Nur mit „Regional“ und „Bio“ ist eine nachhaltige Lebensmittel-versorgung möglich
„Nur eine regionale Fleischversorgung, die gleichzeitig aus biologischer Erzeugung stammt, kann sowohl dem Umwelt- und Naturschutz gerecht werden als auch unnötiges Tierleid vermeiden.“ Dies betonte der Landesvorsitzende des BUND Naturschutz (BN), Richard Mergner, bei einem Besuch der Bio-Metzgerei „Jurahof“ in Schmidtstadt.
Der Skandal um die Schlachtbedingungen bei Tönnies, einem der großen Fleischkonzerne in Deutschland, hat den Blick der Öffentlichkeit auch auf den Umgang unserer Gesellschaft mit der Haltung und Schlachtung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere gerichtet. Oft ist das Ende der Tiere in den großen Schlachtstätten mehr als unrühmlich und hat auch unmoralische Arbeitsbedingungen der Menschen in Schlachtung und Verarbeitung in den Großbetrieben von Tönnies nach sich gezogen.
„Daher hält es der BN für sehr wichtig, dass regionale Schlachtungen wie hier in Schmidtstadt oder in Penkhof bei Amberg bei der Bio-Hofvermarktung Wiedenbauer kurze Wege beim Tiertransport und eine wichtige Dienstleistung für örtliche Metzgereien und Direktvermarkter ermöglichen“, so Richard Mergner. „Wenn dies Schule machen soll, braucht es aber auch die entsprechende Nachfrage“, so Mergner und appelliert an die Bevölkerung, Bio-Fleisch aus der Region zu kaufen.
„Wer Fleisch isst, sollte wissen, wo es herkommt. Transparenz ist gerade hier unverzichtbar. Mit meinem Schlachthaus will ich ein Partner für die Bio-Landwirte in der Region sein. Wenn damit die Transportzeit für die Tiere stark verkürzt werden kann, dient dies in besonderer Weise dem Tierwohl“, ist Schlachthausbetreiber Dennis Marx überzeugt. „Als Nebeneffekt ist auch die Fleischqualität besser, wenn die Tiere weniger Stress ausgesetzt sind.“
Insgesamt stehen heute leider regionale, handwerkliche Betriebe im Schlacht-bereich unter einem massiven Konkurrenzdruck. Denn die Großunternehmen Tönnies, Westfleisch, Vion, Danish Crown und die Müller-Gruppe beherrschen über zwei Drittel des Schlachtmarktes für Schweine und Rinder in Deutschland.
Um handwerkliche Fleischverarbeitung dauerhaft in Bayern zu sichern und die schädliche Konzentration auf Großstrukturen zu verhindern, fordert der BUND Naturschutz dringend staatliche Leitplanken, die Investitionen unterstützen und für kleine Strukturen die laufenden Betriebskosten reduzieren.
„Wir freuen uns, dass wir in unserer Region eine Bio-Metzgerei zu haben, die auch in Zukunft bei der Fleischverarbeitung regionale Bio-Produkte ermöglicht und hoffen auf entsprechende Nachfrage aus der Bevölkerung“, so Annika Reich, Geschäftsführerin der Ökomodellregion Amberg-Sulzbach.
Der Ökolandbau spielt eine zentrale Rolle für den Natur- und Ressourcenschutz sowie eine gesellschaftlich erwünschte Tierhaltung.
Der ökologische Landbau bietet ein umfassendes Natur- und Umweltschutzpaket: Er ist angewandter Klimaschutz, bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Arten in der Agrarlandschaft, und schützt Grundwasser und Gewässer vor schädlichen Nitrat- und Phosphateinträgen. Die Tiere werden mit artgerechtem Ökofutter, Stroheinstreu, mehr Platz im Stall und Zugang zu Frischluft im Außenbereich aufgezogen.
„Mit dem Ausbau des Ökolandbaus können viele der aktuellen Umweltprobleme in der Landwirtschaft durch einen ganzheitlichen Ansatz gelöst werden“, erläutert Richard Mergner, BN Vorsitzender. „Um das jetzt im bayerischen Naturschutzgesetz verankerte Ausbauziel von 30% für den Ökolandbau bis 2030 zu erreichen, müssen die Anstrengungen der bayerischen Staatsregierung jedoch noch weiter erhöht werden“, so Mergner, und weiter: „Beispielsweise muss ein Bioanteil von mindestens 30% als Vorgabe in der staatlichen bayerischen Außer-Haus-Verpflegung, in Kantinen und bei Veranstaltungen, festgeschrieben werden. Regional alleine reicht nicht aus.“
Um das Potenzial von Kantinen, Mensen und Betriebsrestaurants für den Absatz von Bio-Produkten zu erschließen, bedürfe es darüber hinaus auch staatlich finanzierter Zuschüsse für Beratung und Zertifizierung. Ökolandbau und die Verarbeitung von ökologisch erzeugten Lebensmitteln müssen in allen relevanten Ausbildungsgängen fest verankert werden.
Auch Investitionen in Verarbeitungsanlagen, die für die Belieferung von Großverbrauchern notwendig sind, müssen gefördert werden.
„Mehr Ökolandbau tut Bayern und unserem Landkreis gut. Deswegen muss die Staatsregierung noch mehr für den Ökolandbau tun. Das Bayerische Naturschutzgesetz mit dem Ausbauziel 30% Ökolandbau bis 2030 erteilt hierfür den klaren Handlungsauftrag“, betont BN-Kreisvorsitzender Peter Zahn.
Bei Regional-Kennzeichnung genau hinschauen
Mit dem Begriff „Regionalität“ werden die Verbraucher leider auch in die Irre geführt, zum Beispiel, wenn ausschließlich der Verarbeitungsort reicht, um ein Produkt als „hergestellt in Bayern“ kennzeichnen zu dürfen.
Ein Beispiel wurde von der ZDF Zeit Dokumentationsredaktion im Juli 2020 recherchiert: Putenfleisch mit der Auszeichnung „in Bayern hergestellt“ bei dem die Puten in Chile gehalten und geschlachtet wurden. https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-penny-oder-netto-100.html . „Diese Praktiken gilt es zu beenden, denn eine Kennzeichnung der Herkunft und der Haltungsform ist entscheidend, um Transparenz zu schaffen“, so Mergner.
Für Rückfragen:
Stefan Schäffer, Persönlicher Referent des Landesvorsitzenden Richard Mergner, Vorstandsmitglied in der BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach
Tel.: 0911-8187810, Mail: buero.landesvorsitzender@bund-naturschutz.de