Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Bundes Naturschutz 2005 in Mittelfranken
Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband, für Bayern und Mittelfranken.
Als größte mittelfränkische Erfolge gelten die Einstellung der Planungen für eine Rednitztalautobahn (A 77 bzw. B 2a) nach 32 Jahren Kampf, die hervorragende Unterstützung beim Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald", das endgültige Ende der Müllverbrennungsanlage Thermoselect in Ansbach, Initiativen des Projektes SandAchse Franken und die regionale Umweltbildungsarbeit.
Rückschläge waren und sind die beschlossene Auflösung aller Forstämter nach dem Scheitern des Volksbegehrens, der begonnene Gipsabbau der Fa. KNAUF am Naturschutzgebiet Sieben Buckel im Lkr. Neustadt/A.-Bad Windsheim trotz ausstehenden Gerichtsurteils, die Zulassung eines 70 ha großen Gewerbegebietes im Landkreis Ansbach und der Beschluss des Bezirks Mittelfranken, Naturschutzprojekte des BN nicht mehr zu fördern.
Erfreulich ist das Wachstum bei den Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in Mittelfranken sind es 26.000 in elf Kreisgruppen und fast 100 Ortsgruppen. In Erlangen konnten 750, in Roth 500 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".
Neue Schwerpunkte des BN in Mittelfranken 2005
Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung des Nürnberger Reichswaldes und anderer Staatsforste als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Den Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" wird überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter mittelfränkischer Unterstützung rechnen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in Mittelfranken will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen. Im mittelfränkischen Ballungsraumwerden die Emissionen v. a. des Verkehrs die neuen EU-Grenzwerte für Nox und Feinstaub überschreiten. Hier gilt es, auf eine Nachbesserung der Luftreinhaltepläne zu drängen und die Verlagerung des Problems durch den Bau neuer Umfahrungen zu verhindern. Nicht zuletzt wird der BN die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken.
Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Sie werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Bayern und Mittelfranken ist mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von bayernweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.
Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald", das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, die öffentlichen Wälder wie den Nürnberger Reichswald oder den Fürther Stadtwald weiter vor schleichender Privatisierung und Gewinnmaximierung zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald". Die Mittelfranken haben sich hervorragend vor ihre Wälder gestellt und mit einer Eintragungsquote von 11,6 % (144.600) das beste Ergebnis in Bayern erzielt. Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in Mittelfranken als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.
Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen oder einer Fichtelgebirgsautobahn haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus Mittelfranken für Natur und Umwelt eingesetzt. Bei bayernweiten Aktionen und Demos übten sie konkrete Solidarität mit den direkt Betroffenen. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.
Ein guter "Exportartikel" aus Bayern war auch die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Auch hier beteiligten sich viele mittelfränkische NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich die bundesweit meisten gentechnikfreien Zonen in Bayern etabliert. Im Nürnberger Land unterschrieben nicht nur 5.300 BürgerInnen für eine gentechnikfreie Zone Nürnberger Land, 100 Landwirte verpflichteten sich mittlerweile zum Verzicht auf den Einsatz der Gentechnologie und bilden damit die größte gentechnikfreie Region Mittelfrankens. Die Ausweitung dieser gentechnikfreien Regionen wird ein Ziel 2005.
Unsere Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zu Flächenverbrauch und Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimat. Die Idee des bundesweit einmaligen "Schwarzbuchs Gewerbegebiete" wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso wurde ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.
Mit Ausstellungen und spektakulären Aktionen wurde z.B. im Landkreis Fürth auf den überdurchschnittlichen Flächenverbrauch des Landkreises hingewiesen, trotz Protesten musste die Kreisgruppe Erlangen den Bau eines Gebäudes der Fa. Flad&Flad auf der Kalchreuther Höhe weitab bestehender Siedlungen hinnehmen. Die Fürther kämpfen nach wie vor gegen die Ansiedlung eines Großeinkaufszentrums der Fa. Höffner im Knoblauchsland. Das überdimensioniert geplante Gewerbegebiet "Interfranken" am Autobahnkreuz Feuchtwangen konnte wenigstens in der geplanten Größe reduziert werden, verhindert wurde es bislang nicht. 2005 wird der Bund Naturschutz auch den Flächenverbrauch durch die völlig überdimensionierte Ausweisung neuer Wohngebiete angesichts des prognostizierten enormen Bevölkerungsrückgangs thematisieren.
Zur Verbesserung des Klimaschutzes führte der Bund Naturschutz auch intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenen Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller erschlossen und erneuerbare Energien besser gefördert werden, um die Kohledioxidemissionen drastisch zu verringern. Dem kamen unter Beteiligung des BN 2004 realisierte Bürgerfotovoltaikanlagen in Emskirchen, in Schnaittach oder Beteiligungen an Veranstaltungen wie "Solarstadt Fürth" entgegen.
Als plumpe politische Abstrafaktion aufgrund des Volksbegehrens zum Schaden der Natur in Mittelfranken bewertet der Bund Naturschutz die Streichung der Zuschüsse für modellhafte Naturschutz- und Umweltbildungsprojekte in Mittelfranken mit den Stimmen aller CSU-Bezirkstagsabgeordneten. Betroffen sind davon nicht nur das Naturschutzzentrum Wengleinpark in Hersbruck mit seinen beispielhaften Initiativen zu regionalen Wirtschaftskreisläufen (z.B. Projekt Hutanger, Streuobstinitiative, Tag der Regionen 2004 Offenhausen mit 8.000 BesucherInnen, Initiativkreis Holz aus der Frankenalb), sondern auch Projekte wie "Sehnsucht Wildnis" in den Großstädten, "Klassenzimmer Natur" in Ansbach oder das Kirschenprojekt im Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Auch 2005 wird der BN in Mittelfranken seiner Rolle als Schützer und Pfleger der Landschaft gerecht werden. Die mittelfränkischen Kreis- und Ortsgruppen betreuen dabei 139 erworbene Grundstücke mit 130 ha, 159 Pachtflächen mit 180 ha und ein Vielfaches davon mit Pflegevereinbarungen.
Mit dem größten Naturschutz-Umsetzungsprojekt Bayerns, der "SandAchse Franken" gelang es dem Bund Naturschutz zusammen mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) sowie allen Landkreisen und Städten zwischen Bamberg und Weißenburg, seit 2002 das Bewusstsein für die typischen Sandlebensräume zu wecken. Hunderte von Exkursionen und mehrere Naturschutztage z.B. am Hainberg (Lkr. Fürth) wurden in Mittelfranken mit großer Resonanz durchgeführt. Ein typisches Regionalprodukt ist der Sandkorn, ein Schnaps, der im Herbst 2004 zum zweiten Mal aus Roggen magerer Sandäcker gebrannt auf den Markt gebracht wurde. Allein drei Flächen zur Schaffung von Sandmagerrasen konnten z.B. in Nürnberg-Kornburg vom BN erworben werden. Das Projekt unter finanzieller Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale läuft noch bis Juni 2005. Der Bund Naturschutz will eine Weiterführung in jedem Fall erreichen.