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Reaktorkatastrophe von Tschernobyl: Bayerns Pilze nach wie vor mit Radioaktivität belastet

Aufgrund des wechselhaften Wetters gibt es heuer ungewöhnlich viele Wildpilze in Bayerns Wäldern. BN und Umweltinstitut München haben Pilze auf Strahlenbelastung untersucht und warnen vor übermäßigem Verzehr.

28.10.2022

Bayerns Wildpilze können immer noch eine teils nicht unerhebliche Belastung mit radioaktivem Cäsium aufweisen, das hauptsächlich vom Reaktorunglück in Tschernobyl von 1986 stammt. Dies bestätigen die jährlichen Messungen des Umweltinstituts München, von denen in diesem Jahr einige in Zusammenarbeit mit dem BUND Naturschutz in Bayern durchgeführt wurden. Vor allem Pilze aus Südbayern sind betroffen. Insbesondere der beliebte Maronenröhrling ist hier problematisch. Spitzenreiter waren Maronenröhrlinge aus dem Landkreis Memmingen mit 594 Becquerel pro Kilogramm.   

Dr. Hauke Doerk vom Umweltinstitut erklärt: „In Wäldern nimmt die radioaktive Kontamination aus der Tschernobyl-Katastrophe über die Jahrzehnte leider nur sehr langsam ab. Südbayern ist vom radioaktiven Niederschlag aus Tschernobyl stärker betroffen als andere Teile des Landes. Die Belastung ist aber auch dort je nach Region und Sorte stark unterschiedlich. Beispielsweise haben wir in Proben von Maronenröhrlingen aus dem Großraum München in den letzten Jahren unter 40 bis über 2000 Becquerel pro Kilogramm gemessen.“ Mit der interaktiven Karte auf www.umweltinstitut.org/waldproduktmessungen können Bürger*innen Messergebnisse von Pilzen und Waldprodukten der letzten Jahre einsehen und sich einen Überblick verschaffen.

Für den Handel in der EU gilt derzeit ein Grenzwert von 600 Becquerel pro Kilogramm für die Belastung mit Caesium. Für Milch und Säuglingsnahrung ist ein Grenzwert von 370 Becquerel pro Kilogramm festgesetzt. Das Umweltinstitut und der BN empfehlen eine Absenkung der Grenzwerte. Insgesamt sollten selbst gesuchte Schwammerl nur in Maßen gegessen werden, raten Expert*innen. Besonders Schwangere und Kinder sollten vorsichtig sein.

„Die Ergebnisse unserer Messungen führen uns noch einmal eindrucksvoll vor Augen, wie gefährlich Atomkraft ist und wie sie unser Leben für Jahrzehnte beeinflussen kann“, betont der Landesbeauftragte des BN Martin Geilhufe.

BUND Naturschutz und Umweltinstitut München fordern schon seit Jahrzehnten einen Ausstieg aus der Atomkraft in Bayern und Deutschland.