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Schwedens Atomkehrtwende ist Desaster für Klimaschutz

Bund Naturschutz bewertet die Ankündigung des bayerischen Umweltministers Markus Söder zum Ausstieg aus dem Atomaus-stieg als Kampfansage an eine verantwortliche Energiepolitik

10.02.2009

„Das sture Festhalten an der Atompolitik und die Forderung nach dem Ausstieg aus dem Atomausstieg torpediert konkrete Klimaschutzmaßnahmen“, so kommentiert Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND und des Bundes Naturschutz in Bayern Äußerungen von CDU und CSU zum Beschluss der schwedischen Regierung, neue Atomkraftwerke bauen zu wollen. „Statt klarer Prioritäten für Energieeinsparung und den Verzicht auf klimaschädliche Subventionen für die Autoindustrie und Straßenbaufirmen wollen CDU/CSU  den Energiekonzernen weiter Milliardengewinne mit Atomstrom zu Lasten der Verbraucher ermöglichen“ so Weiger.

 

Schweden sollte lieber seine immense Energieverschwendung bekämpfen als den Neubau gefährlicher Atomkraftwerke ins Auge fassen. Der Pro-Kopf-Energieverbrauch Schwedens liege laut EU um mehr als ein Drittel höher als in Deutschland. Solche Energieverschwendung könne kein Vorbild für andere Länder sein. Dass Atomkraft Haupthemmnis für die Durchsetzung konkreter  Klimaschutzmaßnahmen sei, habe das Umweltbundesamt schon 1997 in einer Studie festgestellt, für deren unzensierte Veröffentlichung die damals zuständige Umweltministerin Angela Merkel gelobt wurde.

 

Beschlüsse, neue Atomkraftwerke zu bauen seien – wie viele gleichlautende Ankündigungen in den letzten Jahrzehnten von der USA bis Russland – weitgehend folgenlos geblieben und nicht mehr als eine Gefälligkeit für die Not leidende Atomindustrie. „Der einzige in Westeuropa im Bau befindliche Atomreaktor in Finnland ist finanziell und sicherheitstechnisch ein großes Desaster“ so Weiger. Der Bau hinkt bereits viele Jahre hinter dem Plan her und die Betreiberfirmen (z.B. Siemens) beklagten Folgekosten in Milliardenhöhe, obwohl der Bau mit zinsgünstigen Krediten der bayerischen Landesbank finanziert werde.

 

Die Atomenergie sei in vielen Staaten schon heute die am höchsten subventionierte Energieform, von den offenen Sicherheitsfragen und der völlig ungeklärten Entsorgung ganz abgesehen. Trotzdem musste die Atomindustrie schon vor Jahren einräumen, dass Strom aus neuen Atomkraftwerken viel teurer ist als Strom aus Wind- oder Gaskraftwerken. Die von der Finanzkrise gebeutelten Regierungen sollten nicht weitere Subventionstöpfe aufmachen.

 

Der schwedische Bildungsminister Björklund bringe es auf den Punkt, wenn er zu bedenken gibt, dass „frühestens in 13 bis 15 Jahren“ ein neuer Reaktor in Betrieb gehen könnte. Bis dahin, so hofft der BUND, wird auch Schweden mit dem aktiven Klimaschutz begonnen haben, von der Energieeinsparung bis zu den Erneuerbaren Energien.

 

Für Rückfragen:

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0911/81 87 8-25 oder 0171-6394370