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Neue Konzepte für Güterverkehr auf der Schiene in Bayern

Widerstand gegen Schrumpfkurs der Deutschen Bahn Cargo

20.03.2002

Unter dem Schlagwort "Marktorientiertes Angebot Cargo (MORA C)" hat der Unternehmensbereich Cargo der Deutschen Bahn AG einen Kahlschlag im Schienengüterverkehr in der Fläche vorgenommen. Von den deutschlandweit noch vorhandenen 2100 Güterverkehrsstellen und Gleisanschlüssen werden seit Anfang 2002 ein Drittel nicht mehr bedient. In vielen bayerischen Städten und Gemeinden werden Güter nur noch vom LKW auf der Straße in die Gewerbe- und Industriegebiete geliefert. Da bislang nur in Ausnahmen andere Bahnunternehmen den Güterverkehr übernehmen, bedeutet dies oft auch das Aus für regionale Güterstrecken, da die Unterhaltungskosten von der DB Netz AG nicht mehr übernommen werden. Der Bund Naturschutz und die Eisenbahngewerkschaft TRANSNET haben seit Jahren vor den Folgen des Rückzugs der Bahn aus der Fläche gewarnt. Sie fordern die Deutsche Bahn AG auf, von ihrem Ganzzugkonzept für weite Entfernungen Abschied zu nehmen. Im Wagenladungsverkehr ebenso wie im kombinierten Verkehr müssen endlich moderne Logistiksysteme sowie technische Innovation mit automatischer Wagenkupplung, Abrollcontainersystemen und dezentralen Straße-Schiene-Umschlagtechniken wie in der Schweiz eingeführt werden statt den Schrumpfkurs von DB Cargo zum Unternehmensziel zu erklären. Ebenso sind die Bedingungen für die Übernahme von Gütertransporten durch neue Regionalbahnen zu verbessern. Bundesregierung und bayerische Staatsregierung sind gefordert, die Wettbewerbsverhältnisse für die Schiene beispielsweise mit der Einführung einer wirksamen LKW-Maut, der Unterbindung des Dumpingwettbewerbs durch den LKW sowie die Übernahme der finanziellen Verantwortung für das Schienennetz zu verbessern. Verärgerung in den Regionen über RückzugspolitikGanz im Gegensatz zur politisch geforderten Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene werden ganze Regionen von der Schiene abgehängt. So finden in Unterfranken im Landkreis Miltenberg Holz- und Mülltransporte, sowie der Güterverkehr mehrerer Firmen nur noch auf der Straße statt. Circa 1000 Laster mehr werden im Vergleich zum Vorjahr in 2002 unterwegs sein. In den Landkreisen Lindau und Oberallgäu sollen über 1000 Laster in Zukunft die Mülltransporte übernehmen, nachdem die DB Cargo die Verträge mit dem Müllheizkraftwerk in Kempten gekündigt hat. Der Luftkurort Oberstdorf wurde bislang mit 3-4 Kesselwagen Heizöl pro Tag auf der Schiene bedient. Das Gefahrengut soll nun per LKW von Ingolstadt oder Karlsruhe hergefahren werden. Nach Jahren der verkehrspolitisch bedingten Vernachlässigung des bestehenden Schienennetzes zugunsten von Hochgeschwindigkeitsprestigestrecken werden trotz vorhandener Potentiale im Güter- und Personenverkehr Bahnstrecken und Gütergleise abgebaut, weil DB Netz die Kosten für eine Instandhaltung und nicht bezahlen kann.Dies sind nur einige Beispiele der Rückzugspolitik, der von Seiten der Politik oder der bayerischen Landes- und Regionalplanung nichts entgegen gesetzt wird. Neue Konzepte und faire Wettbewerbsbedingungen für Schienengüterverkehr nötigWährend DB Cargo oder ein privater Wettbewerber für einen Güterzug von München nach Stuttgart 2.500 Mark allein an Trassengebühren bezahlen müsse, kann ein LKW mit den gleichen Kosten für eine Jahresvignette über 100.000 km zurücklegen. TRANSNET und Bund Naturschutz fordern daher als ersten Schritt zur Verbesserung der Wettbewerbsverhältnisse eine schnelle Einigung bei der geplanten LKW-Maut, die bislang vor allem von den CDU/CSU regierten Bundesländern blockiert wird. Die Einnahmen dürften aber nicht wie geplant zur Hälfte für weiteren Straßenbau eingesetzt werden, sondern es sind klare Investitionsprioritäten für eine kundennahe Güterbahn nach Schweizer Vorbild zu schaffen. Erst die Erhaltung und Instandsetzung des Schienennetzes auch für Gütertransporte in der Fläche, akzeptable Trassengebühren und eine neue verkehrspolitische Zielkonzeption für den Güterverkehr in Deutschland und Bayern können die Rückzugspolitik der DB Cargo durchbrechen. Damit könnten auch andere regionale Bahnunternehmen wie die Bayerische CargoBahn GmbH (BCB), die Bahnbetriebsgesellschaft Stauden mbH oder die Augsburger Localbahn noch mehr Güter wieder von der Straße auf die Schiene zu bringen.gez.Hubert WeigerLandesbeauftragter Bund NaturschutzHarald HammerGewerkschaftssekretär TRANSNETRichard MergnerVerkehrsreferent Bund NaturschutzHeino SeegerBayerische CargoBahn GmbH (BCB)Hubert TeichmannBahnbetriebsgesellschaft Stauden mbH