Mobilfunk und Gesundheit
Ganz Bayern ist mit Mobilfunksendern erschlossen. Sogar in U-Bahn-Tunnels, im ICE, in Tiefgaragen und anderen abgeschirmten Gebäudeteilen kann man mobil telefonieren. Obwohl die Bevölkerung schon jetzt diese Strahlenbelastungen hinnehmen muss, soll mit dem Ausbau des so genannten UMTS-Netzes die Belastung weiter deutlich angehoben werden. "Der Bund Naturschutz in Bayern fordert deshalb eine drastische Verringerung der Strahlenbelastung, um die Bevölkerung vor erheblichen Gesundheitsgefährdungen zu schützen", so der 1. Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Prof. Dr. Hubert Weiger. Der BN wird deshalb am 22. Oktober 2005 von 10 Uhr bis 17 Uhr in Fürth gemeinsam mit dem Ärztlichen Qualitäts-Zirkel der Bayerischen Landesärztekammer "Elektromagnetische Felder in der Medizin - Diagnostik, Therapie, Umwelt", dem Bürgermeisteramt der Stadt Fürth und dem Ökologischen Ärztebund e.V. eine Tagung zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit" durchführen.
Gesundheitsfolgen unübersehbar
Schon jetzt treten als Folge der Mobilfunkstrahlung vielfältige Gesundheitsprobleme auf: Berichtet werden Befindlichkeitsstörungen wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Konzentrationsschwäche. Die Liste reicht bis zu schwerwiegenden Krankheiten wie erhöhtes Krebsrisiko, genetische Veränderungen sowie nachteilige Beeinflussung des Immunsystems und des zentralen Nervensystems. Besonders schwerwiegend sind offenbar die Beeinträchtigungen in der Schlafphase.
Schadensersatzforderung noch schwierig, aber Besserung in Sicht
Viele Untersuchungen sind so grobmaschig gehalten, dass sie statistisch verwertbare Rückschlüsse nicht zulassen. Aber die Zahl der eindeutigen Nachweise steigt ständig.
In einigen Jahren werden die Gerichte dies nicht mehr ignorieren können. Dann werden die Betroffenen erfolgreich Schadensersatz einklagen können, auf die Mobilfunkfirmen wird eine große Prozesslawine zurollen. Da sich die großen Versicherungsunternehmen weigern, das Mobilfunkrisiko abzusichern, riskieren die Mobilfunkfirmen die Insolvenz. Sind die Betreiber der Mobilfunksender nicht mehr greifbar, werden sich die Betroffenen an den Hausbesitzern schadlos halten, die eine Genehmigung für den Betrieb eines solchen Senders auf ihrem Haus erteilt haben.
Strahlenbelastung unnötig stark
Die Strahlenbelastung durch die Mobilfunktechnik ist unnötig hoch. Schon mit Sendeleistungen, die weit unter einem Promille der derzeit erlaubten Werte liegen, könnte das Mobiltelefonieren zuverlässig gewährleistet werden.
Prof. Dr. Heyo Eckel, Präsident der Bundesärztekammer forderte daher schon im August 2000 eine drastische Senkung der Bestrahlungsleistung und erklärte: "Es gibt gewichtige Hinweise auf Schäden durch Mobilfunkstrahlung. Ich halte es für sorglos, wenn man an den bestehenden Grenzwerten festhält. Die zuständigen Behörden werden von uns dringend aufgefordert, sich mit den wissenschaftlichen Ergebnissen, und es handelt sich um zahlreiche seriöse Forschungen, das sei deutlich betont, auseinanderzusetzen."
Bund Naturschutz fordert Reduzierung der Strahlenbelastung
Wer die Auseinandersetzung um die Mobilfunkstrahlung auf die schlichte Aussage "Jeder will ein Handy, keiner will eine Antenne" zuspitzt, zielt nach Ansicht des Bundes Naturschutz an der tatsächlichen Problemstellung vorbei.
Es geht nicht um Alles oder Nichts sondern darum, die Strahlenbelastung so niedrig wie möglich zu halten, ohne den Handyempfang zu beeinträchtigen.
Handys funktionieren schon ab 0,005 Mikrowatt pro Quadratmeter einwandfrei. Bis zum Grenzwert von 9 Mio. Mikrowatt pro Quadratmeter (das ist das milliardenfache!) eröffnet sich daher ein gigantischer Spielraum. Die Leistung der Mobilfunkmasten kann also so stark reduziert werden, dass gesundheitliche Auswirkungen nicht mehr zu befürchten sind.
