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Polder an der Donau: Neue Studien sind unvollständig

Die kürzlich von der Staatsregierung veröffentlichten Studien zum Hochwasserschutz und zur Wirksamkeit der geplanten Flutpolder und ihrer Alternativen sind aus Sicht des BUND Naturschutz unvollständig. So wurden zum Beispiel Deichrückverlegungen pauschal ausgeschlossen; zentrale Bausteine in Landwirtschaft und Landschaft fehlen völlig. Nötig ist aber ein ganzheitlicher und dezentraler Rückhalt von Regen- und Hochwasser.

29.01.2019

„Der BUND Naturschutz fordert einen ganzheitlichen Hochwasserschutz zum Schutz der Menschen an der Donau. Die vom Umweltministerium vorgelegten Untersuchungen sind nicht die Alternativenprüfung, die wir seit Jahren fordern. Darin wurden wieder nur Einzel-Maßnahmen, aber nicht die nötigen und möglichen Gesamt-Konzepte berechnet“, kritisiert Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN). „Wir brauchen endlich ein Denken und Planen in Zusammenhängen und über einzelne Zuständigkeiten hinaus. Hochwasserschutz ist weit mehr als nur technische Maßnahmen der Wasserwirtschaft,“ so Mergner. Der BUND Naturschutz fordert daher Umweltminister Thorsten Glauber auf, die fehlenden Studien von unabhängigen Wissenschaftlern erstellen und in einem transparenten Dialogprozess mit betroffenen Donauanliegern und Umweltverbänden zu diskutieren.

Die vorgelegten Studien enthielten nur konkrete Berechnungen zur Staustufenbewirtschaftung und zu fiktiven Rückhaltebecken ohne konkreten Landschaftsbezug. „Das heißt, es fehlen die großen Potentiale der Maßnahmen der Landwirtschaft, der Moor-, Feuchtgebiets- und Fluss-Renaturierung und es fehlen auf die Landschaft bezogene Berechnungen in Teileinzugsgebieten. Außerdem gibt es immer noch keine Gesamt-Berechnungen, wie die einzelnen Maßnahmen in der Fläche in ihrer Kombination zusammenwirken und wie sie zusammen mit Deichrückverlegungen wirken. Deichrückverlegungen werden in den Studien zwar kurz erwähnt, aber pauschal ohne konkrete Berechnung als Alternative ausgeschieden", ergänzt Dr. Christine Margraf, stellvertretende Landesbeauftragte des BN.

Der BN betont, dass er großes Verständnis für die Sorgen um den Hochwasserschutz in der Region hat und ebenfalls einen bestmöglichen Hochwasserschutz für alle will. Dabei verfolgt der BN seit langem einen ganzheitlichen dezentralen Ansatz, der an den Ursachen der Probleme ansetzt und einen Rückhalt von Hochwasser in der Fläche genauso umfasst wie einen Rückhalt von Regen im gesamten Einzugsgebiet.

„Niemand behauptet, dass Rückhaltebecken alleine die Polder ersetzen können. Die Studien gehen daher an einer echten und von uns seit Jahren geforderten Alternativenprüfung vorbei“, bewerten Sepp Paukner und Josef Stadler vom BN Regensburg die neuen Studien. Sie haben für den BN bzw. die Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA) an den Dialogveranstaltungen zu den Poldern im Raum Regensburg teilgenommen und dort von Anfang an Kritik an den Flutpoldern vorgebracht.

„Es ist nicht akzeptabel, dass grundlegende und anerkanntermaßen wirksame  Hochwasserschutz-Maßnahmen als Alternative pauschal ausgeschieden oder gar nicht betrachtet werden. Polder werden seit Jahren und in aufwändigen Studien in allen möglichen Kombinationswirkungen berechnet, wir erwarten dies endlich auch für die Vielfalt der landschaftsbezogenen flächigen Hochwasserschutz- und Regenrückhalte-Möglichkeiten“, fordert Georg Kestel, Vorsitzender des BN Kreisgruppe Deggendorf, Landschaftsplaner und Donau-Experte. Der BN verweist hier auch auf solche Berechnungen für einzelne Modellprojekte, in denen  für Gesamtkonzepte zahlreicher dezentraler Maßnahmen beeindruckende Wirkungen für den Hochwasserschutz berechnet wurden. Gerade diese Maßnahmen, die den Wasserabfluss durch Versickerung und Rückhalt im Boden verringern und verzögern, können flächig und rasch umgesetzt werden und haben hohe Synergie-Effekte. Hierzu zählt der BN vor allem wasserrückhaltende Strukturen in der Landschaft und Böden, die durch Poren- und Humusreichtum Regen speichern können. All diese Maßnahmen verzögern den Wasserabfluss und reduzieren die Menge an Regenwasser, das in die Flüsse abfließt. Ziel muss es sein, Wasser wieder so lange wie möglich in der Landschaft zu halten. „Diese Maßnahmen nutzen auch bei Trockenzeiten und bei Starkregen, sie helfen der Artenvielfalt und sichern Bodenfruchtbarkeit, weil sie den Landschaftswasserhaushalt insgesamt verbessern“, so Margraf. Hochwasserschutz müsse an den Ursachen ansetzen und nicht nur Symptome bekämpfen.

Der BN betont zudem: „Wir brauchen auch dringend mehr Flächenvorsorge in der Bauleitplanung“. Dass die Polder mit einem schon jetzt hohen und steigenden Schadenspotential begründet werden, zeigt doch, dass wider besseres Wissens in den letzten Jahren Flächen neu bebaut wurden, die bei Hochwasser gefährdet sind. Das muss ein Ende haben“, so Mergner. Der BN verweist hierzu auch auf eines der neu vorgelegten Gutachten von Prof Dr. Stefen Greiving, das Bayern den schlechtesten Schutz von hochwassergefährdeten Flächen und den Poldern sogar eine negative Wirkung bescheinigt.

Zudem kritisiert der BN, dass bei der Schadensreduktion „Äpfel mit Birnen“ verglichen würden. Während die Schadenspotentiale für ein tausendjährliches Hochwasser ( HQ1000) berechnet wurden, ist die Wirkung der Polder aber nur für ein ca. zweihundertjährliches Hochwasser (HQ100 + 15%) berechnet.