Langfristig denkende BMW-Aktionäre müssen Klimawandel mitdenken
Ein "weiter wie bisher" kann und darf es für die deutschen Automobilbauer nicht geben. Wenn die Prognosen des Weltklimaberichts auch nur halbwegs zutreffen, müssen gerade Premium-Hersteller wie BMW ihre Modellpolitik von Grund auf umstellen, wenn sie nicht in ein paar Jahren einen erheblichen Imageschaden als rücksichtslose Klimakiller erleiden wollen. Zwar hat BMW in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen der Energieeffizienz seiner Motoren und Fahrzeuge erzielt; die wurden aber gleichzeitig für höheres Gewicht, höhere Motorleistung und höhere Geschwindigkeit vergeudet, mit der Folge, dass der reale Schadstoffausstoß, bezogen auf die Jahresfahrleistung, eher gestiegen ist. Es liegt nicht nur im Interesse der gesamten Weltbevölkerung, sondern auch in dem der BMW-Aktionäre, dass BMW und die anderen großen Automobilhersteller entschlossen umsteuern: Nur dann wird die BMW-Aktie ihren Wert halten und dynamisch steigern.
Der Wert einer Aktie hängt bekanntlich nicht nur davon ab, wie gut ein Unternehmen derzeit "performt", sondern auch und vor allem von der "Kursfantasie", das heißt von den Erwartungen der Aktionäre bezüglich künftiger Erträge. Im Bezug auf BMW scheint der Kapitalmarkt eher skeptisch zu sein, denn bereits seit einigen Jahren hängt der Kurs der BMW-Aktie hinter dem DAX zurück, obwohl das Unternehmen "eigentlich" sehr gut dasteht. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte sein, dass BMW bislang nicht den Eindruck vermittelt, in seiner Unternehmensstrategie und Modellpolitik gut für eine veränderte Welt und für ein sich dramatisch wandelndes Weltklima gerüstet zu sein. Bei BMW scheint man die Zukunft im Wesentlichen als eine Verlängerung der Vergangenheit zu sehen: immer neue stärkere und größere Modelle, aber keine grundlegende Neuausrichtung. Der Vorstand hat es bislang versäumt, die Konsequenzen des Klimawandels und den daraus resultierenden Handlungsbedarf nach innen zu vermitteln.
Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit dem geplanten Offroad-Trainingszentrum in Rettenbach bei St. Englmar im Vorderen Bayerischen Wald. Es liegt in circa 700 Meter Meereshöhe und wurde unter anderem wegen seiner angeblichen Schneesicherheit gewählt – als ob man die Schneesicherheit des letzten Jahrhunderts trotz Klimawandel einfach in die Zukunft verlängern könnte! Obwohl das Gebiet an wertvolle Schutzgebiete für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten (wie Schwarzstorch, Haselhuhn, Sperlingskauz) angrenzt, und obwohl 2006 sogar in unmittelbarer Nähe eines der letzten Rückzugsgebiete von Auerhähnen im Vorderen Bayerischen Wald nachgewiesen wurde, zögert BMW bis heute, dieses absurde Vorhaben aufzugeben. Der BN warnt BMW noch einmal davor, mit dem Bau dieses Offroad-Zentrums ein bleibendes Mahnmal der ökologischen Unvernunft zu setzen und das Image der Marke BMW damit dauerhaft zu schädigen.
Nicht nur für Naturschützer, sondern auch für BMW-Aktionäre ist es von höchstem Interesse, dass der BMW-Vorstand die Zeichen der Zeit erkennt und die Unternehmensstrategie sowie die operativen Prioritäten des Unternehmens an den stattfindenden Klimawandel anpasst. Bereits heute findet sich bei Kunden der Top-Modellreihen ein wachsendes Unbehagen daran, mit Spritfressern und CO2-Schleudern unterwegs zu sein – nicht zuletzt deshalb, weil viele Druck von ihren Kindern und aus ihrem sozialen Umfeld bekommen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und zuspitzen, je mehr der Klimawandel für die Menschen physisch erlebbar wird. Der Autobauer, der auf diesen Trend als erster mit einer innovativen Modellreihe antwortet, hat erhebliche Wachstumspotenziale vor sich.
Der Bund Naturschutz ist fest davon überzeugt, dass die BMW-Ingenieure in der Lage sind, hier eine Spitzenposition einzunehmen – unter der notwendigen Bedingung, dass der Vorstand eine Neuausrichtung vornimmt und ihnen die entsprechenden Aufgaben stellt. Der BN fordert BMW daher dringlich auf, hierfür den notwendigen "Sense of Urgency" zu schaffen, wie das der Harvard-Professor und Change Management-Guru John Kotter nennt. Und der BN kündigt bereits heute an, dass er 2008 das Bündnis mit anderen Aktionärsgruppen suchen wird, um dem Vorstand die Entlastung zu verweigern, falls BMW seine Modellpolitik nicht deutlich korrigiert. "Das ist sicherlich eine ungewöhnliche Koalition", erklärt Winfried Berner, BN-Vorstandsmitglied und BMW-Aktionär, "aber neue Zeiten erfordern nun einmal innovative Wege!"
Gez.
Winfried Berner
BN-Vorstandsmitglied und BMW-Aktionär
Tel. 0 99 61 - 91 00 44