gefährdet werden darf. Im 2023 abgeschlossenen Raumordnungsverfahren zum geplanten ICE-Werk bei Harrlach ging es um das gleiche Schutzgebiet und die Regierung hat auch wegen dessen Gefährdung das ICE-Werk hier ausgeschlossen. Hier sollte nicht mit zweierlei Maß gemessen werden.“
Markus Fiegl, Bürgerinitiative Allersberger Wasserbündnis: „Für das Logistikzentrum muss der Brunnbach auf einer Länge von 550 Meter verlegt werden, davon 213 Meter als Verrohrung und 337 Meter als offener Graben. Das heißt, es werden fast 40 Prozent verrohrt. Zusätzlich muss auch ein Regenwasserrückhaltebecken im Einzugsbereich verlegt werden. Durch die Tieferlegung des Brunnbachs bis zu 4,25 Meter würde eine Altlastenfläche angeschnitten. Die Regierung hat bestätigt, dass diese Maßnahmen im Zustrombereich der Trinkwasserbrunnen liegen. All das bedroht den Grundwasserkörper und die Grundwasserneubildung. Und alle Vorhaben sollen in einzelnen wasserrechtlichen Verfahren in Salamitaktik abgehandelt werden. Damit wird man dem Schutz und der Verantwortung des Grundwassers nicht gerecht.“
Beate Grüner, 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Roth: „Neben dem geplanten Sondergebiet Logistik und den wasserrechtlichen Vorhaben sind weitere Eingriffe in das Grundwasser geplant: eine Erweiterung der Sandgrube bei Harrlach, die Erweiterung der Tongrube östlich von Guggenmühle, das geplante Gewerbegebiet Allersberg-West 2. Unsere Forderung nach einem Raumordnungsverfahren und einem wasserwirtschaftlichen Gesamtkonzept wurde leider von der Regierung abgelehnt.“
Die Beteiligten beim Pressegespräch verdeutlichten die Trinkwassergefährdung durch das Anstoßen mit Wassergläsern und bestem Trinkwasser aus der Region.
Aktueller Verfahrensstand:
Die Ansiedlung von Amazon ist in der Region hochumstritten. Ein Bürgerentscheid im Mai 2020 endete mit mehrheitlicher Zustimmung zur weiteren Planung der beiden Gebiete Allersberg-West 1 und -West 2, damals beschwichtigte Bürgermeister Daniel Horndasch noch, es gehe gar nicht um Amazon.
Zwei weitere Bürgerbegehren gegen die Ansiedlung von Amazon wurden im Oktober 2020 bzw. Oktober 2021 von der Gemeinderatsmehrheit in Allersberg nicht zugelassen. Bei dem zuletzt abgelehnten Bürgerbegehren ist noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Ansbach anhängig.
Antragsteller für das Vorhaben ist die Firma P3 Logistic Parks aus Prag, die zu 100 Prozent dem Staat Singapur gehört. Die Flächennutzungsplanänderung wurde beschlossen und am 25.04.2023 vom Landratsamt Roth genehmigt. Das Bebauungsplanverfahren zum geplanten Sondergebiet Logistik Allersberg West 1 läuft seit einiger Zeit.
Trinkwasserschutzgebiet/Trinkwasserförderung:
Nach dem Bau von 20 Brunnen in diesem Wasserschutzgebiet westlich von Altenfelden sowie der Verbindungsleitung nach Fürth, konnte die Fernwasserversorgung am 30. Oktober 1968 ihren Betrieb aufnehmen. Das Wasser fließt die 32 km lange Strecke im freien Gefälle bis zur Übergabestelle in Fürth-Dambach. Etwa 43 Prozent des Fürther Wasserbedarfs werden aus dem Wasserschutzgebiet westlich von Altenfelden gedeckt. Die maximal genehmigte Wasserentnahme von 4,25 Millionen Kubikmeter im Jahr kann nach einer Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes Nürnberg nicht mehr gesteigert werden.
Auch der Zweckverband zur Wasserversorgung der Brunnbachgruppe deckt jährlich rd. 20 Prozent seines Trinkwasserbedarfs aus diesem Wasserschutzgebiet. Versorgt werden von der Brunnbachgruppe rund 10.000 Menschen in den vier Gemeinden Allersberg, Roth, Pyrbaum und Hilpoltstein.
Die infra Fürth spricht in ihren Stellungnahmen wiederholt von einem erheblichen Gefährdungspotential für die Hauptwasserversorgung einer gesamten Region und stellt fest, dass nach heutigem Stand das Wasserschutzgebiet erweitert werden müsste und insbesondere auch aufgrund des Klimawandels nachhaltig zu schützen ist.
Weil man sich in Fürth besonders um das Trinkwasser sorgt, wurde im Stadtrat bereits im Februar 2023 der Antrag gestellt, die infra Fürth GMBH solle auf eine Vergrößerung des Wasserschutzgebietes drängen.
Im Zusammenhang mit dem Raumordnungsverfahren für das ICE-Werk hat das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg kritische Hinweise abgegeben:
- Die Abgrenzung des Wasserschutzgebietes der Infra Fürth GmbH entspricht nicht mehr den heutigen Vorgaben
- Die genehmigte Wasserentnahme könne nicht gesteigert werden
- Die Grenzen der Nutzbarkeit des Grundwasserleiters sind erreicht bzw. überschritten
- Aufgrund der Wassermangelsituation der Region soll die Grundwasserentnahme in verstärktem Maße auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ausgerichtet werden.