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Reichswaldbilanz 2010

"Den engagierten BürgerInnen gebührt der Dank der Region!" Ihr Einsatz ist aber auch bitter nötig

01.07.2010

Vor einem Jahr schlug der BN Alarm und behauptete "Waldschutz ist im Jahre 2009 wieder fast so wie vor 37 Jahren, als es im Raum Nürnberg hieß 'Rettet den Reichswald'.  Trotz der Gesetze ist die Grüne Lunge so gefährdet wie lange nicht mehr."

 

2010 können wir konstatieren: Tatsächlich gibt es so viele Eingriffsvorhaben wie noch nie. Aber wie vor 38 Jahren steht auch der Protest der BürgerInnen. Kaum ein geplanter Eingriff im Reichswald geht derzeit glatt durch. An allen Ecken, wo staatliche Behörden, staatliche Eigenbetriebe, Kommunen oder Wirtschaftsbetriebe die Säge an den Wald anlegen wollen, gibt es Ärger.

 

Dank gebührt den Aktiven in Bürgerinitiativen, Bündnissen und Aktionsgruppen, die ihre Freizeit opfern, um der Allgemeinheit nicht nur einen der größten und schönsten Wälder an einer deutschen Großstadt, sondern auch den Garant für saubere Luft, Abkühlung der überhitzten Städte und Naturerlebnisraum zu erhalten. Sie wurden und werden dankenswerterweise unterstützt durch Unterschriften und Einwendungen von 14.000 BürgerInnen (Nordspange), 8.000 (Südumfahrung), 1.000 (Gewerbegebiet Feucht und Südanbindung), 1.000 (Sportplatz Tennenlohe), 500 (PWC-Anlage Moosbach). Online-Umfragen der Zeitungen Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung und Abendzeitung ergaben zu Eingriffsprojekten, dass die Mehrheit mehr Schutz des Reichswaldes wünscht.

 

Die Umweltverbände wie der BN wären ohne das Engagement der BürgerInnen und deren Spendenbereitschaft nicht allein in der Lage, den Reichswald zwischen Erlangen und Roth zum Kampfthema zu machen.

 

"Den Bürgerinnen und Bürgern gebührt der Dank der ganzen Region für ihr ehrenamtliches Engagement zum Schutz der grünen Lunge. Es ist aber die Aufgabe der Behörden, den Reichswald als Bannwald zu schützen und nicht Schlupflöcher zu suchen, um die besten Wege zur Waldvernichtung zu finden. Wir fordern die Autobahndirektion Nordbayern, das Staatliche Bauamt Nürnberg, den Betrieb Bayerische Staatsforsten, die Städte Nürnberg und Erlangen, die Märkte Feucht, Heroldsberg und Wendelstein, den Betrieb Bayerische Staatsforsten, die Flughafen Nürnberg GMBG, die Firma AW Faber-Castell Sandverwertung GmbH & Co. KG, den Diehl-Konzern und natürlich die Regierung von Mittelfranken als überwiegend zuständige Aufsichtsbehörde auf, endlich den Schutz des Reichswaldes in seinem heutigen Bestand ernst zu nehmen," so der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger.

 

"Letztlich ist es aber eine Aufgabe der Parteien und der zuständigen Minister Joachim Herrmann (Inneres), Helmut Brunner (Forst) und Dr. Markus Söder (Umwelt), hier für Klarheit zu sorgen, dass der Reichswald nicht wieder zu Verfügungsmasse für Planungsspiele aller Art missbraucht werden kann und die Behörden hier Waldschutz betreiben müssen", so Weiger.

 

"Wir appellieren an alle, die in politischen Gremien der Region Verantwortung übernommen haben, gemeinsam den Schutz des Reichswaldes wieder zu stärken", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN.

