GRENZÜBERSCHREITENDER NATIONALPARK RHÖN
Die Rhön ist für Susanne Richter, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld und Franz Zang, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bad Kissingen als Nationalpark besonders geeignet: Die Lage im Herzen Deutschlands macht die Rhön zu einem artenreichen Treffpunkt von Tier- und Pflanzenarten, die hier gerade noch z.B. ihr östlichstes oder wie die Alpenspitzmaus ihr nördlichstes Vorkommen in Deutschland aufweisen. Nur wenige Regionen Mitteleuropas sind auf vergleichbarem Raum so reich an Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften wie die Rhön. In der Rhön befindet sich der letzte außeralpine Bestand des Birkhuhns, brüten die allerletzten, amselgroßen und sich von Insekten ernährenden Raubwürger ganz Bayerns oder kommen mit der Rhönquellschnecke weltweit nur hier lebende Arten vor.
Für einen Nationalpark Rhön ist das Potential der Wälder entscheidend: Die sehr hohe geologische Vielfalt (vulkanischer Basalt, Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper), die Höhenstufen von warmem Weinbaulagen bis zum rauen Mittelgebirgsklima und das abwechslungsreiche Relief mit ausgeprägten Tälern und Hochflächen schaffen eine herausragende Vielfalt an Wuchsstandorten für Wälder wie sie kaum ein zweiter deutscher Nationalpark aufweist. So verfügt die Rhön auf den Plateaus, den Bergrücken- und flanken noch über kilometerlange, zusammenhängende, naturnahe Buchen-, Eichen- und Schluchtwaldgesellschaften mit sehr alten, artenreichen Laubholzbeständen. 11 Laubwaldgesellschaften kommen natürlich in der Rhön vor, unter anderem der in Bayern nur in der Rhön zu findende Zwiebelzahnwurz-Buchenwald.
Während das Biosphärenreservat v.a. die vom Menschen geprägte Kulturlandschaft wie die farbenprächtigen Bergwiesen erhält, gibt der Nationalpark vom Menschen nicht beeinflussten Naturwäldern eine Chance. Die 10.000 Hektar eines Nationalparks wären integriert in das 240.000 Hektar umfassende Biosphärenreservat.
Beispielhaft wird dies in Bayern bereits im Nationalpark Berchtesgaden praktiziert. Weltweit gibt es zahlreiche ähnliche Modelle, z.B. ist auch der afrikanische Krüger-Nationalpark von einem Biosphärenreservat umgeben. Damit besteht in der Rhön das Potential eines Biodiversitäts-Nationalparks, der das beste beider Welten - behutsam genutzte, traditionelle Kulturlandschaft und neuen Mut zur Wildnis - miteinander verknüpft!
Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN: "Naturnahe, holznutzungsfreie Wälder mit ihrer speziellen Artenausstattung sind das wichtigste Naturerbe Mitteleuropas". Wer substanziell im Waldnaturschutz etwas verbessern will, darf nach Auffassung des BUND Hessen und des BN nicht - wie bisher in der Rhön - beim Schutz von winzigen Schutzgebieten stehenbleiben, weil dort bedrohte, anspruchsvolle Waldarten dauerhaft nicht überleben können. Die Staatsregierung muss von ihren Staatswäldern gerade in der Rhön deutlich mehr schützen und dazu beitragen, die Verpflichtungen aus der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" auch in Bayern zu erfüllen. Ein Nationalpark in der Rhön würde zudem den ländlichen Raum stärken und wäre naturschutzfachlich wie wirtschaftlich eine einmalige Chance.
Die beiden BUND Landesverbände Hessen und Bayern fordern nun nach der allgemeinen Diskussion über einen Nationalpark, dass am Jahresanfang 2018 das federführende bayerische Umweltministerium mit konkreten Vorschlägen zur Abgrenzung eines länderübergreifenden Schutzgebietes "die Karten auf den Tisch legt". Der Entwurf muss - wie beim ebenfalls im Rennen befindlichen Nationalparkvorschlag an Donau und Isar - die wertvollsten Staatswaldflächen aus rein naturschutzfachlicher Sicht auswählen und zwingend alle internationalen Kriterien für einen Nationalpark erfüllen. Da sich einige besonders wertvolle Wälder z.B. bei Bad Kissingen oder am Südhang des Kreuzberges auch im Besitz von Gemeinden befinden, sollte hier unbedingt die Möglichkeit von Tauschflächen aus dem Staatswald berücksichtigt werden, um ein gut arrondiertes Nationalparkgebiet zu erreichen.
Für Rückfragen: Richard Mergner, BN Landesbeauftragter, Mobil 0171 / 639 43 70