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Schnellere Bahnverbindung München-Berlin statt ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt

Bund Naturschutz und Bürgerinitiative Das Bessere Bahnkonzept sind gegen naturzerstörerisches Milliardengrab für ICE

10.12.2002

Die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt als Teil der Magistrale München-Berlin ist das teuerste geplante Bahnprojekt Deutschlands. Ohne Konsequenzen aus der Skandalgeschichte um die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt zu ziehen, wollen CDU/CSU sowie Teile der SPD an dem geplanten Milliardengrab durch Nordbayern und den Thüringer Wald festhalten, anstatt die Alternativen des "Besseren Bahnkonzepts" zu verwirklichen. Dabei wurde die jahrelange Kritik
von Bund Naturschutz und Bürgerinitiative Besseres Bahnkonzept an der Unwirtschaftlichkeit endlich eingestanden: Allein für das Teilstück Nürnberg-Erfurt sind nach Bahnangaben die Kosten binnen eines Jahres nach Neuberwertung der Risiken um 700 Millionen Euro auf 4.91 Milliarden Euro explodiert. Die geplante Neubaustrecke ist eine Altlast aus der Zeit nach der Wiedervereinigung. Während in Thüringen einzelne Bauabschnitte verwirklicht sind, ist in Bayern noch kein Spatenstich erfolgt. Bund Naturschutz und Bürgerinitiative fordern die Abgeordneten im Deutschen Bundestag auf, endlich die sofort wirksamen Beschleunigungsmaßnahmen an der bestehenden Strecke in Anriff zu nehmen und sich endgültig aus Kosten- und Umweltgründen von der Dinosaurierplanung zu verabschieden.

Die Kosten für das Gesamtprojekt werden inzwischen nach einer Steigerung um eine Milliarde Euro auf 6,5 Mrd. Euro taxiert. Allein der Abschnitt Ebensfeld-Erfurt würde bei einer Länge von 106 Kilometern mit knapp 40 Kilometer an Tunneln und 9,5 Kilometern an Talbrücken Baukosten von über 25 Millionen Euro je Kilometer verschlingen. Eine Inbetriebnahme wäre nicht vor
dem Jahr 2015 möglich. Gerade wegen der horrenden Kosten der "längsten Hochgeschwindigkeitsuntergrundbahn" hatte die Bundesregierung unter SPD-Verkehrsminister Franz Müntefering die Neubaustrecke durch den Gottesgarten am Obermain, das Coburger Land und den Thüringer Wald auf Eis gelegt. Ähnlich wie beim Transrapid wurde, auch auf Druck der bayerischen Staatsregierung, das Projekt von SPD-Verkehrsminister Kurt Bodewig wieder ausgegraben, ohne natur- und Kostensparende Alternativen gründlich zu untersuchen. Der neue Verkehrsminister Manfred Stolpe schreckt bislang aus rein politischen Gründen vor einer Neubewertung der Planung zurück.

Bund Naturschutz und Bürgerinitiative haben in einer Studie die möglichen Fahrtzeiteinsparungen bei einer Modernisierung der bestehenden Strecke über den Thüringer Wald (Nürnberg-Lichtenfels-Saalfed-Halle/Leipzig-Berlin) unter Einbeziehung der Neubaustrecke Ingolstadt-München analysieren lassen. Das "bahnbrechende" Ergebnis:

Eine Fahrtzeitverkürzung zwischen München und Berlin um nahezu zweidreiviertel Stunden von derzeit sechs Stunden 40 Minuten auf fast vier
Stunden ist erreichbar. Mit dieser radikalen Reisezeitverkürzung ohne weitere Landschaftszerstörung in Nordbayern und Thüringen ist das Hauptargument der Neubaustreckenbefürworter entkräftet. Die Kosten für notwendige Modernisierungsmaßnahmen liegen unter einer Milliarde Euro. Somit könnten fünfeinhalb Milliarden Euro eingespart oder für den nötigen Ausbau der Bahn in der Fläche verwendet werden.

Bund Naturschutz und Bürgerinitiative fordern daher unverzüglich den politischen Stopp der Neubaustreckenplanung, die Einschaltung des
Bundesrechnungshofes sowie die unverzügliche Umsetzung des Beschleunigungskonzeptes für die bestehende Strecke.


Kundenfreundliche Bahn statt Geschenke an Großbauindustrie

Während die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt entgegen dem Koalitionsvertrag durchgesetzt werden soll, fehlen Geld und politischer Wille für die Umsetzung des Besseren Bahnkonzeptes. Doch das abschreckendes Beispiel der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-München bei der von einer unheiligen Allianz von Politik, Banken und Bauindustrie umwelt- und kostensparende Alternativen in den Wind geschlagen wurden, darf sich nicht wiederholen. Allein die geologischen und finanziellen Risiken der mit knapp 40 Tunnelkilometern geplanten längsten U-Bahn Deutschlands durch den Gottesgarten am Obermain,
das Coburger Land und den Thüringer Wald, sind Grund genug, sich von diesem Projekt zu Gunsten des Ausbaus zu verabschieden.


Netz 21 Strategie der Bahn AG sieht keinen Bedarf

Auch die Deutsche Bahn AG hat die Nachteile der ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt längst intern erkannt. Der Bereich Konzernentwicklung stellte schon 1998 öffentlich fest, dass "die Neubaustrecke keine entscheidende Netzwirkung" besitzt und forderte die Änderung des Bedarfsplans Schiene mit einer Konzentration der Investitionsmittel auf "Maßnahmen mit der größten Netzwirkung". Während Vorstand und Aufsichtsrat
der Bahn AG dies als Teil der "Netz 21"-Philosophie beschlossen und in der mittelfristigen Finanzplanung keine Finanzmittel eingestellt haben, wollen Bundesverkehrsminister Stolpe und der bayerische Ministerpräsident Edmund
Stoiber im Wettlauf der Großbauindustrie neue Aufträge sichern und die Bahn AG ein weiteres Mal unter Druck setzen.

Dies steht auch im Widerspruch zu Beschlüssen und Wahlversprechen der Bayern SPD, der Grünen auf Bundes- und Landesebene sowie den Aussagen der früheren SPD-Verkehrsminister, die eine vorurteilsfreie Prüfung der Alternativen zur
Weiterführung des Projektes zugesagt hatten. Das Festhalten an der veralteten Planung konterkariert sowohl die Absicht zur Haushaltskonsolidierung wie die Position der Deutschen Bahn AG, knappe Finanzmittel für das Bestandnetz, für Projekte mit der größten
Verkehrswirkung und einem guten Kosten-Nutzen Verhältnis zu verwenden.
Gleichzeitig würde eine einmalige Natur- und Kulturlandschaft massiv geschädigt.


Richard Mergner
BN-Landesbeauftragter

Ludwig Trautmann-Popp
Vorsitzender BN-Kreisgruppe Bamberg

Heinz Schielein
Vorsitzender BI Besseres Bahnkonzept