Nürnberger Reichswald: Protest gegen geplante Waldrodung und Sandabbau bei Altdorf
Der Antrag des Unternehmens Bamberger Sand- und Kiesbaggerei GmbH liegt seit kurzem offenbar beim Bergamt Nordbayern in Bayreuth vor, wie der BUND Naturschutz in Erfahrung brachte.
Im Rahmen eines Scoping-Termins des Bergamtes sollen am 27.9.2024 ab 9.30 Uhr in den Räumen des Mercure Hotel in Fürth die nötigen Gutachten und der Untersuchungsrahmen festgelegt werden. Die Verbände sind dazu nicht eingeladen. Der BN, die Bürgerinitiative und das Bündnis Rettet den Reichswald sehen durch das Vorhaben den Bannwald, das europäische Vogelschutzgebiet, die benachbarten Wasserschutzgebiete und die Erholungsfunktion im Bereich der Röthenbachklamm bedroht und nehmen den Scopingtermin zum Anlass, den Protest zu formulieren.
„Wir werden den Reichswald nicht kampflos für einen weiteren großflächigen Sandabbau hergeben. Es ist unser Bürgerwald, der in Zeiten der Klimakrise als CO2-Speicher unersetzlich ist und für die Kühlung der Städte sorgt“, so Herbert Barthel, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land.
„Schon vor vier Jahren haben wir mit großer Unterstützung der Bevölkerung in Altdorf und Umgebung gegen das Vorhaben gekämpft, letztlich erfolgreich. Über 5.686 Einwendungen haben wir 2021 mit dem BN bei der Regierung von Mittelfranken abgegeben. Sie waren vielleicht mitentscheidend, dass diese das Vorhaben als landesplanerisch negativ beurteilt hat. Seitdem hat sich der Wald ja nicht verändert, die negative Beurteilung müsste das neue Vorhaben eigentlich genauso umfassen“, so Aaron Mühlendyck, Leiter der Bürgerinitiative „Nein zum Sandabbau bei Altdorf – Rettet den Röthenbacher Wald“.
„Dass die Sandabbaufirma nun beim Bergamt direkt einen Antrag auf Genehmigung stellen kann und das Bergamt gleich willfährig ein Verfahren einleitet, halten wir für falsch. Wir sind der Meinung, dass entweder die landesplanerische Beurteilung weiterhin gilt oder - wie schon 2020/21 - ein Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken durchgeführt werden muss. Wir werden das dort auch anmahnen“, so Tom Konopka, Regionalreferent des BN für Mittelfranken.
Das geplante Abbaugebiet umfasst 39 Hektar des Nürnberger Reichswaldes, ein Gebiet, das seit dem letzten Jahrhundert als Bannwald unter strengem Schutz steht. Es handelt sich um ein Natura 2000-Gebiet, das zum Erhalt der Biodiversität in Europa eingerichtet wurde. Hier leben bedrohte Tierarten wie der Schwarzspecht, die Zauneidechse und seltene Fledermausarten, die auf der Roten Liste stehen. Der Sandabbau würde die fragile Balance dieses Ökosystems nachhaltig stören.
Der geplante Sandabbau würde eine erhebliche Gefahr für das Trinkwasser von Nürnberg und Altdorf darstellen. Wenn die Wasserversorgung kontaminiert würde, könnte dies das Trinkwasser von tausenden Menschen gefährden und langfristige, gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden verursachen.
Der geplante Abtransport des Sands würde durch etliche Ortschaften führen. Das bedeutet täglich mindestens 45 LKW, die durch Orte wie Ludersheim, Waldspitze, Ziegelhütte, Unterwellitzleithen, Winkelhaid, Leinburg, Fischbach und Feucht rollen. Diese Fahrzeuge erzeugen nicht nur Lärm und Luftverschmutzung, sondern erhöhen auch das Unfallrisiko erheblich. Die Lärmbelastung würde den Alltag der Menschen in den betroffenen Dörfern deutlich beeinträchtigen, die Luftqualität würde durch den aufgewirbelten Feinstaub und die Abgase der LKW verschlechtert.
Weitere Infos zum geplanten Abbau finden Sie unter https://www.rettet-den-roethi.de/ und zum Nürnberger Reichswald unter: https://www.bund-naturschutz.de/wald/reichswald
Hintergrundinformation Bürgerinitiative „Nein zum Sandabbau bei Altdorf – Rettet den Röthenbacher Wald“: Die Bürgerinitiative in Altdorf bestand bereits 2021 und hatte eine Internetpetition mit 5.603 Unterschriften an Dr. Markus Söder (Ministerpräsident Bayern), Thorsten Glauber (Bayer. Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz), Michaela Kaniber (Bayer. Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) und Armin Kroder (Landrat) gerichtet. Mit der Sammlung von Einwendungen im Raumordnungsverfahren zusammen mit dem BN sowie hervorragender Öffentlichkeitsarbeit und Protesten hatte sie große Wirkung entfaltet. Sie hatte sich nach der negativen landesplanerischen Beurteilung und der damit erfolgreichen Verhinderung des damals geplanten Sandabbaus aufgelöst. Nachdem nun die Pläne für einen erneuten Anlauf bekannt geworden waren, hat sie sich sofort wieder neu gegründet. Weitere Infos unter https://www.rettet-den-roethi.de/