 

Am Samstag, 10. Juli und Sonntag, 11. Juli 2010 findet zum 38. Mal das Reichswaldfest des Bundes Naturschutz gemeinsam mit dem Forstbetrieb Nürnberg, dem Amt für Landwirtschaft und Forsten Fürth und befreundeten Natur- und Umweltschutzverbänden am Schmausenbuck östlich des Nürnberger Tiergartens statt. Der Bund Naturschutz lädt dazu alle Freundinnen und Freunde des Waldes herzlich ein.

 

Die Hauptforderungen des BN zum Reichwaldfest 2010 sind: "Beendigung der Planungen zur Südumfahrung bei Erlangen und zur Nordspange am Flughafen. Kein Staatswaldverkauf für Gewerbegebiete im Bannwald".

 

Derzeit plant und organisiert die Autobahndirektion Nordbayern mit Sitz in Nürnberg folgende Eingriffe in den Reichswald: Sechsspuriger Ausbau der A6 Nürnberg-Heilbronn von der Anschlussstelle Roth bis zum Kreuz Nürnberg-Süd, eine Zusammenlegung des Autobahnkreuzes Nürnberg-Süd mit der Anschlussstelle Fischbach (Waldverbrauch ca. 30 Hektar) und sechsspuriger Ausbau bis zum Kreuz Nürnberg-Ost, Neubau einer PWC-Anlage an der A6 bei Moosbach (ca. 5 ha), Ausbau der PWC-Anlage bei Brunn (ca. 1 ha).

 

Das Staatliche Bauamt Nürnberg betreibt folgende Eingriffe: Neubau der Nordspange zum Flughafen B 4f (ca. 40 ha), Ausbau der Staatsstraße Feucht-Penzenhofen St 2239 (ca. 5 ha), Neubau der Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher St 2240 (ca. 20 ha).

 

Die Stadt Nürnberg plant und betreibt aktuell ebenfalls gravierende Eingriffe: Rodungen der Reste der Maiacher Soos für den Hafen (ca. 4 ha), Ausweisung eines Industriegebietes im Eibacher Forst (südlich der Wiener Straße südlich des Hafens; ca. 30 ha), Ausweisung einer Industriefläche für eine Asphaltmischanlage an der Breslauer Straße (ca. 1 ha), Neubau einer Lände am Hafen, Rodungen für die Lagune im Tiergarten, Südanbindung des Gewerbeparkes Nürnberg-Feucht über die Beteiligung am Zweckverband (ca. 8 ha), geplante Hochwasserfreilegung Ziegelstein (ca. 2 ha) und Neubau eines Radweges vom Zollhaus nach Wendelstein, Bau einer Abwasserleitung von Kalchreuth nach Nürnberg.

 

Die Stadt Erlangen betreibt die Rodung von Reichswald im Rahmen der Erweiterung des Universitäts-Südgeländes und Ausweisung eines Sportplatzes bei Tennenlohe (ca. 1 ha).

 

Der Markt Feucht plant Großes im Reichswald: Ausweisung eines Gewerbegebietes am Leimbühl (ca. 16 ha), Südanbindung des Gewerbeparkes Nürnberg-Feucht über die Beteiligung am Zweckverband.

 

Der Markt Wendelstein plant im Reichswald die Südanbindung des Gewerbeparks Nürnberg-Feucht über die Beteiligung am Zweckverband und hat soeben Rodungen für einen Radweg von Wendelstein nach Röthenbach b. St. Wolfgang vorgenommen.

 

Der Markt Heroldsberg plant im Reichswald eine Erweiterung einer Sportanlage.

 

Der Diehl-Konzern will ein Industriegebiet Röthenbach an der Pegnitz (ca. 50 ha) durchsetzen.

 

Die Flughafen Nürnberg GMBH will den Reichswald kappen mit Rodungen zur sog. Hindernisbereinigung am Flughafen (ca. 35 ha, knapp 5 ha wurden bereits zur Kosteneinsparung bei Buchenbühl gerodet).

