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Trockenheit zunehmendes Problem für die Landwirtschaft

Klimaextreme nehmen zu - BUND Naturschutz und Bauern fordern am Klimaaktionstag zur Verhinderung der Klimakrise ebenso entschiedenes politisches Handeln wie bei der Covid-19-Pandemie

24.04.2020

Mit der sich abzeichnenden Frühjahrstrockenheit - die Dritte in den letzten drei Jahren - zeigt sich, dass die Landwirtschaft schon jetzt hauptbetroffen von der Klimakrise ist.Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für das gesamte Jahr 2020 in allen deutschen Regionen um 1,0 - 1,5 Grad höhere Temperaturen als im Mittel des 30jährigen Bezugszeitraums 1981 - 2010. In dieser Situation fordern BUND Naturschutz und Bauern von Staatsregierung und Landtagspolitik entschiedenes Handeln für den Klimaschutz.

„Bayern muss Vorreiter einer konsequenten Klimaschutzpolitik werden“, so Richard Mergner, BN Landesvorsitzender. „Die neue Förderperiode der EU Agrarpolitik muss jetzt genutzt werden, um eine klima-, boden- und wasserschützende Landbewirtschaftung voranzubringen, statt Milliarden Euro nur nach Flächenbesitz zu verteilen. Ministerpräsident Markus Söder und Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber stehen in der Pflicht, sich bei der nächsten Agrarministerkonferenz Anfang Mai für eine nachhaltige und klimaschützende Ausgestaltung der EU Agrarzahlungen stark zu machen. In einem bayerischen Klimaschutzgesetz müssen jetzt auch endlich verbindliche Ziele für die Minderung der Treibhausgasemissionen festgelegt werden. Nur dann wird es gelingen, die Erderwärmung, wie auf der Pariser Klimakonferenz beschlossen, auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Um eine Reduktion der Treibhausgase, wie Kohlendioxid, um 50 Prozent bis zum Jahr 2030 zu erreichen, müssen die dreckigsten Kohlekraftwerke sofort stillgelegt werden und Prioritäten für Energiesparen und Energieeffizienz auf allen Ebenen gesetzlich festgeschrieben werden“, so Mergner.

Wir brauchen Investitionen in eine grüne statt eine graue Infrastruktur“, ergänzt Martin Geilhufe, BN Landesbauftragter. „Geplante Milliardenausgaben für Straßen- und den Flughafenbau müssen umgewidmet werden in Förderprogramme zur Energieeinsparung, den Ausbau erneuerbaren Energien und die Förderung des ökologischen Landbaus“, so Geilhufe.

Wasser wird kostbarer

Bei den Klimaprojektionen ergibt sich, dass die Trockenheit in Bayern zunimmt, je weiter man nach Nordosten kommt. Für das Fünf-Jahresmittel 2025-2029 werden im westlichen und östlichen Teil Deutschlands um 1,5 - 2,0 Grad höhere Temperaturen vorhergesagt. Mehr Info hier 

Beispiel Unterfranken

Hotspot des Klimawandels: der Norden Bayerns, kaum mehr als 500 Liter Niederschläge pro Quadratmeter jährlich, schlecht verteilt, immer öfter als Starkniederschlagsereignisse, die der Boden kaum in der Lage ist aufzunehmen. Das dritte Jahr in Folge, in dem Frühjahrstrockenheit die Kulturen nicht wachsen und Neuansaat nicht keimen lässt. Trockenheit wird Verzweiflung stiftende Normalität - für alle Bäuerinnen und Bauern.


