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Gohlis/Elbe heißt bei uns Reichenschwand und Henfenfeld/Pegnitz

Neubau der Bundesstraße 14 würde Damm im Hochwasserbereich der Pegnitz bringen - Wasserwirtschaftsamt sagt Ja

13.04.2006

Gohlis an der Elbe macht derzeit Schlagzeilen wegen eines nagelneuen Straßendamms, der vor wenigen Tagen zerstückelt werden musste, weil er das Hochwasser der Elbe staute und in den Ort drückte. Eine typischer Fehlbau der letzten Jahre, der in der Planung von allen beteiligten Behörden incl. des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes für gut befunden, für unproblematisch bzgl. Hochwasserschutz eingestuft und von der zuständigen Regierung genehmigt worden war.

Der Freistaat Bayern plant derzeit den Bau eines ähnlichen Damms durch das Hochwassergebiet der Pegnitz bei Henfenfeld und Ottensoos (Lkr. Nürnberger Land) im Rahmen der Neubautrasse der B 14neu.

Obwohl hier in den letzten Jahren und auch erst Ende März 2006 Hochwässer bis an den Talrand standen, sieht das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg keinerlei Gefahr für die am Talrand liegenden Orte - im Gegenteil, man errechnet sogar eine Verbesserung des "Retentionsraums" bei vernachlässigbaren Aufstauwirkungen.

Nicht nur der geplante Anschlussknoten der B 14neu bei Henfenfeld würde mit Dammschüttungen für die Bundesstraße und für die Auffahrtschleifen mitten im jährlichen Hochwasser gebaut, auch ein weiterer Teil des geplanten Straßendammes mit einer Höhe von ca. 5 Metern und einer Breite von 25 Metern am Fuß müsste in den jährlichen Hochwasserbereich südlich Reichenschwand geschüttet werden. Die Brückenbauwerke mit ihren Rampen stünden im Hochwasserbereich bei Ottensoos. Trotzdem wird an der Planung festgehalten.

Die Gemeinden Henfenfeld und Ottensoos sowie der Bund Naturschutz haben Anfang 2004 Klagen gegen den von der Regierung von Mittelfranken erlassenen Planfeststellungsbeschluss eingereicht. Dabei haben sie auch die Hochwassergefahr deutlich herausgestellt. Sie befürchten eine Verstärkung der Hochwässer in Henfenfeld, das bereits in den vergangenen Jahren von einem Seitenbach der Pegnitz überflutet wurde und dessen Hochwasser möglicherweise durch den Straßendamm weiter aufgestaut würde. Sie befürchten auch eine Verstärkung der Hochwassersituation in Reichenschwand durch Verluste des Retentionsraums und die Stauwirkung der Brückenwiderlager und der Rampen quer zur Pegnitzfließrichtung. Bereits heute stehen niedrig gelegene Teile von Reichenschwand regelmäßig unter Wasser, die Verbindungsstraße Reichenschwand - Rüblanden muss regelmäßig wegen
Überflutung gesperrt werden.
"Die Staatsregierung hat zwar nach den Donau-Hochwässern 2002 große Anstrengungen im Hochwasserschutz angekündigt. Übrig geblieben sind aber vorrangig technische Polderplanungen und zu wenig ökologischer Hochwasserschutz. Selbst die Festlegungen der Vorranggebiete für Hochwasserschutz sind bis heute nur zu 15% auch rechtlich umgesetzt. Das gilt auch für die Pegnitz und andere mittelfränkische Flüsse wegen kommunaler politischer Widerstände bei der Regionalplanung. Dass die Regierung von Mittelfranken im Wissen um die regionalplanerische Festlegung solch eines Gebietes hier noch einen Straßendamm genehmigt hat, ist unfassbar," so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz.
"Was in Gohlis bitter beklagt wird, stünde den Reichenschwandern und Henfenfeldern möglicherweise erst bevor", so die Kreisgruppenvorsitzende des BN, Christiane Matern. "Dass ein Wasserwirtschaftsamt nach den Erfahrungen der Jahrhunderthochwässer 2002 an Elbe und Donau und gerade jetzt wieder an der Elbe noch immer zu allen Straßenbauplanungen 'Ja und Amen' sagt, können wir nur mit dem politischen Druck erklären, unter dem heute die Wasserwirtschaftsämter stehen. Wir hoffen deshalb, dass sich der Verwaltungsgerichtshof an die Fakten und die rechtlichen Vorgaben hält und deshalb die Planung für rechtswidrig erklärt. Für unseren Kampf brauchen wir Unterstützung aller, die das Pegnitztal schätzen, insbesondere natürlich Geld für den Klageweg. Wir erbitten deshalb Spenden auf das Konto 190 001 636, BLZ 750 50 101, Sparkasse Nürnberg."

Der Bund Naturschutz klagt gegen den Bau der B 14neu, um das Pegnitztal als Natur-, Erholungs- und Retentionsraum zu retten.

Durch die B 14neu würden die Verkehrsprobleme im Großraum nicht gelöst, aber den BürgerInnen in Lauf, Rückersdorf, Behringersdorf und Nürnberg mehr Belastungen durch Lärm und Schadstoffe zugemutet.

Das Pegnitztal hat zwei funktionierende Bahnstrecken und eine Verlängerung der S-Bahn Richtung Hartmannshof wird aktuell geplant. Der Ausbau der B 14 parallel zu den Bahnlinien wäre eine völlig unverständliche Geldverschwendung und würde nur dazu führen, dass wieder Bahnkunden auf das Auto umstiegen. Gleichzeitig wird die nur wenige Kilometer parallel zur B 14 verlaufende Autobahn A 6 Richtung Prag ausgebaut. Sie kann und soll den Transitverkehr aufnehmen.

Das Pegnitztal ist ein überregionaler Erholungsraum mit hervorragenden Qualitäten zur Beobachtung europaweit bedeutsamer Tier- und Pflanzenarten wie Eisvogel oder Laubfrosch, die unter europäischem Schutz stehen.

Seit 1977 kämpft der BN gegen diese Straße mit der hervorragenden Unterstützung von Bürgerinitiativen und Gemeinden. Bislang erfolgreich. Doch Minister Beckstein hat kurz vor der von Rot-Grün 2004 beschlossenen und rechtswirksamen Herabstufung dieser Straße in den 'weiteren Bedarf' mit dem Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Mittelfranken noch Fakten schaffen lassen, gegen die der BN und die Gemeinden Klage einreichen mussten. Der zuständige Bay. Verwaltungsgerichtshof hat sich die örtliche Situation erst vor wenigen Tagen angesehen. Mit einem Urteil ist 2006 wohl nicht mehr zu rechnen.

Nun gilt es vor allem, die S-Bahnplanung Nürnberg - Hartmannshof voranzubringen und den Verkehr wirklich auf die umwelt- und menschenfreundlichere Bahn zu verlagern, damit auch die mit Lärm belasteten Bürgerinnen und Bürger von Reichenschwand entlastet werden. Sollte nach einem Ausbau der S-Bahn und dem Lückenschluss der BAB A6 die Verkehrsreduzierung nicht in erwartetem Maße eintreten, ist eine innerörtliche Lösung in der Gemeinde Reichenschwand anzustreben und möglich. Denn es macht auch wenig Sinn, die sicherlich wünschenswerte Entlastung dieser Gemeinde zu Lasten zweier anderer Gemeinden (Ottensoos und Henfenfeld) durchzuführen und dabei den Durchgangsverkehr in weiteren Orten zu erhöhen.