 

Der Betrieb Bayerische Staatsforsten die Säge anlegen z.B. für ein geplantes Sandabbaugebiet Herrnau an der Röthenbachklamm bei Altdorf (40 ha), ein geplantes Sandabbaugebiet bei Ungelstetten (49 ha) oder eine Erweiterung des Sandabbaugebietes nördlich Gsteinach bei Schwarzenbruck (41 ha).

 

Die Firma AW Faber-Castell Sandverwertung GmbH & Co. KG plant Rodungen für ein geplantes Sandabbaugebiet südlich Schwarzenbruck (83 ha) und ein geplantes Sandabbaugebiet bei Pyrbaum (84 ha).

 

Nur wenige Eingriffe sind gut begründet und wurden z.B. wie die geplante Hochwasserfreilegung Ziegelstein nach Vorschlägen zum Waldschutz optimiert, um den Eingriff gering zu halten (Waldverbrauch ca. 2 Hektar). Auch der Neubau eines Radweges vom Zollhaus nach Wendelstein ist sinnvoll.

 

Ein Reihe geplanter Eingriffe konnte bisher kräftig aufgehalten werden, darunter die Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher, deren Planung seit Jahren hängt, ein Sandabbau am Birkensee, der 2009 verhindert werden konnte, die Nordspange, wo ein zweiter Erörterungstermin erzwungen werden konnte, die Südanbindung zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht, wo die Regierung mittlerweile Probleme sieht und weitere Rodungen zur Hindernisbereinigung am Flughafen, wo der öffentliche Protest zu Zugeständnissen bei den Planungsverfahren führte.

 

Nicht aufhalten konnten die WaldschützerInnen im letzten Jahr die Rodungen für Institute am Universitäts-Südgelände in Erlangen, die Rodung des Flughafens zur sog. Hindernisbereinigung bei Buchenbühl und die Rodung zum Ausbau der PWC-Anlage bei Brunn.

 

 

Reichswaldfest mit vielen Unterstützern

 

Erfreulich ist die große Zahl der Unterstützerverbände und die Präsentation der Behörden beim 38. Reichswaldfest: Neben BN und Forstbetrieb sind dabei die Aktionsgemeinschaft gegen die Nordanbindung, das Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein, die BI Moosbach, die BI Rettet das Schwabachtal, die Jugendorganisation Bund Naturschutz, die BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, der Landesbund für Vogelschutz, der Zeidlerverein Nürnberg und Umgebung e.V., das Umweltamt der Stadt Nürnberg, die Ämter für Land- und Forstwirtschaft Fürth und Hersbruck, der Verein Waldwichtel, die Pilzabteilung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V., der Fränkische Albverein, der Touristenverein Die Naturfreunde, die Initiative Pro Bahn e.V., der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ADFC, der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg VGN, das Sozialforum Nürnberg und das Waldprojekt der Drogenhilfe MUDRA.

 

Für Kinder und Jugendliche gibt es die Möglichkeit, unter fachkundiger Betreuung der BN-Jugendbildungsstätte Wartaweil mit Helm und Seilen riesige Eichen zu erklettern. Unter dem Motto "Leben wie zu Robins Zeiten" wird bei der Jugendorganisation Kleidung selbst genäht. Pfeil und Bogen können beim Bogenturnier getestet werden. Im Märchenzelt gibt’s spannende Geschichten aus dem Mittelalter. Beim Imker kann man lebende Bienen im Bienenstock bei ihrer Arbeit zugucken. Es gibt Schafe aus der Nähe zu beobachten, Terrarien mit Pflanzen und Tieren aus dem Reichswald und die Möglichkeit, den Schmausenbuckturm zu bezwingen. Und natürlich den Reichswald als größtes Abenteuergelände.

 

 

für Rückfragen: Tom Konopka, Regionalreferent des Bundes Naturschutz

Fon. 0911/81 87 8-24, Mail tom.konopka@bund-naturschutz.de