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"Grüne Bilanz 2004"

Bund Naturschutz in Bayern zieht
positive "Grüne Bilanz 2004"

04.01.2005

Eine positive Grüne Bilanz 2004 aufgrund des starken Engagement der Bevölkerung für den Naturschutz zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband. Trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation und politischem Festhalten der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid oder der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen habe sich der ehrenamtliche Einsatz tausender Mitglieder für Natur und Heimat vor Ort noch verstärkt. Dies dokumentiere auch das Wachstum bei den Mitgliedszahlen. Neue Allianzen für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" und für eine "gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft" belegten das Interesse und Engagement der bayerischen Bevölkerung für Bayerns Natur und Umwelt im vergangenen Jahr.

Im Jahr 2005 wird der Bund Naturschutz weiter offensiv die Auseinandersetzung um sinnvolle Sparkonzepte und Investitionen in vorsorgenden Umweltschutz führen. Denn solange in Bayern viermal mehr für die Pflege allein der Staatstraßen als für die Pflege der Natur ausgegeben und für Prestigeprojekte vom Transrapid über Staustufen an der Donau bis zu neuen Autobahnen Milliarden Euro an Steuergeldern verschwendet werden sollen, könne von verantwortungs-vollem Sparen keine Rede sein.

Als klaren Auftrag, die öffentlichen Wäldern weiter vor schleichender Privatisierung und Gewinnmaximierung zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald". Angesichts bürger-unfreundlicher Öffnungszeiten, einer massiven Gegenkampagne und Maulkörben für aktive Forstbeamte, sei das knappe Scheitern für das Anliegen zwar schmerzlich aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse in Bayern werden auf Landesebene und regional als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Änderungen der Forstgesetz-entwürfe führen.

Trotz einiger Rückschläge zieht der Bund Naturschutz daher insgesamt eine positive Bilanz für das Jahr 2004. Der mit rund 167.000 Mitgliedern und Förderern in 77 Kreis- und 770 Ortsgruppen stärkste Naturschutzverband auf Landesebene in Deutschland habe wieder erfolgreiche Arbeit für ein lebenswertes Bayern geleistet. Ein von Geldern aus Politik und Wirtschaft völlig unabhängiger Mitgliederverband sei angesichts des drohenden Abbaus von Umwelt- und Bürgerrechten unter dem Deckmantel der "Reform" und des Heilsbringers "Wirtschaftswachstum" ohne Beachtung der natürlichen Lebensgrundlagen notwendiger denn je.

Neue Allianzen "Aus Liebe zum Wald"

Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald", das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Auch wenn die zehn Prozent-Marke knapp verfehlt wurde, haben Bayerns Bürger ein klares Signal für den Vorrang der Schutz- und Erholungsfunktionen in den öffentlichen Wäldern gesetzt. Mit einer unglaublichen Kraftanstrengung im Wald Bündnis Bayern wurden weit über eine Million Bürgerinnen und Bürger für den Wald sensibilisiert und 854.000 zum Eintragen motiviert. Die neu geschmiedeten Allianzen zwischen unabhängigen Waldbesitzern und Bauern, Wandervereinen und Naturschutzverbänden werden auch bei anderen Naturschutzanliegen Früchte tragen.

Naturschutzpartnerschaften überwinden Grenzen

Unsere Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zu Flächenverbrauch und Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimatnatur. Die Idee des bundesweit einmaligen "Schwarzbuchs Gewerbegebiete" wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso wurde ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.

Auch die Allianzen für eine frei fließende Donau, die nicht nur in Bayern nach wie vor von Stau und Kanalisierung bedroht ist, konnten in diesem Jahr grenzüberschreitend gestärkt werden. Ob beim Internationalen Donaukon-gress in Deggendorf, Veranstaltungen mit Flussschützern aus allen Donau-anrainerstaaten bis zur Ukraine, mit Lobbyarbeit durch unseren Partner Euronatur in Brüssel oder bei der Verleihung der Bayerischen Naturschutzmedaille an den Retter der Donauen bei Hainburg Prof. Bernd Lötsch - die Donau wurde als verbindende ökologische Lebensader heraus-gestellt.

