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Problembaum Fichte durch Kyrill besonders betroffen

Bund Naturschutz fordert raschen Waldumbau

23.01.2007

Wie schon von den Stürmen vorher sind in Bayerns Wäldern vom Orkan Kyrill besonders die Fichtenwälder geschädigt worden. Viele Fichtenwälder sind grundsätzlich instabiler als Laubmischwälder und zudem bereits durch Borkenkäferbefall, Schneebruch oder frühere Stürme vorgeschädigt. Der Bund Naturschutz (BN) appelliert deshalb an die Staatsregierung die Umwandlung der instabilen Fichtenwälder noch stärker zu fördern. „Angesichts vieler Fichtenmonokulturen im Staatswald erwarten wir von den Bayerischen Staatsforsten, dass die erzielten Gewinne in die Begründung von Mischwäldern reinvestiert werden“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BN. „Wir appellieren an die verantwortlichen Politiker endlich eine klimafreundliche Politik umzusetzen. Wir halten es für eine zentrale Staatsaufgabe, Bevölkerung und Waldbesitzer vor milliardenschweren Schäden zu bewahren, die durch den hausgemachten Klimawandel ausgelöst bzw. verstärkt werden.“

 

Fichte: vom Brotbaum zum Notbaum

Knapp die Hälfte der bayerischen Wälder ist heute noch mit Fichten bestockt. Der Orkan Kyrill trägt dazu bei, dass die Fichten weniger werden, denn etwa 90 % der geworfenen Bäume sind Fichten. Die Fichtenwälder sind von je her sehr anfällig gegen Sturm und Borkenkäfer. Der eingetretene Klimawandel mit zunehmenden Dürreperioden, Sturmereignissen und Starkniederschlägen verschärft das Problem zusätzlich. Die Fichte ist mittlerweile vom einstigen Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft zum Notbaum geworden. Viele Waldbesitzer haben aber mittlerweile erkannt, dass die Fichte immer mehr zum Problem wird und dass es sich nicht lohnt, langfristig gegen die Natur zu arbeiten. Nach Ansicht des BN müssten deshalb mehr Fördergelder zur Verfügung gestellt werden und die Beratung der Waldbauern durch die Forstverwaltung intensiviert werden, anstatt die Beratungsförster jetzt abzubauen, wie im Rahmen der Forstreform beschlossen wurde.

 

 

Auf die Weißtanne kommt es an!

Eine besondere Rolle beim Wiederaufbau stabiler Wälder kommt dabei der Weißtanne zu. Die Tanne wurzelt tief, ist also sehr stabil, und wird von Dürreperioden und Stürmen weit weniger geschädigt als die Fichte. Aufgrund ihrer guten Holzeigenschaften kann sie deshalb die Fichte sehr gut ersetzen, die bisher v.a. im Privatwald als beliebtes Bauholz gerne angebaut wurde. Bislang haben junge Weißtannen aber wenig Chancen hoch zuwachsen, weil sie vielerorts von überhöhten Schalenwildbeständen aufgefressen werden. Der BN appelliert deshalb an die Jäger, die Waldbesitzer zu unterstützen und den Grundsatz Wald vor Wild umzusetzen, indem sie die Schalenwildbestände auf ein waldverträgliches Maß absenken.

 

Monokulturen auch im Staatswald in Mischwälder umwandeln

Nach der Bundeswaldinventur sind im Staatswald von den 380.000 ha Fichtenwäldern über 80.000 ha Fichtenmonokulturen. Vor allem in diesen naturfernen Staatswäldern sind verstärkte Anstrengungen notwendig, um Mischwälder aus standortsheimischen, stabilen Baumarten zu begründen. Dies ist besonders in den von Kyrill betroffenen fichtenreichen Gebieten Nordostbayerns vom Frankenwald bis zum Bayerischen Wald der Fall. Dass hier deutlich mehr als bisher getan werden muss, belegt die Bundeswaldinventur, nach der allein im bayerischen Staatswald über 20.000 ha Fichtenmonokulturen nachgewachsen sind. Die von den Bayerischen Staatsforsten angestrebten ca. 2.000 ha Neukulturfläche pro Jahr erscheinen vor diesem Hintergrund deutlich zu gering.

 

Dr. Ralf Straußberger

 

Tel 0911/81 87 8-22,

Fax 0911/86 95 68,

Email ralf.straussberger@bund-naturschutz.de