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Jahrhundertchance für eine naturnahe Salzach

Bund Naturschutz und Österreichischer Naturschutzbund fordern, im laufenden Raumordnungsverfahrens „Sanierung Untere Salzach“ die Aufweitungsvariante weiter zu verfolgen und nach dem ökologischen Leitbild zu optimieren.

12.03.2003

Der Bund Naturschutz in Bayern und der Österreichische Naturschutzbund fordern im Rahmen des laufenden Raumordnungsverfahrens „Sanierung Untere Salzach“ die Aufweitungsvariante weiter zu verfolgen und diese durch eine stärkere Orientierung am ökologischen Leitbild zu optimieren. Das bedeutet insbesondere eine Reduzierung der Sohlrollierungen, eine Reduzierung des Buhnenverbaus, eine Reduzierung der Uferbefestigungen, eine Intensivierung der Ge-schiebebewirtschaftung und eine Kombination mit Flussbögen. Der geplante Bau von Sohlrampen wird dagegen abgelehnt.

Bereits seit Jahrzehnten setzt sich der Bund Naturschutz (BN) zusammen mit anderen Verbänden, dem Österreichischen Naturschutzbund und der „Aktionsgemeinschaft Le-bensraum Salzach“ für die Renaturierung der Salzach ein. Nach langjährigen Planungen wurde im November 2002 das Raumordnungsverfahren (ROV) für die Sanierung der Unteren Salzach zwischen Freilassing und Burghausen, auf einer Länge von ca. 50 km eingeleitet. Mit dem grenzübergreifenden Großprojekt soll der weiteren Eintiefung der in diesem Abschnitt noch freifließenden Salzach und den dadurch entstandenen gravierenden Schädigungen des naturschutzfachlich europaweit bedeutsamen Fluss-Aue-Ökosystems entgegen gewirkt werden. Hauptursache für die fortschreitende Eintiefung sind die Verbauungen im Oberlauf und an den Zuflüssen, so dass ein erhebliches Ge-schiebedefizit besteht. Drei Varianten werden dabei geprüft: Die Aufweitungsvariante (Var. A), die Rampenlösung (Var. B) und – als Hauptvorschlag (HV) – eine Kombination dieser Varianten.

Die Einleitung des Verfahrens und insbesondere der Verzicht auf den Bau von Staustufen wird vom BN und dem Österreichischen Naturschutzbund ausdrücklich begrüßt. Po-sitiv zu bewerten ist weiterhin die grundsätzliche Orientierung der vorgesehenen Maßnahmen an den ökologischen Leitzielen bzw. dem gewässerökologischen Leitbild.

Im zusammenfassenden Bericht der vorausgegangenen Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach (WRS) sowie dem Fachbericht der WRS zur ökologischen und naturschutzfachlichen Bewertung wird klar zum Ausdruck gebracht, dass die Vari-ante A dem ökologischen Leitbild am nächsten kommt.
Der BN und der Österreichische Naturschutzbund Salzburg fordern deshalb, die Variante A als Grundlage der weiteren Planungen heran zu ziehen. In der jetzt projektierten Form ist sie jedoch nicht geeignet die an-gestrebten ökologischen und naturschutzfachlichen Ziele (z.B. Dynamik, Prozessschutz) zu erreichen. Die bestehenden Optimierungsmöglichkeiten sind daher weiter zu untersuchen und umzusetzen. Die Variante B und der Hauptvorschlag (HV) werden dagegen abgelehnt.

Der zentrale Kritikpunkt an den vorgelegten Planungen ist, dass die Potentiale durch eine mittel-fristige Zunahme der Geschiebefracht und mögliche Optimierungsmaßnahmen nicht in die Be-wertungen mit einbezogen wurden und dadurch eine völlig unnötige, massive Fixierung des Flusses und der Ufer vorgesehen sind. Die negativen Auswirkungen, bzw. die das Potential einschränkenden Folgen der überdimensionierten Fixierungen und der zahlreichen Rampen werden in der sehr allgemeinen Bewertung stark untergewichtet, so dass Variante B unverhältnismäßig gut abschneidet. Entsprechend werden die Potentiale und Entwicklungsmöglichkeiten der Variante A kaum berücksichtigt, so dass sich nach Ansicht des BN und des Österreichischen Naturschutzbundes eine unzureichende Gesamt-Beurteilung ergibt.

Im einzelnen halten wir vor allem folgende Verbesserungen an der Variante A für erforderlich und realisierbar:

1. Die Geschiebebewirtschaftung ist umgehend zu intensivieren, um einen Sohldurchschlag zu verhindern und um die Lage der Sohle über die gesamte Länge zu stabilisieren.
2. Bei entsprechender Geschiebebewirtschaftung und etwas variablen Aufweitungsbreiten von ca. 160 - 200 m kann auf Querbauwerke (Rampen) und Rollierungen (außer Rollierungsstreifen in der Laufener und Nonnreiter Enge) verzichtet werden
3. Die Längsrollierungen zwischen den Buhnen sind größtenteils überflüssig und auch die Anzahl der Buh-nen (alle 100 m) ist weit überzogen und muss reduziert werden.

Angesichts der europaweiten Bedeutung des Vorhabens, des finanziellen Aufwandes und der langfristigen Planung mit Konsequenzen für mehrere Generationen, muss die jetzt bestehende Chance für eine dem ökologischen Leitbild entsprechende, naturnahe Entwicklung der Salzach genutzt werden. Hierfür ist nach Ansicht des Bundes Naturschutzes und des Österreichischen Naturschutzbundes Salzburg eine optimierte Aufweitungsvariante die eindeutig bessere Lösung, die auch mit den Vorgaben der europäischen Naturschutzrichtlinien und der EU-Wasserrahmenrichtlinie am besten zu vereinbaren ist.

Gezeichnet:
Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN
Dr. Hannes Augustin, Geschäftsführer Österreichischer Naturschutzbund Salzburg
Erich Prechtl, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Berchtesgadener Land
Kurt Schmid, Regionalreferent
Christine Margraf, Leiterin der Fachabteilung München