Nach Ansicht des Bundes Naturschutz müssen Sendemasten nicht so stark strahlen, dass sie auch noch die entlegenste Tiefgarage und den bestabgeschirmten Bunker erreichen.
Bewusste und unbewusste Strahlenbelastung
Mobilfunksender auf Hausdächern und Türmen bestrahlen alle Menschen im Umkreis, Tag und Nacht, ob sie nun telefonieren oder nicht. Dieses Gesundheitsrisiko wird unfreiwillig eingegangen.
Hohe Strahlenbelastung geht aber auch vom Handy am Ohr aus (insbesondere beim Einwählen ins Mobilfunknetz). Dies ist ein freiwillig (wenn auch vielfach unwissentlich) eingegangenes Gesundheitsrisiko.
Es gibt aber noch eine lange Reihe anderer gefährlicher Strahlungsquellen, vom schnurlosen Telefon bis zu W-LAN, Bluetooth, schnurloser Computer-Maus, Babyphon, RFID u. a.
Die stärksten Sendeleistungen gehen von einer Basisstation des schnurlosen Telefons nach DECT-Standard und von den Senderkarten eines am sog. W-LAN-Netz hängenden Notebooks aus. Die meist in der Wohnung stehenden Sender funken rund um die Uhr, auch wenn gar nicht telefoniert wird.
Kaum jemand macht sich beim Kauf eines Telefons oder eines Notebooks darüber Gedanken. Auch die meisten Händler oder Hersteller informieren darüber nicht.
Der BN veranstaltet deshalb am 22. Oktober 2005 von 10 Uhr bis 17 Uhr in Fürth gemeinsam mit dem Ärztlichen Qualitäts-Zirkel der Bayerischen Landesärztekammer "Elektromagnetische Felder in der Medizin - Diagnostik, Therapie, Umwelt", dem Bürgermeisteramt der Stadt Fürth und dem Ökologischen Ärztebund e.V. eine Tagung zum Thema "Mobilfunk und Gesundheit". Zu dieser Tagung sind vor allem Angehörige medizinischer Berufe, Gemeindevertreter, Pädagogen und Personen, die sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Mobilfunks beschäftigen, eingeladen. Damit setzt diese Fürther Tagung wichtige Ärzteinitiativen fort. Diese Initiativen haben begonnen:
Juni 2000
Die Salzburger Resolution: Eine internationale Konferenz von Ärzten fordert eine massive Senkung der Grenzwerte.
Oktober 2002:
Die Ärzte der IGUMED (Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin), verfassen den "Freiburger Appell" und fordern u.a. eine massive Senkung der Grenzwerte, Ausbaustopp des Mobilfunknetzes, Handyverbot für Kinder, Änderung des DECT-Standards etc. (unterschrieben inzwischen von über 3000 Ärzten).
Juni 2004
Bamberger Appell: Über 130 Bamberger Ärzte bekräftigen die Forderungen des Freiburger Appells.
Juli 2004
Naila Studie: Fünf Hausärzte aus Naila stellen eine Zunahme von Krebs und früheren Eintritt der Erkrankung in der Nähe einer Mobilfunkantenne fest.
Januar 2005
Helsinki Appell an das Europäische Parlament. Finnische Ärzte und Wissenschaftler fordern - auf Grund der REFLEX-Studie - die Sicherheitsstandards der ICNIRP zu überarbeiten.
Juni 2005:
Hofer Appell: 64 Ärzte aus Hof schließen sich dem
Bamberger Appell an.
Juli 2005:
Lichtenfelser Appell: 32 Ärzte aus Lichtenfels schließen sich dem Bamberger Appell an.
Oktober 2005:
Ärzte der Bamberger Ärzteinitiative haben bereits über 500 Fälle von Gesundheitsschäden durch Mobilfunkstrahlung dokumentiert.
Von besonderer Bedeutung ist die Tatsache, dass Gesundheitsprobleme durch Hochfrequenzstrahlung ein relativ neues Problem sind. Das bedeutet, dass die meisten Ärzte diesem neuen Symptomenkomplex noch kaum begegnet sind. So wird meist erfolglos versucht, hinter die Ursache der Gesundheitsstörungen zu kommen. Die Kosten, die hier auch auf die Krankenversicherungen zukommen, sind enorm.
Das starke, internationale Engagement der Ärzte und zunehmend genauere Untersuchungen der Mobilfunkfolgen nähren die Hoffnung, dass die weitere Steigerung der Mobilfunk-Strahlenbelastung doch noch abgewehrt werden kann.