Matthias Klöffel, Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Rhön Grabfeld: „Die Natur nimmt uns jede Illusion. Als Bodenbewirtschafter in Wald und Flur sehen wir eine Katastrophe auf uns zu kommen. Was es braucht: den engagierten Kampf für den Klimaschutz - und neue und innovative Konzepte für unsere Landwirtschaft, um auch zukünftig ökonomisch und ökologisch nachhaltig Landwirtschaft betreiben zu können: für unseren Landkreis und alle Regionen, die trocken fallen.“

BBV-BN Projekt

Mit dem Projekt „Blühkulturen statt Mais“ hat der BBV gemeinsam mit dem BUND Naturschutz bereits 2019 ein Projekt gestartet, das neben dem Klimaschutz auch der Artenvielfalt dient. Auf über 100 ha wurden artenreiche Dauerkulturen angelegt, die frühestens Ende Juli für die Biogasnutzung beerntet werden. Es bleibt eine dauerhafte Bodenbedeckung stehen, die der Austrocknung des Bodens vorbeugt, die Winterniederschläge nutzen kann und gleichzeitig Überwinterungsraum für viele Insekten, insbesondere Wildbienen liefert. Gleichzeitig wird der lokale Wasserabfluss durch Verbesserung der Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens verhindert und die Wasserverdunstung reduziert. „Die tiefwurzelnden Mischungspflanzen sichern den am Projekt beteiligten Landwirten einen relativ witterungsunabhängigen Ertrag. Für diese Kultur, die Veitshöchheimer Hanfmischung, bräuchten wir eine Sonderförderung im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm, denn wir sichern damit Artenvielfalt und ergänzen den Maisanbau für Biogasanlagen sinnvoll“, so Klöffel.

Ökolandbau als Humusspeicher

„Das Umsteuern in der Landwirtschaft muss jetzt beginnen, da es mehrere Jahrzehnte dauern wird, bis ausreichend Humus in den Böden aufgebaut sein wird“, erläutert Sepp Braun, Biobauer aus Freising, der auf seinem Hof ein nachhaltiges Kohlenstoffspeichersystem im Boden verwirklicht. „Der ökologische Landbau zeigt den Weg zu einer klimafreundlichen Landwirtschaft bereits auf. Durch den Verzicht auf mit hohem Energieeinsatz produzierte mineralische Düngemittel, eine flächengebundene Tierhaltung und die Speicherung von Kohlenstoff im Boden durch Humusaufbau, leistet er einen positiven Beitrag zum Schutz vor der Erderwärmung“, so Braun.

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, 0911 81 87 8 – 20,
oder mobil: 0160 76 14 336, marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Hintergrund

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel

siehe dort Seite 83f, S.87 f

Bodenwasserversorgung

Wie das Monitoring des Umweltbundesamtes von 2019 zeigt, „haben die Bodenwasservorräte in landwirtschaftlich genutzten in den letzten knapp 50 Jahren während der Vegetationsperiode mit signifikantem Trend abgenommen.

Humus stärkt Widerstandskraft der Böden

…Humus ist wichtiges Speichermedium für Nährstoffe und Wasser. Er sorgt für ein günstiges Bodengefüge, was den Luft-und Wasserhaushalt des Bodens positiv beeinflusst. Außerdem reduziert Humus die sommerliche Austrocknung, fördert die Aktivität der Bodenorganismen und die Entwicklung einer stabilen Bodenstruktur. Letztere schützt wirksam vor Bodenverdichtungen und Bodenerosion…….“.

…„Die Gehalte an organischer Substanz in Böden werden im Wesentlichen von den standorttypischen Gegebenheiten (Bodenart, Grundwasserstufen etc.) bestimmt und lassen sich daher nicht pauschal durch Zugabe von organischen Materialien erhöhen. Wirksame Steuerungsinstrumente sind hingegen veränderte Nutzungspraktiken. Auf landwirtschaftlichen Böden dienen beispielsweise Grünlandnutzung, Stallmistwirtschaft, Zwischenfruchtanbau oder das Belassen von Ernte- und Wurzelrückständen der Pflege und Akkumulation von Humus. Viele Trends, die sich derzeit mit der Intensivierung der Landwirtschaft vollziehen, laufen der Stabilisierung oder gar Mehrung der Humusge-halte allerdings entgegen.“