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Nur noch 15 Jahre: Klimaschutz muss vordringliche Aufgabe von Politik und Wirtschaft werden

Neue Debatte Klima-Atomkraft lenkt ab

23.02.2007

Der Bund Naturschutz in Bayern e. V., der schon seit 1980 vor der drohenden Klimakatastrophe warnt, ist erschüttert von der rasanten Eigendynamik, die der Klimawandel nach Ansicht der UN-Klimaexperten bekommen hat.

Prof. Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern e.V.: „Unsere schlimmsten Befürchtungen werden Realität, die Entwicklungen laufen viel dramatischer ab, als auch wir es prognostiziert haben.“

Klimaschutz kann schnell und erfolgreich mit Energieeffizienz (Wärmedämmung, Gebäudesanierung, sparsame Motoren und Elektrogeräte) und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangehen. Auch der forcierte Übergang zum ökologischen Landbau ist vorrangig, um die anderen Klimagase wie Methan und Lachgas einzudämmen.

Die erneut aufgeflammte Diskussion um die Atomkraft aber lenkt von diesen Maßnahmen eher ab, wie erst kürzlich Bundeskanzlerin Merkel feststellte.

Weiger teilt die Auffassung von Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut, eines Mitautors des UN-Klimaberichts. Sie halten die Alternative Atomkraft für viel zu klein, um an der Klimaproblematik etwas zu ändern. Die Phantomdiskussion um den Weiterbetrieb alter Atomkraftwerke aber lenkt von den großen Risiken dieser Energiegewinnung ab.

1. Atomstrom liefert nur 2,7% der Weltenergieversorgung, sein „Hilfe-Potential“ gegen den Klimawandel erscheint noch geringer, wenn man, wie der UN-Klimabericht, auch Lachgas und Methan aus der Landwirtschaft (auf die Atomkraftwerke keinen Einfluss haben) wichtig nimmt.

2. Der Bau von Atomkraftwerken ist kostspielig und langwierig. Wenn es stimmt, dass die Zeit zur Klimarettung in 15 Jahren abläuft, würden neue Atomkraftwerke erst kurz vor dieser Zeitgrenze in Betrieb gehen. Sie würden dann bald ohne Brennstoff dastehen. Denn selbst für die derzeitigen 400 Atomkraftwerke weltweit reicht das Uran nur noch knapp 30 Jahre.

3. Erneuerbare Energien haben weltweit ein Wachstum, das dasjenige der Atomkraft um ein Vielfaches übertrifft. Deshalb zielt auch die neue Forderung von Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard, die alten Atomkraftwerke in Deutschland so lange weiterlaufen zu lassen, bis Sonne, Wind und Biomasse einsetzbar sind ins Leere: Die Erneuerbaren Energien liefern am Ende dieser Legislaturperiode (sogar nach Einschätzung der Dt. Stromversorger) mehr Strom, als durch Stilllegung alter Atomkraftwerke ausfällt.
Viel wichtiger wäre es, wenn die Bayer. Staatsregierung endlich ihre eigenen Hausaufgaben machte, z. B. die im Klimabündnis zugesagte Sanierung der staatseigenen Gebäude.

Fazit: Die minimale Hilfe der Atomkraft bei der Reduzierung von Klimagasen – wenn es sie überhaupt gibt – steht dem beträchtlichen Risiko einer Reaktorkatastrophe und dem ungelösten Problem der Entsorgung gegenüber. Solche Risiken weist keine andere Alternative auf.

Die Brisanz des UN-Klima-Berichts muss zu schnellem, zielgerichtetem Handeln weltweit führen. Die Atomkraft entspricht diesen Kriterien nicht.

gez. Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
gez. Dr. Ludwig Trautmann-Popp, Energiereferent des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.