Während auch unter einer rot-grünen Bundesregierung im Einklang mit der bayerischen Staatsregierung bei der EU-Osterweiterung in erster Linie neue Autobahnen gefordert und gebaut werden, konnte der Bund Naturschutz die faszinierende Idee des "Grünen Bandes Europa" mit einer internationalen Pressefahrt und bester Zusammenarbeit mit Naturschutzverbänden aus Österreich, Tschechien, Slowakei und Slowenien voranbringen. Als ökologi-sches Rückgrat des europäischen Naturschutzes vom Eismeer bis zum Balkan unter der Schirmherrschaft von Michael Gorbatschow bekommt es mehr und mehr auch Völkerverbindende Funktion, als Symbol des fried-lichen Zusammenwachsens in Europa.

Ein guter "Exportartikel" aus Bayern war auch die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Kurze Zeit später ging auch in Stuttgart ein ebenso breites Bündnis aus Bauern, Imkern, Naturschützern und Verbrauchern für Gentechnikfreiheit in der Natur und auf dem Teller auf die Straße. Aufgrund der Arbeit des Bund Naturschutz haben sich die bundesweit meisten gentechnikfreien Zonen in Bayern etabliert.

Klimaschutz durch Energieeinsparung und Anti-Atompolitik

Zur Verbesserung des konkreten Klimaschutzes führte der Bund Naturschutz auch intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung, die in eine gemeinsame Erklärung zum Klimaschutz mündeten. Dabei war es vor allem Anliegen des Bund Naturschutz, die vorrangige Bedeutung der Energieein-sparung durch Verbesserung der Energieeffizienz zu verdeutlichen. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsre-gierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenen Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller erschlossen und erneuerbare Energien besser gefördert werden, um die Kohledioxidemissionen drastisch zu verringern.

Rückschläge für den Naturschutz waren die Genehmigung des Bundesverkehrswegeplans mit milliardenschweren und naturzerstörenden Prestigeprojekten. Allein durch den Verzicht auf Planungen wie den Transrapid, neue Autobahnen durch das Fichtelgebirge oder das Isental in Oberbayern sowie die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt ließen sich allein in Bayern zehn Milliarden Euro einsparen. Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes für den Weiterbau der Autobahn A 73 im Gottesgarten am Obermain nach Jahrzehnten der erfolgreichen Verteidigung dieses landschaftlichen und kulturellen Höhepunktes Frankens war schmerzlich und nicht nachvollziehbar. Auch der Weiterbau der A 7 im Allgäu bei gleichzeitigem Rückzug der Deutschen Bahn AG im Güterverkehr und Stornierung dringender Ausbaumaßnahen im Nah- und Fernverkehr ist skandalös. Ebenso völlig unvereinbar mit den eigenen Klimaschutzzielen war der Beschluss des bayerischen Landtages, die Planung und Förderung neuer Schneekanonen zu erleichtern. Als plumpe politische Abstrafaktion aufgrund des Volksbegehrens zum Schaden der Natur in Mittelfranken bewertet der Bund Naturschutz die Streichung der Zuschüsse für modellhafte Naturschutz- und Umweltbildungsprojekte in Mittelfranken mit den Stimmen aller CSU-Bezirkstagsabgeordneten.

Als unabhängiger Mitgliederverband wird der Bund Naturschutz sein überparteiliches Gewicht im Jahr 2005 umso stärker für eine ressourcen- und klimaschonende Naturschutzpolitik einsetzen. Der für alle spürbare Klimawandel zeigt, dass nur konsequenter Naturschutz nachhaltig sparen hilft, eine Missachtung der Natur aber alle teuer zu stehen kommt. Mit Investitionen für natürliche Flußauen, für Breitwasser statt Hochwasser, für stabile Mischwälder statt Monokulturen, für Energieeinspartechnik und erneuerbare Energien statt Atomkraftwerke, für Bus und Bahnen statt Autobahn und Transrapid werden Arbeitsplätze vor Ort gesichert statt Kapital in Prestigeprojekten fehl investiert. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bundes Naturschutz im Jahr 2005 ab.